News: Lockmittel für Dornenkronen
Nicht nur der Mensch gefährdet die Korallenriffe, sie haben auch natürliche Feinde. Seit den achtziger Jahren beobachten Meeresforscher eine explosionsartige Vermehrung des SeesternesAcanthaster planci. Das wegen seines stacheligen Äußeren auch Dornenkrone genannte Tier wird bis zu 60 Zentimeter groß und hat einen beträchtlichen Appetit. Es stülpt seinen Magen aus der Mundöffnung über die lebenden Polypen der Korallen und verdaut sie, sodass nur noch das tote Skelett übrig bleibt.
Die Wissenschaftler rätseln noch, warum die Dornenkronen in letzter Zeit so rapide zugenommen haben – sei es ein Rückgang natürlicher Feinde oder eine Zunahme an Planktonorganismen, die eine wichtige Nahrungsgrundlage der Larven und Jungtiere der Seesterne darstellen. Auch seine Bekämpfung verlief bisher nur mit mäßigen Erfolg. Eine Möglichkeit ist das Einsammeln der Tiere, doch dafür müssten sie erst angelockt werden, und ein effektives Lockmittel für die Dornenkronen kannten die Meeresbiologen bisher nicht. Auf der von der American Chemical Society organisierten Tagung International Chemical Congress of Pacific Basin Societies in Honolulu stellte Daisuke Uemura von der japanischen Nagoya University am 17. Dezember 2000 ein neues Fraßstimulanz für Acanthaster vor (Abstract). Seine Arbeitsgruppe bediente sich dabei eines entfernteren Verwandten des Seesternes. Aus der Eingeweide der SeegurkeToxopneustes pileulus – ebenfalls ein Stachelhäuter – isolierten sie ungesättigte Fettsäuren, unter anderem Arachidonsäure und Linolensäure. Wie ihre Experimente zeigten, locken diese Substanzen die Dornenkronen an.
Bisher konnten die Wissenschaftler damit nur wenige Tiere fangen. Andere Bekämpfungsmöglichkeiten wie der Einsatz von Gift scheiden jedoch aus, da er auch andere Organismen mit schädigen würde. Die alternative Bejagung mit Harpunen ist aufwendig und schwierig, insbesondere da Seesterne äußerst robuste Tiere sind: Selbst aus einem einzelnen Arm kann sich wieder ein kompletter Seestern regenerieren. Auch wenn die Wissenschaftler sich noch nicht sicher sind, inwieweit ihre Entdeckung zum Schutz der Korallenriffe beitragen kann, gibt sich Uemura optimistisch: "Auch wenn wir nicht alle Korallenriffe der Erde vor der Zerstörung bewahren können, ist unsere Forschung jedoch hilfreich für die Rettung einiger von ihnen."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 15.12.2000
"Sonnenschutz für Korallen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 2.8.2000
"Wärmere Gewässer auf der Nordhalbkugel"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 3/93, Seite 84
"Das Ausbleichen von Korallen"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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