News: Loch an Loch in der Milchstraße
Möglicherweise gibt es in unserer Milchstraße deutlich mehr schwarze Löcher, als das bisher bekannte halbe Dutzend. Jordi Miralda und Andrew Gould von der Ohio State University vermuten, dass die Löcher sich nach und nach im Zentrum der Galaxis ansammeln werden. Auf ihrem Weg durchs Weltall verlieren sie nämlich bei jedem Vorbeiflug eines Sterns einen kleinen Teil ihrer Bahnenergie. Als Folge gewinnt die Gravitationskraft des galaktischen Zentrums immer größeren Einfluss auf den Weg des schwarzen Loches und zwingt es schließlich in seine Nähe.
Allerdings dauert der Prozess sehr lange. Die Astronomen rechneten aus, wie viele schwarze Löcher in der Milchstraße diesen "Lebensweg" bereits gegangen sein könnten, indem sie annahmen, dass unsere Galaxie zehn Milliarden Jahre alt ist. Dann kommen nur jene Löcher in Frage, die sich innerhalb eines Radius´ von 15 Lichtjahren um das Zentrum befunden haben. Außerdem schätzten Miralda und Gould ab, wie viele schwarze Löcher diese Bedingungen wohl erfüllt haben. "Wir denken, dass ein Fünftel der Sterne, die achtmal größer sind als die Sonnenmasse, schwarze Löcher übriggelassen haben", sagt Miralda. "So sind wir auf 25 000 gekommen."
Irgendwann fällt schließlich jedes der Objekte in das massereiche schwarze Loch direkt im Zentrum der Milchstraße. Doch gleichzeitig wandern neue Löcher von außen nach.
Das Modell nachzuprüfen, dürfte schwierig sein. Eine Möglichkeit wäre es, die Gravitationswellen aufzuspüren, wenn ein kleines Loch in das Zentrum stürzt. Allerdings braucht man dafür einen entsprechenden Detektor, der im Weltall stationiert ist. Es gibt jedoch noch einen indirekten Weg, die Wirkung der schwarzen Löcher zu beobachten: Bei jeder Begegnung mit einem Stern ziehen die beiden Objekte sich auf Grund der Gravitation gegenseitig an. Dadurch wird das schwarze Loch ein wenig gebremst und der relativ leichte aktive Stern wird aus seiner bisherigen Bahn in die Außenbereiche der Milchstraße katapultiert. Deshalb dürfte es nur noch wenige alte und kleine Sterne in der Zentralregion geben. Diese müssten sich mittlerweile auf stark elliptischen Wegen befinden. Miralda ist sehr zuversichtlich: "Die Chancen stehen gut, dass wir beide Effekte erkennen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 6.3.2000
"Ein neues Puzzleteil" - Spektrum Ticker vom 31.3.2000
"Galaxien und schwarze Löcher wachsen zusammen heran"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 24.3.2000
"Ein unvermutet starker Typ"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 8/99, Seite 26
"Die Enthüllung der Schwarzen Löcher"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 8/99, Seite 31
"Ein Schwarzes Loch auf frischer Tat ertappt"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 8/99, Seite 34
"Wie eine Balkengalaxie ihr Schwarzes Loch füttert"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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