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Magnetar: Gammastrahlenblitz hält sich an Pausenzeiten

Dieser Zufall hat System: Das scheinbar unregelmäßige Aufblinken eines Neutronensterns in der Milchstraße folgt offenbar in Wahrheit einem merkwürdigen Muster.
Durch Strahlung von der Oberfläche eines Neutronensterns (hier eine Illustration) schließen Astronomen auf die Eigenschaften der extrem kompakten Materie im Inneren.

Erleichtert hat ein Team um Eric Linder von der University of California in Berkeley festgestellt, dass es nichts gemessen hat: Vom Magnetar SGR J1935+2154 ging kein Gammablitz aus. Damit hat sich der Neutronenstern in der Milchstraße an die von ihnen öffentlich prognostizierte dreimonatige Ruhephase gehalten. Erst nach Ablauf dieser Frist, am 24. Juni 2021, blinkte der Himmelskörper wieder in Gestalt eines Gammablitzes auf.

Linder und seine Kollegen sind auf der Suche nach komplexen Aktivitätszyklen kosmischer Objekte. Traditionell unterscheide man periodische Erscheinungen, die nach derselben fixen Zeitspanne wiederkehren, und komplett unregelmäßige, die keinem erkennbaren Muster zu folgen scheinen – wie etwa die Strahlungsausbrüche der schnell rotierenden Neutronensterne.

Im Fall des Objekts SGR J1935+2154 sind die unvorhersehbaren Ausbrüche weicher Gammastrahlung jedoch von einem periodischen Muster der Inaktivität überlagert. Der Stern ist rund drei Monate lang stumm und geht dann in eine viermonatige Aktivitätsphase über. Entsprechend hatten sie Mitte März dieses Jahres vor den Augen der internationalen Astronomiegemeinde vorhergesagt, dass erst am 1. Juni wieder Gammablitze zu verzeichnen sein würden. Dieser Fall trat dann tatsächlich ein.

Im Fachmagazin »Physical Review D« erläutern sie die Umstände ihrer Entdeckung. Sie analysierten dazu Daten, die der Satellit WIND seit 2014 von diesem Magnetar aufgezeichnet hat. Damit sie das Muster im scheinbar unregelmäßigen Blinken identifizieren konnten, griffen sie auf mathematische Verfahren zurück, die entwickelt wurden, um Muster in der räumlichen Verteilung von Galaxien aufzuspüren. Linder und Kollegen übertrugen sie auf die zeitliche Verteilung der Gammablitze.

Statistisch gesehen liege die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit ihrer Annahme ins Schwarze getroffen haben, bei mindestens 99,97 Prozent. Allerdings würde schon ein einzelner Strahlungsausbruch während der mutmaßlich inaktiven Phase genügen, um die ganze Analyse zu widerlegen, schreiben sie in einer Pressemitteilung.

Wie die Blitze entstehen, weiß noch niemand

Wie es zu den Ruhephasen kommt, wissen sie nicht. Es ist eine weitere Merkwürdigkeit einer selbst schon merkwürdigen Erscheinung. Denn auch wie die Strahlungsausbrüche selbst entstehen, ist nur in Teilen bekannt. Magnetare sind Neutronensterne, die über ein extrem starkes Magnetfeld verfügen. Wie alle Neutronensterne sind sie winzig klein und rotieren mit Hochgeschwindigkeit um ihre eigene Achse.

Der 30 000 Lichtjahre von der Erde entfernte Magnetar SGR J1935+2154 ist noch in einer weiteren Hinsicht sehr bemerkenswert: Er ist die erste bekannte Quelle von so genannten schnellen Radioblitzen (Fast Radio Bursts, FRB). Diese extrem hellen Ausbrüche im Radiowellenbereich zählen zu den größten Rätseln der Astronomie.

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