News: Magnetfeld und Licht steuern Chiralität
Nachdem Michael Faraday demonstrierte, dass Magnetfelder Licht in gleicher Weise beeinflussen, scheiterten zahlreiche Forscher daran, gezielt links- oder rechtshändige Moleküle herzustellen, indem sie die Synthesereaktion durch starke Magneten beinflussten. 1980 fanden Wissenschaftler dann heraus, dass Enantiomere einer Verbindung in unterschiedlichem Maße Licht absorbieren, eine Eigenschaft, die sie als magnetischen Dichroismus bezeichneten.
Dieses Verhalten nutzten nun Geert Rikken und E. Raupach vom Grenoble High Magnetic Field Laboratory, um das Verhältnis von links- und rechtshändigen Molekülen in einer Lösung zu verändern. Die beiden Festkörperforscher brachten das Enantiomerengemisch einer lichtempfindliche Chromverbindung in ein starkes Magnetfeld. Im Laserlicht zersetzte sich die besser absorbierende Form wesentlich schneller, sodass sich die Lösung schnell mit dem schlechter absorbierenden Enantiomer anreicherte (Nature vom 22. Juni 2000).
"Zum ersten Mal seit Pasteurs erfolglosen Versuchen vor über 150 Jahren gelang es jemandem, mit Hilfe eines Magnetfelds ein Enantiomer gezielt anzureichern", kommentiert Laurence Barron von der University of Glasgow die Arbeit. Etwas ähnliches spielt sich wahrscheinlich auch im Magnetfeld der Erde ab. In der Biosphäre dominieren bestimmte Enantiomere: Organismen bauen beispielsweise fast ausschließlich linkshändige Aminosäuren in ihre Proteine ein, versorgen sich aber vorwiegend mit rechtshändigen Zuckerverbindungen. Der enantioselektive Effekt des Erdmagnetfelds sei sicherlich nicht so stark wie in ihrem Laborexperiment, meint Rikken. Trotzdem liegt möglicherweise genau darin die Ursache dafür, dass in der Natur in aller Regel einem Enantiomer der Vorzug gegeben wird.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.5.2000
Elektronen schalten zwischen Bild und Spiegelbild
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 1.11.1999
Sind Bakterien Links- oder Rechtshänder?
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 31.7.1998
Der Ursprung der Einseitigkeit
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