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News: Lockmittel für Dornenkronen

Weltweit gelten tropische Korallenriffe als bedroht. Nicht nur Umweltverschmutzung und Klimawandel setzen diesen Ökosytemen zu, sondern auch natürliche Feinde. Einer davon ist die Dornenkrone, ein großer Seestern, der riesige Flächen der Riffe abweidet und damit zerstört. Japanische Wissenschaftler haben jetzt aus einem ihrer entfernteren Verwandten, einer Seegurke, zwei Fettsäuren isoliert, welche die Seesterne anlocken.
Jeder Taucher wird es bestätigen: Tropische Korallenriffe gehören zu den faszinierendsten Ökosystemen der Erde. Wer sich hier einmal umgeschaut hat, kann sich ihrer Farbenpracht und Schönheit kaum entziehen. Leider sind diese Paradiese des Meeres stark bedroht – nicht zuletzt auch durch tauchende menschliche Besucher. Wachsende Meeresverschmutzung, zunehmende Stürme und steigende Wassertemperaturen schaden ihnen zusätzlich. Meereswissenschaftler schätzen, dass bereits 27 Prozent der Korallenriffe der Erde zerstört sind. Bis zum Jahr 2010 könnte dieser Anteil auf 40 Prozent steigen.

Nicht nur der Mensch gefährdet die Korallenriffe, sie haben auch natürliche Feinde. Seit den achtziger Jahren beobachten Meeresforscher eine explosionsartige Vermehrung des SeesternesAcanthaster planci. Das wegen seines stacheligen Äußeren auch Dornenkrone genannte Tier wird bis zu 60 Zentimeter groß und hat einen beträchtlichen Appetit. Es stülpt seinen Magen aus der Mundöffnung über die lebenden Polypen der Korallen und verdaut sie, sodass nur noch das tote Skelett übrig bleibt.

Die Wissenschaftler rätseln noch, warum die Dornenkronen in letzter Zeit so rapide zugenommen haben – sei es ein Rückgang natürlicher Feinde oder eine Zunahme an Planktonorganismen, die eine wichtige Nahrungsgrundlage der Larven und Jungtiere der Seesterne darstellen. Auch seine Bekämpfung verlief bisher nur mit mäßigen Erfolg. Eine Möglichkeit ist das Einsammeln der Tiere, doch dafür müssten sie erst angelockt werden, und ein effektives Lockmittel für die Dornenkronen kannten die Meeresbiologen bisher nicht. Auf der von der American Chemical Society organisierten Tagung International Chemical Congress of Pacific Basin Societies in Honolulu stellte Daisuke Uemura von der japanischen Nagoya University am 17. Dezember 2000 ein neues Fraßstimulanz für Acanthaster vor (Abstract). Seine Arbeitsgruppe bediente sich dabei eines entfernteren Verwandten des Seesternes. Aus der Eingeweide der SeegurkeToxopneustes pileulus – ebenfalls ein Stachelhäuter – isolierten sie ungesättigte Fettsäuren, unter anderem Arachidonsäure und Linolensäure. Wie ihre Experimente zeigten, locken diese Substanzen die Dornenkronen an.

Bisher konnten die Wissenschaftler damit nur wenige Tiere fangen. Andere Bekämpfungsmöglichkeiten wie der Einsatz von Gift scheiden jedoch aus, da er auch andere Organismen mit schädigen würde. Die alternative Bejagung mit Harpunen ist aufwendig und schwierig, insbesondere da Seesterne äußerst robuste Tiere sind: Selbst aus einem einzelnen Arm kann sich wieder ein kompletter Seestern regenerieren. Auch wenn die Wissenschaftler sich noch nicht sicher sind, inwieweit ihre Entdeckung zum Schutz der Korallenriffe beitragen kann, gibt sich Uemura optimistisch: "Auch wenn wir nicht alle Korallenriffe der Erde vor der Zerstörung bewahren können, ist unsere Forschung jedoch hilfreich für die Rettung einiger von ihnen."

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