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Sprachkritik: "Lügenpresse" ist Unwort des Jahres

In Darmstadt wurde das "Unwort des Jahres 2014" bekannt gegeben. "Lügenpresse" diffamiere pauschal und stamme aus dem Vokabular der Nazis.
Wortschatzwandel

Das "Unwort des Jahres 2014" ist "Lügenpresse". Das gab jetzt eine Jury aus Sprachwissenschaftlern in Darmstadt bekannt. Der Ausdruck, der derzeit besonders von Pegida-Anhängern verwendet wird, habe schon eine längere Geschichte, heißt es in der Begründung der Jury. Das Schlagwort "war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien".

Diese "sprachgeschichtliche Aufladung" sei einem Großteil der Menschen, die den Ausdruck benutzen, vermutlich nicht bewusst, erklären die Wissenschaftler um Nina Janich. Das mache "Lügenpresse" zu einem "besonders perfiden Mittel derjenigen, die ihn gezielt einsetzen". Weiter heißt es: "Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit."

Ein zentrales Anliegen der Initiative zur Wahl des jährlichen "Unworts" ist es, die Sprachsensibilität in der Bevölkerung zu erhöhen. Zu diesem Zweck wollen sie auf "undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch aufmerksam" machen.

Insgesamt 730 Unwort-Kandidaten wurden von der Öffentlichkeit zur Prüfung durch das Gremium eingereicht. In ihrer Mitteilung rügt die Jury außerdem die Begriffe "erweiterte Verhörmethoden" und "Russland-" oder "Putinversteher". Ersteres werde aktuell unter anderem im CIA-Folterbericht gebraucht und sei "ein Euphemismus, der unmenschliches Handeln, nämlich Folter, legitimieren soll". Letzteres werde zum Unwort, weil der eigentlich positive Begriff des Verstehens diffamierend verwendet werde. Dieser Ausdruck wurde am häufigsten eingesandt.

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