News: Magnesium in der Zahnpasta hilft gegen Karies
Für eine in situ-Untersuchung beschafften Forscher von der Universität Groningen, Niederlande, Proben von menschlichem Zahnschmelz und erzeugten an diesen künstliche Läsionen mit einer Tiefe von ca. 100 Mikrometer.
Versuchspersonen waren 13 Männer und sieben Frauen, die Teil- oder Vollprothesen trugen. Die Proben wurden an der bukkalen Seite des Zahnersatzes befestigt und für drei Monate während des Tages und in der Nacht getragen. Die Probanden waren unter jenen Patienten einer Zahnklinik ausgewählt worden, die sich regelmäßig die Zähne putzten und die für den Versuch erforderliche Kooperationsbereitschaft erkennen ließen.
Jeweils zehn Personen erhielten Zahnpasta, die entweder Natriummonofluorphosphat und übliche weitere Bestandteile enthielt, oder bei ansonsten identischer Zusammensetzung zusätzlich mit 1400 ppm Magnesium in Form von MgSO4 . 7H2O versehen war. Alle Versuchspersonen waren aufgefordert, zweimal täglich mit der Versuchszahnpasta die Zähne zu putzen und Reste zur Ermittlung der verbrauchten Menge aufzuheben.
Nach Ablauf des Versuchs wurden die Proben entfernt, zu Schnitten verarbeitet und mikroradiographisch, massenspektrometrisch sowie mittels Rasterelektronen- und konfokaler Lasermikroskopie (CLSM) untersucht. Eine Remineralisation der Zahnschmelzläsionen war hierbei nach Anwendung beider Zahnpasten feststellbar. Die Zahnpasta mit Magnesiumzusatz führte allerdings zu einer ausgeprägteren Remineralisation als die herkömmliche Fluoridzahnpasta. Detaillierte Untersuchungen ergaben für die mit Magnesiumzusatz gepflegten Schmelzproben eine deutlich andere Fluoridverteilung in der oberflächennahen Schicht.
Während sich mit herkömmlicher Fluoridzahnpasta vor allem der Kernbereich der Läsion mit Fluorid anreicherte, war mit dem Magnesiumzusatz eine von der Oberfläche nach innen abnehmende Fluoridkonzentration zu beobachten. Die natürliche Magnesiumverteilung im Schmelz war durch den Magnesiumzusatz kaum verändert worden.
Bei der mikroskopischen Untersuchung der Schmelzoberfläche traten charakteristische Unterschiede zwischen den beiden Versuchsprotokollen in Erscheinung. Nach Anwendung der Fluoridzahnpasta ohne Magnesium waren die Räume zwischen den Schmelzprismen verschlossen. Der Magnesiumzusatz schien dagegen dieses "Verstopfen" der interprismatischen Räume zu verhindern.
Diese Räume fungieren bei der De- und Remineralisation als Transportkanäle für Kalzium- und Phosphat-Ionen. Ein Verschluß der Zahnschmelzporen verringert die Verfügbarkeit freier Fluorid-Ionen, was sich auf die Remineralisation kariesbefallener Bereiche negativ auswirken kann.
Die beobachteten Strukturunterschiede sprechen dafür, daß eine Anreicherung von Fluoridzahnpasten mit Magnesium den Reparaturmechanismus des Zahnschmelzes auf zweierlei Weise begünstigt. Magnesium verlangsamt die Mineralisation der äußersten Bereiche einer Schmelzläsion. Hierdurch verbleibt mehr Zeit für die Mineralisation der tieferliegenden Bereiche. Magnesium verringert außerdem die Entstehung von Kalziumfluorid. Hierdurch wird dem Prozeß der interprismatischen "Verstopfung" entgegengewirkt, und es bleibt mehr freies Fluorid verfügbar. Unter diesen Voraussetzungen dürfte eine bessere und vollständigere Remineralisation beginnender Kariesläsionen möglich sein als nach Anwendung von Zahnpasten, die ausschließlich Fluorid enthalten.
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