News: Machtkampf im Ameisennest
Zumindest was die geschlechtliche Zusammensetzung ihrer Kolonie betrifft, räumten Wissenschaftler den Arbeiterinnen ein sehr gewichtiges Mitspracherecht ein. Denn schließlich liegt es in deren Hand, welche der von der Königin gelegten Eier auch tatsächlich heranwachsen, da sie die Brut pflegen. Allerdings überleben in manchen Kolonien mehr Männchen, als für eine von den Arbeiterinnen dominierte Gesellschaft zu erwarten wäre.
Laurent Keller von der Université de Lausanne und seine Kollegen präsentieren nun eine Lösung für dieses Rätsel. Sie untersuchten Kolonien von Feuerameisen (Solenopsis invicta), einer ursprünglich in Lateinamerika heimischen Art, die sich zunehmend nach Norden ausbreitet. In ihren Staaten sind die Geschlechterverhältnisse unterschiedlich, manche Kolonien hegen fast ausschließlich weiblichen Nachwuchs, andere haben sich darauf spezialisiert, mehr Männchen aufzuziehen.
Um herauszufinden, wer letztendlich die "Männerquote" bestimmt – die Königin oder die Arbeiterinnen – tauschte Kellers Team die Königinnen von verschieden spezialisierten Kolonien gegeneinander aus. Und das kehrte sofort die Verhältnisse um: Ehemals weiblich dominierte Staaten zogen nun mehr Männchen auf und umgekehrt, die Geschlechterverteilung war also an die Königin gebunden.
Ein genauerer Blick auf die frisch gelegten Eier erklärte auch, warum: Königinnen aus Kolonien mit überwiegend weiblichen Nachkommen produzierten fast ausschließlich weibliche, also befruchtete Eier, während ihre Artgenossinnen aus Staaten mit einem höheren Männchen-Anteil mehr als 50 Prozent unbefruchtete, also männliche Eier ablegten. Die Tiere können die Befruchtung ihrer Eivorräte selbst steuern – und bestimmen somit die grundlegende geschlechtliche Zusammensetzung der Nachkommenschaft.
Nun hätten die Arbeiterinnen während der Aufzucht allerdings immer noch die Möglichkeit, dieses Verhältnis nach ihrem Gutdünken zu verschieben. Doch das unterlassen sie offenbar, wahrscheinlich um keine wertvollen Ressourcen der Gemeinschaft zu verschwenden. In diesem Machtkampf trägt also die Königin den Sieg davon – aber natürlich nur zum Wohle des Gesamten.
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