Verhaltensforschung: Mach "Sitz", Reineke!
"Mei Spatzl, schau wie er schaut: Treuer schaut kein... Fuchs." Diese geflügelten, aber umgewandelten Worte des Serienhelden Monaco Franze könnten bald schon zum neuesten Schrei extravaganter Tierliebhaber werden. Eine Linie zahmer Füchse aus Sibirien liefert aber nicht nur potenziell neue Heimtiere, sondern auch Einblicke in die Entwicklung der sozialen Wahrnehmungsfähigkeit von Tieren.
Gemeinhin gilt immer noch der Hund als bester Freund des Menschen. Frauchen und Herrchen goutieren stets freudig sein Schwanzwedeln oder Begrüßungsbellen. Dem Wolf schlagen dagegen meist immer noch archaische Furcht, Hass und Verachtung entgegen: ein Wunder, dass gerade er zum Stammvater des Hundes wurde. Was ließ also einst aus dem wilden Canis lupus das geschätzte zahme Schoßhündchen von heute entstehen?
Theorien dazu gibt es viele: So soll nicht etwa der Mensch auf den Hund gekommen sein, sondern dieser schloss sich – in seiner urtümlichen Form natürlich – den frühen Jägern und Sammlern an und profitierte während dieser Gewöhnungsphase von übrig gebliebenen Fleischresten an den Lagerplätzen. Auch über den Zeitpunkt, seitdem uns Lassies und Kommissar Rex' Ahnen treue Wegbegleiter sind, gibt es Kontroversen: Lange ging man davon aus, dass die Domestikation des Haushundes erst vor 14 000 Jahren erfolgte. Neuere genetische Untersuchungen verlegen dagegen die Geburtsstunde unseres ältesten Haustieres auf einen Zeitraum vor 135 000 Jahren.
In dieser langen Zeit bildete sich eine ganze Menagerie unterschiedlicher Hundeformen heraus – vom winzigen Chihuahua bis zur riesigen Deutschen Dogge. Bei guter Erziehung ist ihnen aber trotz aller Unterschiede eines gemein: Sie sind alle relativ zahm.
Die Veränderungen des Wesens der Tiere gehen aber noch weit über diese neue Vertraulichkeit hinaus: Wie Hunde erkennen bereits junge Füchse Zeichen und Fingerzeige von Vertrauenspersonen – etwa wenn diese mit Fingern auf verstecktes Futter wiesen. Dabei schnitten zahme Kaniden besser ab als Füchse mit "wilden" Charakterzügen – und auch als Primaten, die nicht zu den Menschenaffen zählen.
Die Reinekes wurden von ihren Züchtern jedoch nicht primär nach Wohlerzogenheit oder Intelligenz ausgewählt, sondern nach Kriterien wie Pelzfarbe oder -dichte. Die Füchse bekamen so im Laufe der Jahre zusätzlich ein immer "kindlicher" wirkendes Äußeres mit Schlappohren und runden Gesichtern, was durchaus üblich für Haustierzüchtungen ist. Allerdings veränderte sich nicht nur ihr Äußeres, sie wurden auch stets freundlicher und gelehriger gegenüber ihren Besitzern.
Was aber kommt nun in der Entwicklung zuerst: die Zahmheit oder die soziale Kognitionsfähigkeit? Die meisten Hypothesen gingen bislang davon aus, dass die Zuchtauswahl durch den Menschen zuvorderst die Steigerung des Erkenntnisvermögens der Tiere zum Ziel hatte: Der Mensch gibt die Befehle, das Tier erkennt sie und gewinnt dadurch einen Vorteil gegenüber seinen unwissenden Artgenossen – ein zahmes Wesen war hilfreich, aber keine Voraussetzung.
Mit ihren Beobachtungen kommen die Forscher um Hare aber zum umgekehrten Schluss. Danach wuchs die so genannte soziale Intelligenz der Füchse – und ergo auch der Hunde – "nur" als Nebenprodukt ihrer zunehmenden Zahmheit an, denn für die Tiere zahlte es sich aus, den Menschen gegenüber freundlich zu sein. Sie litten weniger unter Stress und profitierten zusätzlich von menschlichen Gunstbeweisen: Je vertrauter ein Tier auf sein Herrchen reagierte, desto größer war meist wohl die zu erwartende Belohnung – der Mensch honorierte Nähe und Gefolgstreue.
Obwohl nun aber auch die sibirischen Zuchtfüchse zunehmend haustierartige Verhaltensmuster an den Tag legen, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sie wie Hunde an der Leine durch die Fußgängerzone geführt werden können. Gesünder wäre es für sie auf alle Fälle: Trotz aller Freundlichkeit enden sie bis jetzt nämlich meist als Pelzmäntel.
Theorien dazu gibt es viele: So soll nicht etwa der Mensch auf den Hund gekommen sein, sondern dieser schloss sich – in seiner urtümlichen Form natürlich – den frühen Jägern und Sammlern an und profitierte während dieser Gewöhnungsphase von übrig gebliebenen Fleischresten an den Lagerplätzen. Auch über den Zeitpunkt, seitdem uns Lassies und Kommissar Rex' Ahnen treue Wegbegleiter sind, gibt es Kontroversen: Lange ging man davon aus, dass die Domestikation des Haushundes erst vor 14 000 Jahren erfolgte. Neuere genetische Untersuchungen verlegen dagegen die Geburtsstunde unseres ältesten Haustieres auf einen Zeitraum vor 135 000 Jahren.
In dieser langen Zeit bildete sich eine ganze Menagerie unterschiedlicher Hundeformen heraus – vom winzigen Chihuahua bis zur riesigen Deutschen Dogge. Bei guter Erziehung ist ihnen aber trotz aller Unterschiede eines gemein: Sie sind alle relativ zahm.
Genau diese Zahmheit kann sich jedoch auch sehr schnell herausbilden, wie nun Wissenschaftler um Brian Hare vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig nachwiesen. Dazu benötigt es keine Millennien, denn die beobachteten und eigentlich zur Pelztierzucht verwendeten sibirischen Silberfüchse entwickelten anscheinend in nur 45 Jahren Verhaltensmuster, wie wir sie ebenso von Schoßhündchen kennen: Sie begrüßen Menschen mit einem euphorischen Kläffen und wedeln dazu mit dem Schwanz.
Die Veränderungen des Wesens der Tiere gehen aber noch weit über diese neue Vertraulichkeit hinaus: Wie Hunde erkennen bereits junge Füchse Zeichen und Fingerzeige von Vertrauenspersonen – etwa wenn diese mit Fingern auf verstecktes Futter wiesen. Dabei schnitten zahme Kaniden besser ab als Füchse mit "wilden" Charakterzügen – und auch als Primaten, die nicht zu den Menschenaffen zählen.
Die Reinekes wurden von ihren Züchtern jedoch nicht primär nach Wohlerzogenheit oder Intelligenz ausgewählt, sondern nach Kriterien wie Pelzfarbe oder -dichte. Die Füchse bekamen so im Laufe der Jahre zusätzlich ein immer "kindlicher" wirkendes Äußeres mit Schlappohren und runden Gesichtern, was durchaus üblich für Haustierzüchtungen ist. Allerdings veränderte sich nicht nur ihr Äußeres, sie wurden auch stets freundlicher und gelehriger gegenüber ihren Besitzern.
Was aber kommt nun in der Entwicklung zuerst: die Zahmheit oder die soziale Kognitionsfähigkeit? Die meisten Hypothesen gingen bislang davon aus, dass die Zuchtauswahl durch den Menschen zuvorderst die Steigerung des Erkenntnisvermögens der Tiere zum Ziel hatte: Der Mensch gibt die Befehle, das Tier erkennt sie und gewinnt dadurch einen Vorteil gegenüber seinen unwissenden Artgenossen – ein zahmes Wesen war hilfreich, aber keine Voraussetzung.
Mit ihren Beobachtungen kommen die Forscher um Hare aber zum umgekehrten Schluss. Danach wuchs die so genannte soziale Intelligenz der Füchse – und ergo auch der Hunde – "nur" als Nebenprodukt ihrer zunehmenden Zahmheit an, denn für die Tiere zahlte es sich aus, den Menschen gegenüber freundlich zu sein. Sie litten weniger unter Stress und profitierten zusätzlich von menschlichen Gunstbeweisen: Je vertrauter ein Tier auf sein Herrchen reagierte, desto größer war meist wohl die zu erwartende Belohnung – der Mensch honorierte Nähe und Gefolgstreue.
Obwohl nun aber auch die sibirischen Zuchtfüchse zunehmend haustierartige Verhaltensmuster an den Tag legen, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis sie wie Hunde an der Leine durch die Fußgängerzone geführt werden können. Gesünder wäre es für sie auf alle Fälle: Trotz aller Freundlichkeit enden sie bis jetzt nämlich meist als Pelzmäntel.
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