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Stammzellforschung: Mäuse-Eizellen in der Petrischale hergestellt

Aus beliebigen anderen Zellen geklonte Eizellen konnten außerhalb des Mutterleibs von Mäusen bisher nicht heranreifen. Nun haben Forscher einen Weg gefunden - und beleben die Diskussion über eine Vielzahl möglicher ethischer und medizinischer Konsequenzen.
In-vitro-Befruchtung einer blauen Eizelle

Erstmals ist es einem japanischen Forscherteam gelungen, ausschließlich in der Petrischale Mäusestammzellen umzuprogrammieren und sie zu Eizellen heranwachsen zu lassen, die dann anschließend auch künstlich befruchtet werden können und sich in einer Mäuse-Leihmutter zu gesunden Tieren entwickeln. Zwar hatten Biologen schon längst aus Stammzellen Eizellen herstellen können, diese mussten aber zumindest für kritische Reifungsphasen in weibliche Mäuse transplantiert werden.

Nun gelang es den Forschern mit einem Trick, die für die Eizellreifung notwendigen Bedingungen, die im Körper eines Mäuseweibchens herrschen, in vitro ausreichend gut nachzuahmen. Dazu setzten sie Zellen aus den Eierstöcken von Mäuseembryonen ein, die sämtliche für das Reifen der Eizellen notwendigen Faktoren beisteuerten. In dieser Umgebung entwickelten sich umprogrammierte Zellen aus Mäuse-Fibroblasten oder embryonalen Mäuse-Stammzellen zu Eizellen. Diese konnten im Reagenzglas auch mit Mäusespermien befruchtet werden. Fast 97 Prozent der hergestellten Eizellen entwickelten sich nicht, doch immerhin 11 von 316 Embryonen wuchsen in weiblichen Nagern zu lebensfähigen Nachkommen heran. Von den geborenen Tieren waren einige auch selbst fruchtbar.

Bisher ist der nun dokumentierte Fortschritt rein methodisch. Verschiedene gesetzliche und ethische Gebote untersagen die exakte Übertragung der vorgestellten Mäusestudie auf den Menschen. In Deutschland verbietet etwa das Embryonenschutzgesetz zwar nicht die Herstellung von Eizellen aus induzierten Stammzellen, sehr wohl aber die Leihmutterschaft, also das Einsetzen fremder befruchteter Eizellen. Langfristig ist mit der neuen Studie das Szenario einen Schritt näher gerückt, mit einer noch weiter ausgereiften Technik beliebige Körperzellen – auch des Menschen – erfolgreich in ein Reservoir totipotenter Eizellen zu verwandeln. Damit stünde der Medizin eine nahezu unerschöpfliche Quelle von geklonten, therapeutischen Zwecken dienenden individuellen embryonalen Stammzellen zur Verfügung.

Im Prinzip wäre auch denkbar, Eizellen zu Fortpflanzungszwecken zu gewinnen; beispielsweise wenn der Spender oder die Spenderin auf natürlichem Weg keine gesunden Keimzellen bilden kann. Insgesamt könnte dies in Zukunft die Möglichkeiten "technischer Reproduktion dramatisch erweitern", erläutert der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats Peter Dabrock in einer persönlichen Stellungnahme: Aus diesen Möglichkeiten ergäben sich dann "viele moralische, gesellschaftliche und rechtliche Herausforderungen". Technisch ist das allerdings Zukunftsmusik: So ist etwa noch unklar, ob die bei Mäusen erfolgreiche Prozedur beim Menschen überhaupt funktioniert: Einige der in der Mäusezellen-Umprogrammierung notwendigen Wachstumsfaktoren spielen beim Menschen keine Rolle. Die In-vitro-Reifung menschlicher Keimbahnzellen, meint etwa Henning Beier, der ehemalige Leiter der Anatomie und Reproduktionsbiologie der RWTH Aachen, sei mit der neuen Studie jedenfalls noch nicht geklärt.

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