Gesundheit: Männer, die Boxershorts tragen, produzieren mehr Spermien
Locker sitzende Unterwäsche kommt bei Männern möglicherweise der Spermienproduktion zugute. In diese Richtung weist zumindest eine Studie, die Wissenschaftler um Jorge E. Chavarro von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston nun im Fachmagazin »Human Reproduction« veröffentlichten. Die Wissenschaftler analysierten Blut- und Samenproben von 656 Männern zwischen 32 und 39 Jahren, die das Massachusetts General Hospital gemeinsam mit ihrer Partnerin für eine Fruchtbarkeitsbehandlung aufgesucht hatten. Außerdem sollten die Versuchspersonen angeben, welche Art von Unterwäsche sie in den vergangenen drei Monaten bevorzugt getragen hatten.
Männer, die sich am liebsten in Boxershorts kleideten – das traf auf etwa die Hälfte der Probanden zu –, hatten im Schnitt eine um 25 Prozent höhere Spermienkonzentration als die übrigen Teilnehmer. Außerdem befanden sich in ihrem Ejakulat 33 Prozent mehr schwimmende Spermien, auch die Gesamtzahl an Spermien war bei ihnen höher. Besonders ausgeprägt war dieser Unterschied im Vergleich zu Männern, die eng sitzende Shorts oder Slips favorisierten.
Dafür stießen die Wissenschaftler im Blut jener Teilnehmer, die Boxershorts offenbar nicht so viel abgewinnen konnten, auf höhere Konzentrationen des follikelstimulierenden Hormons (FSH). Das Sexualhormon wird in der Hirnanhangsdrüse produziert und regt im Hoden die Spermienbildung an. Die Forscher vermuten, dass der Körper von Männern in engen Unterhosen auf diese Weise versucht, die geringere Spermienzahl wieder zu kompensieren.
Die Frage, warum Boxershortsträger in puncto Spermienproduktion offenbar im Vorteil sind, kann die Studie nicht beantworten. Frühere Untersuchungen hätten aber Hinweise darauf gefunden, dass enge Unterwäsche die Temperatur in den Hoden erhöhen könnte und so die Bildung von Spermien beeinträchtigt.
Ob es sich bei dem von Chavarro und seinen Kollegen beobachteten Zusammenhang überhaupt um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung handelt, bleibt allerdings unklar. Zwar kontrollierten die Wissenschaftler ihre Daten auf verschiedene Faktoren, die die Samenbildung ebenfalls beeinflussen könnten, wie etwa das Gewicht der Probanden oder aber die Häufigkeit von Saunabesuchen oder heißen Bädern, doch es ist kaum möglich, alle denkbaren Einflussvariablen auszuschließen. Wenn Männer gerne besonders eng anliegende Jeanshosen tragen, könnte das in den Augen der Forscher ebenfalls eine Rolle spielen, ebenso wie der Stoff, aus dem Hose und Unterhose gefertigt sind.
Zudem untersuchten die Forscher auf Grund der recht speziellen Stichprobe nur Männer, die ohnehin bereits Schwierigkeiten hatten, mit ihrer Partnerin ein Kind zu bekommen. Ob sich das Ergebnis auch auf andere Männer übertragen lässt, wird sich also erst noch zeigen müssen. Bislang seien die Befunde ähnlicher Studien uneinheitlich ausgefallen, erklären die Forscher. Ihre Untersuchung sei jedoch die erste, die bei einer Vielzahl von Männern auch den Pegel der Sexualhormone untersucht und nach möglichen Schäden in der Spermien-DNA gefahndet hätte. Letztere kamen übrigens auch bei den Trägern von engen Unterhosen nicht verstärkt vor.
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