Dreißigjähriger Krieg: Massengrab von der Schlacht bei Lützen freigelegt
Mit Schwerlastkran und Stahlgerüst bargen Archäologen im Herbst 2011 bei Lützen ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg: indem sie den 55 Tonnen schweren Erdblock kurzerhand in zwei Stücken aus dem Boden hoben. Im Schutz des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle haben sich die Forscher nun ans Werk gemacht, die Überreste der Soldaten freizulegen, die 1632 in der Schlacht bei Lützen gefallen waren. Anschließende Untersuchungen der Knochen sollen deren Herkunft und die genauen Todesursachen klären.
Das sieben mal sechs Meter große Massengrab ist das erste bislang entdeckte Soldatengrab jener verlustreichen Schlacht. Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt sowie der Universität Halle-Wittenberg entdeckten es nördlich einer Straße, die dort bereits zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs verlief. Während der Schlacht dienten die Straßengräben offenbar als Schützengraben. Seit das Grab ins Restaurierungslabor des Landesmuseums überführt wurde, konnten die Archäologen die Knochen von zwölf Menschen freigelegen – fanden aber weder Waffen noch Kleidungsreste oder persönliche Gegenstände. Offensichtlich waren sie den Gefallenen vor dem Begräbnis abgenommen worden.
Die Archäologin Susanne Friederich geht von insgesamt mindestens 75 Toten aus, die in mehreren Schichten übereinander in dem 1,10 Meter tiefen Grab bestattet wurden. Knochenuntersuchungen sollen nun Erkenntnisse zum Alter der Gefallenen und der Art der Verwundungen liefern, außerdem wollen die Forscher mit DNA- und Isotopenanalysen die Herkunft der Soldaten bestimmen. Denn während des Dreißigjährigen Kriegs kämpften auf deutschem Boden Söldner aus ganz Europa für die beteiligten Großmächte. Um Details des Schlachtgeschehens zu rekonstruieren, durchsuchen die Archäologen außerdem seit 2006 das rund 300 Hektar große Areal des Schlachtfelds mit Metalldetektoren. Bislang fanden sie Teile von Uniformen, Bleikugeln, Münzen und Ausrüstungsgegenstände.
Bei Lützen fielen mindestens 6500 Soldaten, als schwedische Truppen auf die Streitkräfte der Habsburger trafen. Die Schlacht hatte vor allem politische Bedeutung: Auf dem Schlachtfeld starb König Gustav II. Adolf von Schweden. Zwei Jahre zuvor, im Juli 1630, war er mit seinem protestantischen Heer an der norddeutschen Küste gelandet, um in den Konfessionskrieg einzugreifen, der bereits seit zwölf Jahren auf deutschem Boden wütete.
Nun sah der Schwedenkönig die Gelegenheit, mit seiner Hauptarmee die katholischen kaiserlichen Truppen zu schlagen. Am 6. November 1632 (nach dem julianischen Kalender) führte er gegen deren Oberbefehlshaber, Albrecht von Wallenstein, eine erbitterte Schlacht. Sie wurde dem König der Schweden zum Verhängnis, verhalf aber keiner Seite zum Sieg. Die kaiserlichen Tuppen zogen sich schließlich zurück und hatten mit dem Tod des Marschalls von Pappenheim auch ihrerseits den Verlust eines namhaften Feldherrn zu beklagen.
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