Personalisierte Krebstherapie: Maßarbeit gegen den eigenen Tumor
Medizinern gelang es erstmals, eine maßgeschneidert auf individuelle Tumorschwachstellen gezielte Attacke in drei Patienten anzustoßen. Sie kurbelten dafür in den Freiwilligen die Produktion von ausgesuchten Immunzellen an, die sich dann gegen die individuell von Patient zu Patient etwas unterschiedlichen Achillesfersen der Krebszellen richteten. Damit ist ein weiterer Schritt hin zu einer personalisierten Krebsimmuntherapie getan: Diese zwar aufwändige und technisch komplizierte, aber Erfolg versprechende Methode wird seit einiger Zeit allmählich weiterentwickelt und bewährte sich schon in Mäusen. Nun zeigte sich erstmals, dass sie auch in menschlichen Patienten zumindest im Prinzip funktioniert. Ob sie unerwünschte Nebeneffekte hat oder am Ende sogar den Krebs wirklich besiegen kann, muss aber erst noch bestätigt werden.
Die drei freiwilligen Versuchsteilnehmer hatten an einer Versuchsreihe zur Krebsimmuntherapie teilgenommen, bei der die Wirkung des monoklonalen Antikörpers Ipilimumab getestet wurde, mit dem die Produktion von T-Abwehrzellen verstärkt wird. Diese Immunattacke durch T-Zellen wollten die Mediziner nun individualisieren und so verstärken. Zu diesem Zweck ermittelten sie zunächst das charakteristische genetische Profil der Patienten-Krebslinien, indem sie Tumorproben nahmen und die Krebszellgenome sequenzierten. Dann testeten sie, welche speziellen Peptide in den typischen Gensequenzen der jeweiligen Tumorlinien kodiert sind. Diese charakteristischen, patientenspezifischen "Neoantigene" entstehen auch im Körper des jeweiligen Krebskranken in größerer Menge. Mit den so aufgeklärten Neoantigenen programmierten die Forscher dann schließlich gezielt das Immunsystem ihrer Patienten, indem sie dendritische Zellen mit den Antigenen beluden und der Körperabwehr präsentierten.
Dieser Ansatz funktionierte wie gewünscht und erwartet: Anhand der präsentierten Tumorpeptide lernte das Immunsystem die typischsten Angriffspunkte des eigenen Krebses kennen und produzierte vermehrt jene T-Zellen, die sich gezielt gegen diese Tumorantigene richteten. Damit allein dürfte Krebs allerdings nicht besiegt sein, erklären die Forscher. Gerade bei schnell mutierenden Krebsformen – etwa Lungen-, Blasen- oder Dickdarmkrebs – könnte mit der Methode aber immer wieder ein neues, persönliches Immunstimulanz gefunden werden, sobald die ersten Medikamente nicht mehr wirksam sind, weil der Tumor sich verändert hat. Nun muss aber noch weiter getestet werden: Unklar sind bisher etwa mögliche Spätfolgen der Immunmanipulation. Immerhin berichteten die Patienten bisher nicht über schwer wiegende Nebenwirkungen während der Phase-1-Studie.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.