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News: Madige Saubermacher

Ein völlig schmerzfreies Verfahren, um chronische Wunden zu reinigen, praktiziert Prof. Dr. Uwe Wollina an der Hautklinik der Universitäts Jena: Er setzt Patienten sterile Fliegenmaden auf die marode Körperstelle, die in viertägiger Arbeit die schwärende Wunde biochirurgisch von Sekreten und abgestorbenem Gewebe säubern, ohne gesunde Partien zu verletzen. Der Mediziner gesteht durchaus ein, daß es für die Patienten und auch für seine Mitarbeiter das größte Problem ist, anfänglichen Ekel zu überwinden. Aber seiner Meinung nach, ist die - durchaus nicht neue - Maggot-Therapie bei vielen Indikationen das schonendste Verfahren.
Eigentlich ist die Madenbehandlung ein "alter Hut", sie wurde bereits von Wunddoktoren im Mittelalter und noch im letzten Weltkrieg in der Militärmedizin eingesetzt, geriet dann aber über dem neuzeitlichen Antibiotika-Einsatz in Vergessenheit. Erst im vergangenen Jahr wurde das Verfahren in England wiederbelebt und auch von mehreren deutschen Hautkliniken wieder aufgegriffen. Prof. Dr. Uwe Wollina von der Jenaer Universitätshautklinik ist nach Auskunft der Friedrich-Schiller-Universität Jena der erste Dermatologe im Osten der Republik, der sich der quibbeligen Helfer bedient.

Die konservative Methode, chronische Wunden mit dem Skalpell auszuräumen und Infektionen medikamentös zu bekämpfen, bleibe nach wie vor das Standardverfahren, erläutert der Hautarzt. Jedoch seien dabei Schmerzen und Unannehmlichkeiten für den Patienten unvermeidlich.

Die Maden der Fliege lucilia sericata, die eigens in einem Stuttgarter Labor steril gezüchtet werden, verrichten ihr Werk hingegen völlig nebenwirkungsfrei. "Die Tiere arbeiten hochselektiv", so Wollina, "sie lassen gesunde Bereiche in Ruhe und nehmen nur totes Gewebe auf." Weil sich darin keine Nervenenden mehr befinden, verspürt der Patient nichts – bestenfalls einen Kitzel, wenn ein Tier über intaktes Gewebe krabbelt. Nach vier Tagen nehmen die Ärzte die Maden von der Wunde; die nur zwei bis drei Millimeter großen Tiere haben dann ihr Körpervolumen verzehnfacht.

Selbstverständlich könne man die Maggot-Therapie nicht in jedem Fall einsetzen, erläutert Prof. Wollina. Etwa wenn Körperöffnungen in der Wundnähe liegen, oder bei akuten Verletzungen verbietet sich der Einsatz der biochirurgischen Helfer. Für chronische Wunden wie Beingeschwüre z. B. bei Diabetikern oder bei Dekubitus – wundgelegene Stellen lange bettlägriger Patienten – eigneten sie sich sehr gut.

In die Behandlung inbegriffen sind natürlich lange Gespräche zur Vorbereitung der Patienten. "Die Therapieform erinnert unangenehm an die Vergänglichkeit des Lebens", meint Uwe Wollina, "damit müssen sich auch meine Mitarbeiter in der Klinik erst abfinden." Und die hohe Zufriedenheit seiner Patienten nach der Behandlung gibt Wollina recht. Wer Ekel und Abneigung jedoch nicht überwinden kann, wird natürlich konventionell behandelt.

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