Direkt zum Inhalt

Massenstrandung: Keine Rettung für die mehr als 150 Kleinen Schwertwale

Eine Gruppe Kleiner Schwertwale ist in Tasmanien gestrandet. Es ist die dritte Massenstrandung an Tasmaniens Westküste in fünf Jahren; alle Tiere mussten getötet werden.
Eine große Anzahl von Walen liegt gestrandet am Ufer eines Strandes. Die Tiere sind dicht beieinander und die Flossen ragen aus dem Wasser. Im Hintergrund ist eine steile Sanddüne zu sehen, und ein Fahrzeug steht in der Ferne. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Dringlichkeit und Tragik.
Immer wieder stranden Gruppen von Meeressäugern in Tasmanien; hier eine Massenstrandung von 230 Grindwalen im Jahr 2022. Warum, ist bisher unbekannt.

Bei einer Massenstrandung an der Westküste Tasmaniens, der Insel an der Südostspitze Australiens, sind insgesamt 157 Kleine Schwertwale (Pseudorca crassidens) ans Ufer gespült worden. Ein Sportfischer hatte die Tiere dort gegen Mitternacht entdeckt und die Behörden alarmiert. Alle Versuche, die bis zu sechs Meter langen Tiere wieder ins Wasser zu befördern, sind gescheitert; in der entlegenen Gegend lässt sich das nötige Spezialgerät nicht rechtzeitig heranschaffen. Noch lebende Tiere wurde daraufhin getötet, um ihnen weiteres Leid zu ersparen. Die Meeressäuger können zwar Luft atmen, ersticken an Land aber durch ihr eigenes Gewicht. Kleine Schwertwale stranden weltweit immer wieder in großen Gruppen; aus welchem Grund, ist bis heute unklar. Schon 2020 und 2022 strandeten Grindwale an Tasmaniens Westküste – Helfern gelang es damals, einen Teil der gestrandeten Tiere zu retten.

Pseudorca ist einer der größten Meeresdelfine, war aber ursprünglich nur aus Fossilien bekannt. Erst 1861 stellten Zoologen anhand angespülter Kadaver in Dänemark fest, dass die Art nicht ausgestorben ist. Bis heute stammt das meiste, was man über den Kleinen Schwertwal weiß, von gestrandeten Exemplaren. Da solche Strandungen mehrere hundert Individuen umfassen können, geht man davon aus, dass die Tiere sehr sozial sind und in großen Gruppen leben. Unbekannt ist jedoch, wie viele Kleine Schwertwale es im Meer gibt und ob die Art bedroht ist. In der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) ist die Art als »potenziell gefährdet« eingestuft.

Weshalb immer wieder Meeressäuger stranden, ist nur teilweise bekannt. Fachleute gehen aber davon aus, dass oft natürliche Faktoren eine Rolle spielen – Massenstrandungen von Walen und Delfinen sind seit Jahrhunderten bekannt. So berichtet die Vita des Heiligen Philibert aus dem 7. Jahrhundert von einer Massenstrandung von 237 Tümmlern an der Loire-Mündung. Als mögliche Ursachen gelten kurzfristige Veränderungen des Erdmagnetfelds, an dem sich die Tiere orientieren, oder Orientierungsprobleme des Leittiers, möglicherweise durch Parasitenbefall. Die starken sozialen Bindungen der Tiere führen dazu, dass dann die ganze Gruppe strandet. Untersuchungen zufolge könnten auch Wetter und Strömung eine Rolle spielen. Ozeanische Fronten konzentrieren Futterarten in flachem Wasser, und die großen Wale folgen ihnen. In flachen Buchten mit weichem Grund funktioniert ihr Sonar möglicherweise schlechter, so dass sie die Orientierung verlieren.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.