Lübeck: 400 Jahre altes Hanseschiff wird geborgen
Die Bergungsaktion eines in der Trave bei Lübeck gesunkenen Hanseschiffs hat begonnen. »Ein beladenes Schiff aus der späten Hansezeit, das so gut erhalten ist, kommt in dieser Form in der südlichen Ostsee bislang nicht vor«, erklärt die Lübecker Senatorin Monika Frank in einer Pressemitteilung der Stadt Lübeck. Jetzt soll das Schiff dokumentiert und komplett geborgen werden. Das rund 400 Jahre alte Frachtschiff war 2022 zufällig bei Routinemessungen auf dem Grund der Trave entdeckt worden.
Am Montag wurde das erste Wrackteil, ein Holzfass, erfolgreich aus einer Tiefe von etwa elf Metern geborgen. »Rund 170 solcher Fässer liegen dort unten und werden in den nächsten Tagen gehoben«, sagte der Projektleiter und Unterwasser-Archäologe Felix Rösch der Deutschen Presse-Agentur.
Die Bergungs- und Dokumentationsarbeiten des gesamten Schiffswracks inklusive seiner Ladung werden von der Firma Archcom durchgeführt. Sie sollen bis September 2023 abgeschlossen sein. Im Verlauf der Bergung wird von den Wrackteilen ein 3-D-Scan mit Hilfe der Fotogrammetrie und der Structure-from-Motion-Methode erstellt. Das Verfahren verwendet eine Serie von 2-D-Bildern, die aus unterschiedlichen Perspektiven aufgenommen wurden, um eine 3-D-Darstellung des Motivs zu erstellen. Es nutzt dabei die Verschiebungen und Verzerrungen, die zwischen den verschiedenen Bildern auftreten, um die räumliche Struktur des abgebildeten Objekts oder der Szene zu bestimmen.
Die eigentliche Ausgrabung geschieht mit Hilfe von Unterwassersaugern, mit denen umgebendes Sediment entfernt wird. Die Sauger werden durch Hochdruckpumpen an Bord des Bergungsschiffs »St. Perun« angetrieben. Mittels langer Schläuche können sie das gesamte Wrack erreichen. Die Bergung erfolgt in Schichten, von oben nach unten, bis zum Grund, teilt die Stadt Lübeck mit. Dabei werden alle Fässer entfernt, danach aufliegende Hölzer, bis das gesamte Wrack frei gelegt werden kann. Danach werden alle Funde zur weiteren Untersuchung und Dokumentation in eine Lagerhalle verbracht, wo diese in mit Frischwasser befüllten Wasserbecken entsalzt werden.
Aus der Entstehungszeit des Schiffs sind bislang hauptsächlich Reste von Kriegsschiffen entdeckt worden. Der Fund ziviler Handelsschiffe ist dagegen die Ausnahme. Aktuelle Informationen zum Verlauf der Bergung sowie Hintergrundinformationen zum Hanseschiff, zur Historie und Bergungscrew sind online abrufbar.
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