Sonnensystem: Machen Sie einen virtuellen Rundgang über (4) Vesta!
Die Raumsonde Dawn der NASA war am 11. Mai 2011 noch 975000 Kilometer vom Asteroiden (4) Vesta entfernt, als die Kamera an Bord das erste Foto schoss. Im Lauf der Mission näherte sich die Sonde dem rund 500 Kilometer großen Asteroiden an, umkreiste ihn schließlich in einer Höhe von nur rund 210 Kilometern und nahm dabei tausende Bilder auf. Am 11. September 2013 nun wurde in London beim European Planetary Science Congress 2013 als eines der wesentlichen Ergebnisse ein hochaufgelöster, am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erstellter Atlas vorgestellt.
Die komplexe Oberflächenstruktur versetzt die Forscher ins Staunen: "Allein die Topografie mit Höhenunterschieden von bis zu 20 Kilometern spricht für eine gewaltige Dynamik der Oberflächengestaltung, ebenso wie die Unterschiedlichkeit und die Vielfalt der Einschlagskrater, die Täler und Canyons, die Vesta umspannen, und die großen Helligkeitsunterschiede des Oberflächenmaterials", sagte Ralf Jaumann vom DLR-Institut für Planetenforschung bei der Vorstellung des Atlasses.
Auffällig sind drei übereinanderliegende Krater, die den Spitznamen "Schneemann" erhielten. Bemerkenswert ist auch ein Berg, der drei mal so hoch ist wie der Mount Everest. Zudem fand sich ein 18 Kilometer tiefer, auf den Namen Severina getaufter Krater am Südpol Vestas, neben dem sich hundert Kilometer entfernt ein 7 Kilometer hoher Berggipfel auftürmt.
"Diesen Atlas aus den vielen Aufnahmen zusammenzustellen, war eine mühsame Arbeit", resümierte Thomas Roatsch vom DLR, wo die gewonnenen Daten während der Mission zu Karten und Höhenmodellen verarbeitet wurden. Rund 400 Bilder flossen in jede der 29 Atlasseiten ein. Der Atlas stellt die Aufnahmen durch drei verschiedene Projektionstypen dar: Mercator-Projektionen für die äquatorialen Regionen, Lambert-Projektionen für die mittleren Breiten und eine stereografische Projektion für das Rheasilvia-Becken am Südpol von Vesta. Da die Missionszeit während des nördlichen Winters auf Vesta stattfand und der Nordpol in völliger Dunkelheit lag, ist die Atlasseite 30, die den Nordpol abdeckt, leer. Ein paar Lücken ließen sich mit Hilfe von Aufnahmen geringerer Auflösung schließen, die während einer Umrundung 700 Kilometer über der Oberfläche von Vesta gemacht wurden.
Jede der herunterladbaren Dateien enthält neben einer hochaufgelösten Kartenkachel auch eine Indexkarte, eine perspektivische, sowie eine farbkodierte und schattierte Reliefkarte.
Die offiziellen Namen aller geologischen Besonderheiten auf dem Asteroiden beziehen sich auf römische Vestalinnen (römische Priesterinnen der Göttin Vesta), auf andere berühmte römische Frauen, auf Städte, in denen der Vesta-Kult ausgeübt wurde und auf Feste, an denen die Vestalinnen teilnahmen. Die Nomenklatur wurde vom Dawn-Team vorgeschlagen und von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) genehmigt.
Mittlerweile hat die Sonde Dawn die Umlaufbahn von Vesta verlassen und befindet sich auf dem Weg zu (1) Ceres. Diesen Asteroiden wird sie im Jahr 2015 als zweites Missionsziel erreichen. Im Gegensatz zu Vesta erwarten die Forscher auf Ceres einen hohen Anteil an Wassereis. Die beiden Asteroiden erlauben den Forschern einen Blick in die früheste Zeit des Sonnensystems: Sie bildeten sich nicht vor 4,56 Milliarden Jahren zu Planeten, da Jupiters Schwerkraft sie davon abhielt.
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