News: Lösungsmittel auf dem Rückzug
Britische Forscher wollten die Nachteile der bisher für diesen Reaktionstyp eingesetzten Katalysatoren nicht in Kauf nehmen: Temperaturen zum Teil oberhalb 300 Grad Celsius und der Verbrauch von organischen Lösungsmitteln. Aus Umweltschutzgründen ist es sinnvoll, auf Lösungsmittel zu verzichten, wo immer es möglich ist. Ihre Rückgewinnung oder Entsorgung ist außerdem ein Kostenfaktor für die Industrie.
Drei verschiedene zyklische Kohlenwasserstoffe mit zwei beziehungsweise drei Doppelbindungen nahmen John Thomas von der Royal Institution of Great Britain und seine Kollegen ins Visier. In allen drei Fällen sind die Varianten mit nur einer Doppelbindung wichtige Zwischenstufen für die chemische Industrie, beispielsweise bei der Herstellung von Kunstfasern, Kunststoffen und Beschichtungen. Die Forscher entwickelten einen neuen Katalysator, der die drei Verbindungen bei relativ niedrigen Temperaturen selektiv umzusetzen vermag – ohne Anwesenheit eines Lösungsmittels.
Winzige Partikel aus den Metallen Ruthenium und Zinn, gleichmäßig und feinst verteilt in den Poren eines Trägermaterials aus Kieselerde, bilden das Herz des Katalysators. Die Kieselerde wird dazu mit einer Komplexverbindung beladen und dann erhitzt. Dabei verbrennen die Hüllen des Komplexes, übrig bleiben die Kerne: winzige Atomhäufchen, die sechs Ruthenium-, ein Zinn- und ein Kohlenstoffatom enthalten. Über das Zinn sind sie fest auf der inneren Oberfläche der Kieselerde verankert.
Interessant ist, dass solche bimetallischen Katalysatoren wesentlich besser und selektiver arbeiten als ihre Analoga mit nur einer Metallkomponente. John Thomas zeigt sich optimistisch: "Aufbauend auf diesem Prinzip wollen wir weitere Katalysatorsysteme entwickeln, um auch andere organische Verbindungen selektiv aber lösungsmittelfrei umzusetzen."
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.