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Infektionskrankheiten: Malaria bedroht weltweit über zwei Milliarden Menschen

<i>Anopheles gambiae</i>
Anhand einer Computersimulation schätzen Robert Snow vom Kenya Medical Research Institute in Nairobi und seine Kollegen, dass weltweit erheblich mehr Menschen an Malaria erkranken als bislang angenommen. Den Zahlen der Forscher zufolge litten im Jahr 2002 über eine halbe Milliarde Betroffene an der Infektion mit dem Plasmodium-falciparum-Parasiten, wobei die untere Grenze bei 300 Millionen und die obere bei 660 Millionen liegt. Dies übersteigt die letzten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), welche von 350 bis 500 Millionen Malaria-Patienten ausgeht. Weltweit leben den Daten zufolge etwa 2,2 Milliarden Menschen in Regionen mit Ansteckungsgefahr.

Snow und seine Mitarbeiter ermittelten die Malariagebiete anhand von internationalen Reisewarnungen, Daten der WHO und wissenschaftlichen Publikationen zu Krankheitsfällen. Indem sie anschließend Höhenlagen und Regionen dichter Bebauung heraufilterten, in denen der Parasit beziehungsweise sein Überträger kaum Überlebenschancen hat, konnten sie eine globale Karte der Malaria-Verbreitung erstellen. Dann fügten sie Informationen zur Bevölkerungsdichte und dem Ansteckungsrisiko sowie der Gefahr einer Erkrankung hinzu und erhielten so die Zahl der weltweiten Krankheitsfälle. Die meisten davon ereigneten sich in Afrika südlich der Sahara, wo das Risiko am höchsten liegt. Immerhin ein Viertel der Fälle und damit weitaus mehr als bislang vermutet sind der Simulation zufolge aber in Südostasien und im westlichen pazifischen Raum zu erwarten.

Die Zahl der Malaria-Patienten weltweit dürfte sogar noch höher liegen, da Snow und seine Kollegen nur Infektionen mit Plasmodium falciparum, nicht aber mit P. vivax berücksichtigt haben. Bisherige Schätzungen beruhen zu einem großen Teil auf Daten, die von Krankenhäusern freiwillig geliefert werden. Allerdings entfallen damit alle Patienten, die sich nicht dort melden. Und da nicht alle Kliniken Zahlen weitergeben, bleibt die Dunkelziffer sehr hoch.

Derzeit sterben jährlich bis zu drei Millionen Menschen, vor allem Kinder, an der Parasiteninfektion. Die "Roll-back-Malaria"-Kampagne unter Federführung der WHO und Beteiligung des UN-Kinderhilfswerks UNICEF, der Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (UNDP) und der Weltbank soll die Zahl der Todesfälle durch Malaria bis zum Jahr 2010 halbieren.

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