News: Magnetfelder gegen Depression
Einer Studie am Technion-Israel Institute of Technology zufolge könnte die wiederholte magnetische Stimulation (rTMS, repetitive transcranial magnetic stimulation) eine wirkliche Alternative darstellen. Die Ergebnisse wurden in Archives of General Psychiatry im April 1999 veröffentlicht (vollständiger Artikel). Bei rTMS induziert ein starkes Magnetfeld einen kleinen elektrischen Strom gezielt im präfrontalen Cortex hinter der Stirn. Im Gegensatz zu den elektrischen Feldern bei ECT werden die Magnetfelder weniger stark gestreut und können leicht die Schädelknochen durchdringen. Die Magnet-Behandlung wird mehrmals wiederholt, ist schmerzfrei und scheint keine schweren Nebenwirkungen zu besitzen.
Nachdem Dorit Ben-Shachar bereits die biochemische Wirkung von Magnetfeldern auf Hirngewebe von Tieren untersucht hatte, stellten die Wissenschaftler nun den medizinischen Effekt von rTMS fest. In einer Doppelblind-Studie wußten weder die Forscher noch die 67 Patienten, welcher der psychisch Erkrankten einem Magnetfeld ausgesetzt war. Zwei Wochen lang und in zehn Sitzungen pro Tag wurde die Testgruppe mit kurzen Magnetfeldpulsen einer Stärke von einem Tesla behandelt; das Magnetfeld der Erde hat eine Stärke von 0.0001 Tesla. In dieser Zeit machten die Patienten entschieden deutlichere Fortschritte als die Personen aus der Vergleichsgruppe, bei denen das Magnetfeld ausgeschaltet war. Die Hälfte der rTMS-Patienten zeigten eine Verbesserung ihres depressiven Leidens um fünfzig Prozent. Bei den Schein-Behandelten war es nur ein Viertel. Hinzu kommt, daß 15 der Patienten aus der rTMS-Gruppe und 13 aus der Vergleichsgruppe ursprünglich für eine Elektrokrampftherapie vorgesehen waren. Nach der Studie mußten sich nur noch sieben der behandelten aber alle 13 der unbehandelten einer ECT unterziehen.
Die Nebenwirkungen von rTMS halten sich dagegen in Grenzen. Nur fünf der Patienten, die an der Studie teilnahmen, zeigten leichtes Unbehagen aufgrund von Gesichtsmuskelzuckungen. Drei Personen sprachen von mäßigem Kopfschmerz. Keiner wurde in seinen geistigen Fähigkeiten eingeschränkt oder erlitt einen Gedächtnisverlust.
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