Direkt zum Inhalt

Tropensturm: Medicane »Zorbas« bringt Griechenland Extremwetter

Im Mittelmeer hat sich ein Medicane gebildet. Der Sturm bringt Griechenland und der Türkei Dauerregen und orkanartige Winde.
Im Oktober 2016 entstand ebenfalls ein Medicane zwischen Italien und Griechenland

Im Seegebiet zwischen Italien und Libyen hat sich ein sehr starkes Tief gebildet, das als Medicane in Richtung Griechenland zieht und den Süden des Landes und Teile der Ägäis sowie im Verlauf des Wochenendes die türkische Küste treffen wird. Das meldet unter anderem die Österreichische Unwetterzentrale. Das »Zorbas« genannte Tief soll sich dabei im Lauf des heutigen Freitags (28.9.) verstärken und am Samstag die Peloponnes erreichen. Vor allem auf den Inseln muss mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde gerechnet werden; einzelne Böen können sogar 150 Kilometer pro Stunde erreichen. Kritisch dürften zudem die Regenmengen ausfallen, die an der Nordseite des Medicanes erwartet werden – mit örtlich bis zu 200 Litern pro Quadratmeter rechnen Wetterexperten. Dadurch könnten gefährliche Sturzfluten und Schlammlawinen entstehen. Bei einem vergleichbaren Wetterereignis 2017 starben mehrere Menschen.

Auswirkungen hat der Sturm auch auf den Fährverkehr, der am Wochenende wahrscheinlich vollständig eingestellt wird. Ausläufer von »Zorbas« hatten bereits dafür gesorgt, dass einige Verbindungen gestoppt wurden. Die Bevölkerung wurde zudem aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Da der Medicane nur langsam zieht, können örtlich sehr große Regenmengen zusammenkommen; gefährdet sind vor allem gebirgige Regionen, in denen Stauniederschläge entstehen.

Medicanes sind eine Art Tropensturm im Mittelmeer, erreichen aber nur selten die Stärke eines schwachen Hurrikans. Sie entwickeln sich üblicherweise im Herbst, wenn kalte Luftmassen aus Norden über das aufgeheizte Mittelmeer ziehen. Ausgangspunkt von »Zorbas« war ein starkes Tiefdruckgebiet über Osteuropa, aus dem sich über Griechenland ein eigenes Höhentief abspalten konnte, das in Richtung Ionisches Meer zog. Dieser Kaltlufttropfen weist in der Höhe sehr niedrige Temperaturen auf und sorgt dann über dem badewannenwarmen Mittelmeer für einen starken Temperaturkontrast zwischen der Wasseroberfläche und höheren Atmosphärenschichten. Das führt zu einer rasanten Bildung eines Sturmtiefs, weil die feuchtwarmen Luftmassen innerhalb des betroffenen Gebiets rasch nach oben schießen und dabei durch Kondensation des Wasserdampfs dem Gebilde weiter Energie zuführen. Bisweilen bildet sich ein organisierter Wirbel, der sogar ein Auge wie ein richtiger Hurrikan aufweisen kann. Im Gegensatz zu Hurrikanen oder Taifunen erreichen Medicanes meist nur einen Durchmesser von rund 200 Kilometern im Gegensatz zu den mehr als 1000 Kilometer bei einem tropischen Wirbelsturm. Zudem sind sie meist nur kurzlebig und lösen sich nach wenigen Tagen wieder auf.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.