News: Magnetische Struktur auf atomarer Skala
"Das ist nun anders", sagt Stefan Blügel, theoretischer Physiker am Institut für Festkörperforschung im Forschungszentrum Jülich. "Theoretische Modelle, Simulationen mit Supercomputern und ein Spezialmikroskop Hamburger Kollegen haben kürzlich dazu geführt, dass wir magnetische Strukturen auf atomarer Skala erstmals sehen konnten." Dabei galt das Augenmerk der Forscher insbesondere den "antiferromagnetischen Materialien". Sie sind besonders interessant für die magnetische Datenspeicherung.
Am Anfang der Arbeit stand reine Theorie: "Wir haben zuerst ein theoretisches Modell dafür entwickelt, wie magnetische Muster auf atomarer Ebene aussehen könnten", erklärt Blügel. Für jedes Atom postulierten die Forscher eine magnetische Ausrichtung, das magnetische Moment. Atome mit einem magnetischen Moment kann man sich wie Kompassnadeln vorstellen, die – bei ferromagnetischen Materialien – alle in eine Richtung zeigen. Anders bei antiferromagnetischen Materialien: Bei antiferromagnetischen Dünnschichten gingen die Forscher in ihren Modellen davon aus, dass das magnetische Moment einer Reihe Atome dem magnetischen Moment der jeweils benachbarten Reihe entgegengesetzt ausgerichtet sei. "Wenn unsere Theorie richtig wäre, dann müsste man dieses magnetische Streifenmuster mit einem speziell eingerichteten Rastertunnelmikroskop beobachten können", sagt Blügel.
Ein Spezialmikroskop zur Untersuchung magnetischer Strukturen befindet sich an der Universität Hamburg. Durch die vorangegangenen Simulationen auf Jülicher Supercomputern konnten die Jülicher Wissenschaftler ihren Hamburger Kollegen genau sagen, wie ihr Gerät einzurichten sei, um das antiferromagnetische Streifenmuster sehen zu können. Tatsächlich beobachteten die Hamburger Kollegen daraufhin bei Antiferromagneten ein Streifenmuster. "Das Muster beweist, dass von Atomreihe zu Atomreihe jeweils entgegengesetzte Ausrichtungen des magnetischen Moments bestehen", sagt Blügel.
"Wir nehmen an, dass bei manchen Materialien das magnetische Moment von Atomen – dreidimensional betrachtet – sogar in jede beliebige Richtung zeigen kann", sagt Blügel. "Das wollen wir im nächsten Schritt beweisen." Eines Tages hoffen die Forscher, jedes einzelne Atom ansteuern, auslesen und seine magnetische Ausrichtung gezielt verändern zu können. Dann könnte jedes Atom genau ein Bit an Information speichern. Dies würde einen gigantischen Fortschritt bei der Speicherkapazität von Computerfestplatten bedeuten. Zum Vergleich: Auf heutigen Festplatten wird ein Bit durch einen magnetisierten Bereich auf der Festplatte dargestellt, der rund 100 000 000 Atome umfasst. Könnte jedes einzelne Atom ein Bit speichern, würde die Speicherkapazität der Festplatte hundertmillionenfach gesteigert.
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