Früher Mensch: Lucys Zeitgenossen nutzten Werkzeuge und aßen Fleisch
Ein internationales Forscherteam um Zeresenay Alemseged und Shannon McPherron hat in der Afar-Region Knochen entdeckt, die eindeutige Schnitt- und Schlagspuren von Steinwerkzeugen trugen. Unsere Vorfahren trennten damit das Fleisch vom Knochen ab oder brachen den Knochen auf, um an das Knochenmark zu gelangen. Die gefundenen Knochen sind etwa 3,4 Millionen Jahre alt – und damit der erste Beweis für ein neues Jagd- und Essverhalten von Australopithecus afarensis.
Werkzeuggebrauch verändert des Menschen Verhalten radikal
Bis jetzt stammte der älteste Beweis für das Schlachten von Tieren mithilfe von Steinwerkzeugen aus Bouri in Äthiopien: Dort fanden Forscher mehrere Knochen mit Schnittspuren, deren Alter sie auf 2,5 Millionen Jahre datierten. Die ältesten bekannten Steinwerkzeuge sind rund 2,6 bis 2,5 Millionen Jahre alt und wurden in der Nähe von Gona in Äthiopien gefunden. Allerdings entdeckten Archäologien weder in Bouri noch in Gona Fossilien der Werkzeughersteller. Dafür stießen sie im nahegelegenen Hadar auf einen 2,4 Millionen Jahre alten Oberkiefer eines frühen Vertreters der Art Homo. Deshalb gingen die meisten Paläoanthropologen davon aus, dass die Werkzeuge ausschließlich von frühen Vertretern der Gattung Homo hergestellt und benutzt wurden.
"Wir können mit großer Sicherheit sagen, dass die mit Schnittspuren versehenen Knochen zwischen 3,42 und 3,24 Millionen Jahre alt sind. Innerhalb dieses Zeitrahmens ist ein Alter von 3,4 Millionen Jahren jedoch am wahrscheinlichsten", sagt Jonathan Wynn, Geologe an der University of South Florida.
Spurensuche im Tuffstein
Wynn bestimmte das Alter der Knochen mithilfe von sehr gut dokumentierten und datierten Ablagerungen von Tuffstein (vulkanische Ablagerungen), die bereits zur Datierung von "Selam" verwendet worden waren. Sie sind auch aus dem nahe gelegenen Hadar bekannt, wo "Lucy" gefunden wurde. Die neue Fundstelle befindet sich in einer Drainage, einer Art natürlichem Ablaufkanal. Die dortigen Ablagerungen sind alle älter als eine vulkanische Tuffablagerung, deren Alter auf 3,24 Millionen Jahre bestimmt wurde. Zusätzlich befand sich unterhalb der Fundstätte eine weitere vulkanische Ablagerung, die auf ein Alter von 3,42 Millionen Jahre datiert werden konnte. Die mit Schnittspuren versehenen Knochen befanden sich sehr viel näher bei der Tuffablagerung unterhalb der Fundstätte. Dieser wiederum waren zahlreiche Schichten aufgelagert, deren Alter man ebenfalls schätzen konnte. So konnten die Forscher das geschätzte Alter der Knochen auf 3,4 Millionen Jahre verfeinern.
"Wenn wir uns Lucy beim Durchstreifen der ostafrikanischen Landschaft auf der Suche nach Nahrung vorstellen, sehen wir sie nun erstmals mit einem Steinwerkzeug in der Hand auf Fleischsuche", sagt Shannon McPherron, Archäologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der am Dikika-Forschungsprojekt beteiligt ist. "Mit Steinwerkzeugen ausgerüstet, mit deren Hilfe man Fleisch schnell vom Knochen schaben oder Knochen aufbrechen kann, wurden Tierkadaver zu einer attraktiven Nahrungsquelle. Dieser neue Verhaltenstypus wies unseren Vorfahren den Weg, der später zu zwei Eigenschaften führte, die unsere Art Homo definieren – der Verzehr von Fleisch sowie die Herstellung und der Gebrauch von Werkzeug."
Die zwei Knochen stammen von großen Säugetieren, die ungefähr die Größe einer Kuh und einer Ziege hatten. Die Fragmente der Rippen sowie des Oberschenkelschaftes sind gut erhalten, die Schnitt-, Schab- und Schlagspuren darauf klar zu erkennen. Mikroskopische Analysen zeigten, dass diese Spuren vor der Fossilisierung des Knochens zustande kamen. Hamdallah Béarat von der Arizona State University fand heraus, dass ein Schnitt sogar noch ein winziges, im Knochen eingelagertes Stück Stein enthielt, das vermutlich von der Bearbeitung übrig geblieben war. "Die meisten Spuren zeigen Eigenschaften, die zweifelsfrei darauf schließen lassen, dass sie von Steinwerkzeugen verursacht wurden", erklärt Curtis Marean von der Arizona State University, der die Spuren identifizierte.
Nature 466:7308, 2010.
"Diese Entdeckung verschiebt den bisher bekannten Zeitpunkt erheblich nach vorne, ab dem unsere Vorfahren die Spielregeln komplett änderten", sagt der Paläoanthropologe Alemseged von der Kalifornischen Akademie der Wissenschaften in San Francisco. "Der Werkzeuggebrauch hat die Interaktion unserer Vorfahren mit der Natur maßgeblich verändert, indem er den Verzehr neuer Nahrungsmittel und die Erschließung neuer Territorien ermöglichte. Er führte auch zur Herstellung neuer Werkzeuge – den Vorläufern von hochentwickelten Technologien wie Flugzeug, Magnetresonanztomographie und iPhone".
Werkzeuggebrauch verändert des Menschen Verhalten radikal
Bis jetzt stammte der älteste Beweis für das Schlachten von Tieren mithilfe von Steinwerkzeugen aus Bouri in Äthiopien: Dort fanden Forscher mehrere Knochen mit Schnittspuren, deren Alter sie auf 2,5 Millionen Jahre datierten. Die ältesten bekannten Steinwerkzeuge sind rund 2,6 bis 2,5 Millionen Jahre alt und wurden in der Nähe von Gona in Äthiopien gefunden. Allerdings entdeckten Archäologien weder in Bouri noch in Gona Fossilien der Werkzeughersteller. Dafür stießen sie im nahegelegenen Hadar auf einen 2,4 Millionen Jahre alten Oberkiefer eines frühen Vertreters der Art Homo. Deshalb gingen die meisten Paläoanthropologen davon aus, dass die Werkzeuge ausschließlich von frühen Vertretern der Gattung Homo hergestellt und benutzt wurden.
Die nun neu entdeckten fossilen Tierknochen aus Dikika sind noch wesentlich älter als die Funde in Gona. Sie wurden auf ein Alter von 3,4 Millionen Jahren datiert. Sie befanden sich nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, an der Alemsegeds Team zuvor schon "Selam" ("Lucys Baby") gefunden hatte, ein Mädchen der Art Australopithecus afarensis, das vor etwa 3,3 Millionen Jahren lebte. Der Fundort und das Alter der vom Werkzeuggebrauch gezeichneten Knochen lassen keinen Zweifel daran, dass Vertreter der Art A. afarensis bereits Fleisch verzehrten. "Die einzige Hominidenart, die es in diesem Teil Afrikas zu dieser Zeit gab, ist A. afarensis. Deshalb denken wir, dass die Schnittspuren, die wir an den Knochen entdeckt haben, von dieser Art verursacht worden sind", sagt Alemseged.
"Wir können mit großer Sicherheit sagen, dass die mit Schnittspuren versehenen Knochen zwischen 3,42 und 3,24 Millionen Jahre alt sind. Innerhalb dieses Zeitrahmens ist ein Alter von 3,4 Millionen Jahren jedoch am wahrscheinlichsten", sagt Jonathan Wynn, Geologe an der University of South Florida.
Spurensuche im Tuffstein
Wynn bestimmte das Alter der Knochen mithilfe von sehr gut dokumentierten und datierten Ablagerungen von Tuffstein (vulkanische Ablagerungen), die bereits zur Datierung von "Selam" verwendet worden waren. Sie sind auch aus dem nahe gelegenen Hadar bekannt, wo "Lucy" gefunden wurde. Die neue Fundstelle befindet sich in einer Drainage, einer Art natürlichem Ablaufkanal. Die dortigen Ablagerungen sind alle älter als eine vulkanische Tuffablagerung, deren Alter auf 3,24 Millionen Jahre bestimmt wurde. Zusätzlich befand sich unterhalb der Fundstätte eine weitere vulkanische Ablagerung, die auf ein Alter von 3,42 Millionen Jahre datiert werden konnte. Die mit Schnittspuren versehenen Knochen befanden sich sehr viel näher bei der Tuffablagerung unterhalb der Fundstätte. Dieser wiederum waren zahlreiche Schichten aufgelagert, deren Alter man ebenfalls schätzen konnte. So konnten die Forscher das geschätzte Alter der Knochen auf 3,4 Millionen Jahre verfeinern.
"Wenn wir uns Lucy beim Durchstreifen der ostafrikanischen Landschaft auf der Suche nach Nahrung vorstellen, sehen wir sie nun erstmals mit einem Steinwerkzeug in der Hand auf Fleischsuche", sagt Shannon McPherron, Archäologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der am Dikika-Forschungsprojekt beteiligt ist. "Mit Steinwerkzeugen ausgerüstet, mit deren Hilfe man Fleisch schnell vom Knochen schaben oder Knochen aufbrechen kann, wurden Tierkadaver zu einer attraktiven Nahrungsquelle. Dieser neue Verhaltenstypus wies unseren Vorfahren den Weg, der später zu zwei Eigenschaften führte, die unsere Art Homo definieren – der Verzehr von Fleisch sowie die Herstellung und der Gebrauch von Werkzeug."
Die zwei Knochen stammen von großen Säugetieren, die ungefähr die Größe einer Kuh und einer Ziege hatten. Die Fragmente der Rippen sowie des Oberschenkelschaftes sind gut erhalten, die Schnitt-, Schab- und Schlagspuren darauf klar zu erkennen. Mikroskopische Analysen zeigten, dass diese Spuren vor der Fossilisierung des Knochens zustande kamen. Hamdallah Béarat von der Arizona State University fand heraus, dass ein Schnitt sogar noch ein winziges, im Knochen eingelagertes Stück Stein enthielt, das vermutlich von der Bearbeitung übrig geblieben war. "Die meisten Spuren zeigen Eigenschaften, die zweifelsfrei darauf schließen lassen, dass sie von Steinwerkzeugen verursacht wurden", erklärt Curtis Marean von der Arizona State University, der die Spuren identifizierte.
Nature 466:7308, 2010.
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