Neuronale Plastizität: Links vor Rechts
Nach einer Transplantation verdrahtet sich die linke Hand schneller wieder mit dem Gehirn als die rechte.
Mittlerweile können Mediziner durch Unfälle abgetrennte Hände routiniert wieder annähen oder sogar Spendergliedmaßen von Verstorbenen verpflanzen. Das Gehirn der Patienten lernt dann, die transplantierten Tast- und Greifwerkzeuge als die eigenen anzusehen. Bei Nachuntersuchungen zweier Patienten, die beide Hände verloren und fremde Organe erhalten hatten, machten französische Neurowissenschaftler um Angela Sirigu von der Universität in Lyon jetzt eine überraschende Beobachtung: Bei den beiden Rechtshändern war jeweils die linke Spenderhand schneller einsatzbereit als die rechte.
Die Bewegung der Gliedmaßen wird von der motorischen Rinde im Gehirn gesteuert, auf der jedes Körperteil eine eigene Region beansprucht. Nach einer Amputation werden arbeitslos gewordene Abschnitte durch stetig nachwachsende Nervenleitungen mit anderen Körperteilen verknüpft. Um zu überprüfen, wie schnell sich die fremden Hände den angestammten Hirnbereich "zurückerobern", untersuchten die Wissenschaftler zwei Rechtshänder, die drei Jahre nach einer Amputation Spenderhände erhalten hatten. Zu diesem Zweck reizten die Forscher mit starken Magnetfeldern einzelne Hirnareale und maßen, ob und wie sehr sich die Hand- oder Fingermuskeln daraufhin bewegten.
Ergebnis: Beim ersten Patienten nahm die linke Hand bereits zehn Monate nach der Verpflanzung wieder einen großen Abschnitt auf der motorischen Rinde ein, während die rechte Hand dazu 26 Monate brauchte. Zudem war ein stärkeres Magnetfeld nötig, um Bewegungen der rechten Hand auszulösen. Der zweite Patient hatte auch nach mehr als vier Jahren noch keine vollständige Kontrolle über seine rechte Hand erlangt – die linke gehorchte dagegen tadellos. Offenbar sind die für die dominante und die nicht-dominante Hand zuständigen Hirnrindenareale unterschiedlich wandelbar, so die Forscher. (sc)
Sirigu, A. et al.:Re-emergence of hand muscle representations in human motor cortex after hand allograft. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 10.1073pnas.0809614106, 2009.
Die Bewegung der Gliedmaßen wird von der motorischen Rinde im Gehirn gesteuert, auf der jedes Körperteil eine eigene Region beansprucht. Nach einer Amputation werden arbeitslos gewordene Abschnitte durch stetig nachwachsende Nervenleitungen mit anderen Körperteilen verknüpft. Um zu überprüfen, wie schnell sich die fremden Hände den angestammten Hirnbereich "zurückerobern", untersuchten die Wissenschaftler zwei Rechtshänder, die drei Jahre nach einer Amputation Spenderhände erhalten hatten. Zu diesem Zweck reizten die Forscher mit starken Magnetfeldern einzelne Hirnareale und maßen, ob und wie sehr sich die Hand- oder Fingermuskeln daraufhin bewegten.
Ergebnis: Beim ersten Patienten nahm die linke Hand bereits zehn Monate nach der Verpflanzung wieder einen großen Abschnitt auf der motorischen Rinde ein, während die rechte Hand dazu 26 Monate brauchte. Zudem war ein stärkeres Magnetfeld nötig, um Bewegungen der rechten Hand auszulösen. Der zweite Patient hatte auch nach mehr als vier Jahren noch keine vollständige Kontrolle über seine rechte Hand erlangt – die linke gehorchte dagegen tadellos. Offenbar sind die für die dominante und die nicht-dominante Hand zuständigen Hirnrindenareale unterschiedlich wandelbar, so die Forscher. (sc)
Sirigu, A. et al.:Re-emergence of hand muscle representations in human motor cortex after hand allograft. In: Proceedings of the National Academy of Sciences, 10.1073pnas.0809614106, 2009.
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