Embodied Cognition: Machtlosen erscheinen Gegenstände schwerer
"Macht reibt nur den auf, der sie nicht hat", sagte einst der italienische Politiker Giulio Andreotti. Forscher von der University of Cambridge geben ihm nun Recht: Für Machtlose wiegen die Dinge einfach schwerer – im wahrsten Sinne. In ihrer Studie zeigten Eun Hee Lee und Simone Schnall, dass sich das Gefühl sozialer Kontrolle darauf auswirkt, wie Probanden das Gewicht eines Gegenstandes wahrnehmen.
Machtgefühl durch Sitzposition manipuliert
Die Psychologen baten die Teilnehmer, einen Pappkarton anzuheben und sein Gewicht zu schätzen. Zuvor hatten sie per Fragebogen erfasst, wie viel Einfluss die Teilnehmer im Alltag auf andere zu haben glaubten. Ergebnis: Je weniger Macht die Probanden sich zugestanden, desto schwerer schätzten sie das Gewicht des Kartons ein.
In weiteren Experimenten manipulierten die Forscher das Machtgefühl, indem die Teilnehmer eine bestimmte Sitzposition einnehmen oder sich an Situationen zurückerinnern sollten, in denen die soziale Kontrolle eine Rolle spielte. Immer führte das Gefühl der Machtlosigkeit dazu, dass die Probanden das Gewicht überschätzten. Die Teilnehmer mit hoher sozialer Kontrolle lagen dagegen eher richtig.
Der Mangel an Macht erschwert das Leben
Es ist also nicht das Gefühl der Macht, das die Dinge erleichtert, sondern umgekehrt der wahrgenommene Mangel an Einfluss, der das Leben erschwert. Embodied Cognition – verkörpertes Denken – nennen Wissenschaftler das Phänomen, dass sich körperliche Wahrnehmungen und abstraktes Denken gegenseitig beeinflussen. Dies wurde bereits bei anderen kognitiven Prozessen nachgewiesen.
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