Fortpflanzung: Mann kann nicht alles haben
Was tun Menschen- und Tiermänner nicht alles, um die Traumfrau von sich zu überzeugen? Sie setzen auf Horn- und Federschmuck oder machtvolle Stimmbänder, auf Muskelpakete oder selbstverfasste Gedichte - auftrumpfen wollen sie auf ihre Art alle. Doch Käfer zeigen, dass mitunter auch Investitionen an unsichtbarer Stelle lohnen.
Ob in Österreichs Donau-Auen, dem Nationalpark Berchtesgadener Land oder in den Wäldern Mecklenburg-Vorpommerns – wo es noch Rothirsche gibt, hört man nun ihr charakteristisches Röhren während der Brunft. Lautstark machen Zehn- oder Zwölfender auf sich aufmerksam, buhlen um die Gunst der Weibchen oder versuchen, Rivalen schon im Vorfeld akustisch aus dem Feld zu schlagen. Sind diese nicht willig, so kommt es zum Kampf – Geweihe krachen aufeinander und verhaken sich, Konkurrenten versuchen, sich gegenseitig aus dem Ring zu schieben. Dem Sieger winkt abschließend ein Harem und uneingeschränkte Fortpflanzungsfreuden.
Wie im Großen, so läuft dieses Schauspiel auch im Kleinen – etwa im Reich der Hirsch-, Gabel- oder Nashornkäfer. Sie tragen ebenfalls zackigen Kopfschmuck spazieren, um sich Herausforderern zu erwehren und die holde Weiblichkeit zu betören. Ihre veritablen Ausstülpungen als sekundäre Geschlechtsmerkmale entstehen aber zu einem hohen Preis, wie Forschungsarbeiten von Leigh Simmons von der Universität von Westaustralien in Crawley und Douglas Emlen von der Universität von Montana in Missoula nun zeigen.
Denn wie bei vielen Tierarten geht der Wettbewerb unter den Männchen auch nach der Kopulation weiter: dann als Stellvertreterkampf der abgesetzten Spermien, sofern sich die Weibchen mehr als einmal vermählen. Die gehörnten Fortpflanzungspartner stehen deshalb zumindest theoretisch vor dem Zwiespalt, mehr Energie in die Qualität ihres Samenmaterials zu investieren, um bei diesem Wettlauf letztlich die Nase vorn zu haben – oder sich für ihren optischen Trumpf entscheiden, um als erstes mit der Gattin zu kopulieren und dadurch ihren Spermien einen Vorsprung zu gewährleisten.
Ob und wie sich Präsentierfähigkeit und tatsächliche Zeugungsstärke der Kerfe dabei gegenseitig beeinflussen, testeten die beiden Forscher an Kotkäfern der Gattung Onthophagus. Oft tragen nur die größten und stärksten Männchen der einzelnen Spezies diverse Hörner, mit denen sie zuerst die Weibchen für sich einnehmen und anschließend die Eingänge zu deren Bruthöhlen im Boden blockieren möchten. Wie wohl nicht anders zu erwarten, zeugen diese Alpha-Tierchen deutlich mehr Nachwuchs als die devote Verwandtschaft. Alles gut demnach?
Nicht unbedingt, denn die minder ausgestatteten Artgenossen gehen ebenfalls nicht völlig leer aus. Immer wieder gelingt ihnen trotz allem die Verpaarung mit einem bewachten Weibchen und die Zeugung von Nachkommen. Der Grund: In überdurchschnittlich großen Hoden produzieren sie erhöhte Mengen Spermien, die in den Partnerinnen das Konkurrenzmaterial regelrecht überfluten – eine Strategie, die eindeutig mit dem fehlenden Kopfschmuck zusammenhängt.
Verhinderten Simmons und Emlen das Hornwachstum junger Onthophagus nigriventris, so kompensierten diese manipulierten Käfer letztlich ihre mangelnde Präsentierfähigkeit mit verstärktem Körperwachstum und vor allem vergrößerten Testikeln im Vergleich zu den normal entwickelten Kompagnons. Bei der Art Onthophagus taurus führte eine manipulative Verkleinerung der Hoden dagegen zu verstärkter Ausprägung des kopflastigen Zierrats.
Die Käfer können folglich auf irgendeine Art entstandene körperliche Nachteile der primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale durch spezielle Förderung des jeweils anderen Bereichs ausgleichen – ein Prozess, der sehr wahrscheinlich hormonell gesteuert wird. Wie aber lässt sich all dies in einen evolutionären Zusammenhang bringen? Warum setzt sich nicht über kurz oder lang eine Linie durch?
Prinzipiell fördert die Entwicklung der Art die prächtigsten Männchen, die nach außen hin am gesündesten und durchsetzungsfähigsten erscheinen. Lahmt allerdings aus einem bestimmten Grund die Ausbildung des Körperschmucks – etwa wegen eines Nahrungsengpasses oder externen hormonellen Einflüssen –, so könnte dies das Überleben der Art gefährden: Denn schritten dann nur wenige vorhandene Alpha-Kerfe zur Begattung, läge ein Großteil des genetischen Potenzials brach und verheerende Spätfolgen wie ein erhöhtes Aussterberisiko würden wahrscheinlicher.
Die Forschungen der beiden Biologen brachten übrigens noch weitere interessante Erkenntnisse. So wiesen die Käfer mit dem größten Geweih am Kopf auch die kleinsten Augen auf und solche mit den größten Dornen am Panzer die kürzesten Flügel. Mögliche Analogien beim Menschen – etwa der Zusammenhang zwischen Autospoilervolumen oder Privatbibliotheksgröße, Balzverhalten und Partnerwahl – verbieten sich selbstredend.
Wie im Großen, so läuft dieses Schauspiel auch im Kleinen – etwa im Reich der Hirsch-, Gabel- oder Nashornkäfer. Sie tragen ebenfalls zackigen Kopfschmuck spazieren, um sich Herausforderern zu erwehren und die holde Weiblichkeit zu betören. Ihre veritablen Ausstülpungen als sekundäre Geschlechtsmerkmale entstehen aber zu einem hohen Preis, wie Forschungsarbeiten von Leigh Simmons von der Universität von Westaustralien in Crawley und Douglas Emlen von der Universität von Montana in Missoula nun zeigen.
Denn wie bei vielen Tierarten geht der Wettbewerb unter den Männchen auch nach der Kopulation weiter: dann als Stellvertreterkampf der abgesetzten Spermien, sofern sich die Weibchen mehr als einmal vermählen. Die gehörnten Fortpflanzungspartner stehen deshalb zumindest theoretisch vor dem Zwiespalt, mehr Energie in die Qualität ihres Samenmaterials zu investieren, um bei diesem Wettlauf letztlich die Nase vorn zu haben – oder sich für ihren optischen Trumpf entscheiden, um als erstes mit der Gattin zu kopulieren und dadurch ihren Spermien einen Vorsprung zu gewährleisten.
Ob und wie sich Präsentierfähigkeit und tatsächliche Zeugungsstärke der Kerfe dabei gegenseitig beeinflussen, testeten die beiden Forscher an Kotkäfern der Gattung Onthophagus. Oft tragen nur die größten und stärksten Männchen der einzelnen Spezies diverse Hörner, mit denen sie zuerst die Weibchen für sich einnehmen und anschließend die Eingänge zu deren Bruthöhlen im Boden blockieren möchten. Wie wohl nicht anders zu erwarten, zeugen diese Alpha-Tierchen deutlich mehr Nachwuchs als die devote Verwandtschaft. Alles gut demnach?
Nicht unbedingt, denn die minder ausgestatteten Artgenossen gehen ebenfalls nicht völlig leer aus. Immer wieder gelingt ihnen trotz allem die Verpaarung mit einem bewachten Weibchen und die Zeugung von Nachkommen. Der Grund: In überdurchschnittlich großen Hoden produzieren sie erhöhte Mengen Spermien, die in den Partnerinnen das Konkurrenzmaterial regelrecht überfluten – eine Strategie, die eindeutig mit dem fehlenden Kopfschmuck zusammenhängt.
Verhinderten Simmons und Emlen das Hornwachstum junger Onthophagus nigriventris, so kompensierten diese manipulierten Käfer letztlich ihre mangelnde Präsentierfähigkeit mit verstärktem Körperwachstum und vor allem vergrößerten Testikeln im Vergleich zu den normal entwickelten Kompagnons. Bei der Art Onthophagus taurus führte eine manipulative Verkleinerung der Hoden dagegen zu verstärkter Ausprägung des kopflastigen Zierrats.
Die Käfer können folglich auf irgendeine Art entstandene körperliche Nachteile der primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale durch spezielle Förderung des jeweils anderen Bereichs ausgleichen – ein Prozess, der sehr wahrscheinlich hormonell gesteuert wird. Wie aber lässt sich all dies in einen evolutionären Zusammenhang bringen? Warum setzt sich nicht über kurz oder lang eine Linie durch?
Prinzipiell fördert die Entwicklung der Art die prächtigsten Männchen, die nach außen hin am gesündesten und durchsetzungsfähigsten erscheinen. Lahmt allerdings aus einem bestimmten Grund die Ausbildung des Körperschmucks – etwa wegen eines Nahrungsengpasses oder externen hormonellen Einflüssen –, so könnte dies das Überleben der Art gefährden: Denn schritten dann nur wenige vorhandene Alpha-Kerfe zur Begattung, läge ein Großteil des genetischen Potenzials brach und verheerende Spätfolgen wie ein erhöhtes Aussterberisiko würden wahrscheinlicher.
Die Forschungen der beiden Biologen brachten übrigens noch weitere interessante Erkenntnisse. So wiesen die Käfer mit dem größten Geweih am Kopf auch die kleinsten Augen auf und solche mit den größten Dornen am Panzer die kürzesten Flügel. Mögliche Analogien beim Menschen – etwa der Zusammenhang zwischen Autospoilervolumen oder Privatbibliotheksgröße, Balzverhalten und Partnerwahl – verbieten sich selbstredend.
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