Rochen: Räuber in der Tiefe?
Sieben Meter Spannweite und ein Gewicht von zwei Tonnen: Riesenmantas (Manta birostris) gehören zu den beeindruckenden Vertretern der Unterwasserfauna. Und bislang galten sie auch als harmlose Riesen, die sich überwiegend von Plankton ernähren, das sie aus dem Meerwasser filtern. Katherine Burgess von der University of Queensland in St. Lucia und ihr Team beflecken dieses Bild mit ihrer Arbeit jedoch. Demnach sind die urtümlichen Fische veritable Jäger, die in der Tiefsee größerer Beute nachstellen. "Bisher beruhten unsere Erkenntnisse darüber, was die Mantas fressen, auf Beobachtungen in der Nähe der Wasseroberfläche", so Burgess. An Sammelplätzen der Art, wo sich die Tiere zur Fortpflanzung treffen, filtern sie tatsächlich größere Mengen Plankton aus der Umgebung. Doch eine Isotopenanalyse des Muskelfleisches sowie des Zooplanktons im Lebensraum der Fische belehrte die Wissenschaftler eines Besseren: Mit dieser Untersuchung lässt sich über das Verhältnis der Isotope Stickstoff-15 und Kohlenstoff-13 ermitteln, ob sich die Tiere eher vegetarisch, gemischt oder fleischlastig ernähren. "Wir können bei einer bedrohten Art wie den Mantarochen nicht ohne Weiteres den Mageninhalt untersuchen, ohne das Wohl der Tiere zu gefährden", erklärt Burgess ihr Vorgehen.
Die Werte zeigten, dass viele der untersuchten Mantarochen tatsächlich deutlich mehr Fische oder Weichtiere zu sich nehmen mussten. Nur so lassen sich die ermittelten Isotopenwerte begründen. Fast 75 Prozent der gesamten Nahrung stammen aus diesen Quellen: Die Rochen jagen demnach aktiv in 200 bis 1000 Meter Tiefe nach Beute, so die Auswertung der Biologen. Die Riesen bringt das womöglich zusätzlich in Gefahr. Bislang werden sie vor allem wegen ihrer Kiemenreusen gejagt, die in der traditionellen chinesischen Medizin eine Rolle spielen. Da sie aber in größeren Tiefen nach Fisch jagen, könnten sie womöglich auch stärker durch die Hochseefischerei in Mitleidenschaft gezogen werden – entweder durch Nahrungsmangel, weil ihre Beute gefischt wird oder sie als Beifang an Bord landen. Der Gefährdungsstatus der bislang wenig erforschten Tiere müsse also womöglich überprüft werden, mahnt Burgess.
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