Planetarische Nebel: Magnetfeld pumpt Gaswolken um Sternsenioren
Astronomen können die letzten Phasen im Leben von leichten bis mittelgroßen Sternen recht gut vorhersagen: Wenn Sonnen mit einer bis höchstens acht Sonnenmassen altern, stoßen sie erst die äußeren Gashüllen ab und entblößen ihren inneren Kern, um dann noch geraume Zeit als Weißer Zwerg intensiv im ultravioletten Wellenlängenbereich zu strahlen. Diese Strahlung leuchtet das zuvor abgestoßene Gas der alten Hüllen eindrucksvoll aus: Sie sorgt für ein ansehnliches Bild, das frühe irdische Beobachter mit alten Teleskopen an verschwommen abgebildete Planetenscheibchen erinnerte und für den Namen "planetarische Nebel" sorgte.
Die physikalischen Details, die dieses letzte Lebensstadium der ausbrennenden Sterne einläuten, waren bisher allerdings nur wenig erforscht. Andrés Pérez-Sánchez vom Argelander Institut für Astronomie der Uni Bonn und seine Kollegen warten nun mit neuen Erkenntnissen auf, nachdem sie den alternden Stern IRAS 15445−5449 im Radiowellenbereich beobachtet haben. Das 23 000 Lichtjahre weit entfernte Objekt im Sternbild "Südliches Dreieck" tritt gerade erst in die Phase ein, die ihn am Ende in wenigen hundert Jahren zu einem leuchtenden planetarischen Nebel machen wird.
Vorher aber spuckt der Stern einen energiereichen Strahl von geladenen Gaspartikeln mit hoher Geschwindigkeit ins All. Dieser Jet hat sich nun dem Team um Pérez-Sánchez durch die von ihm ausgehenden Radiowellen verraten. Die Teilchen müssen mit gewaltigen Energiemengen beschleunigt worden sein. Für die wahrscheinlichste Quelle dieser Energie halten die Forscher ein äußerst starkes, in eine Vorzugsrichtung vom Stern weg gebündeltes Magnetfeld, das die geladenen Partikel in eine spiralförmige Bahn zwingt. Vielleicht wird der Jet aber auch durch andere Kräfte gelenkt – etwa einen Riesenplaneten oder anderen nahen Begleiter des Sterns, den man bislang noch nicht entdecken konnte.
Egal ob ein Magnetfeld oder ein Begleiter die asymmetrischen Jets beschleunigt, jedenfalls könnten die Auswürfe in wenigen Jahrhunderten die typisch bipolaren, mit zwei leuchtenden Gaskeulen ausgestatteten planetaren Nebel hervorbringen, die Astronomen schon vor geraumer Zeit beschrieben haben. Diese heben sich von den multipolaren, eher kugelsymmetrischen Gasformen ab, die man mit besseren Beobachtungsgeräten zuletzt zunehmend häufiger enttarnen konnte. Eine genauere Einschätzung dürfte gelingen, hoffen Pérez-Sánchez und seine Kollegen, sobald Objekte wie IRAS 15445−5449 mit Teleskopen wie ALMA oder noch neueren Einrichtungen untersucht werden können.
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