Wahrnehmung: Meditative Ruhe im Blick
Normalerweise bastelt unser Gehirn aus den Informationen vom linken und vom rechten Auge ein übereinstimmendes 3-D-Bild unserer Umgebung. Liefern links und rechts aber zu verschiedene Eindrücke, die sich nicht mehr überlagern lassen, schaltet es einfach ständig hin und her - ohne dass wir den Takt kontrollieren könnten. Es sei denn, wir haben jahrzehntelange Meditationserfahrung.
Es gibt viele Wege, Stress und Hektik zu entgehen. Zunehmend beliebt ist die Ruhe, die von innen kommt – durch ein bewusstes Versenken in sich selbst, welches das unruhige Durcheinander um einen herum vergessen lässt. Und so finden sich Einführungskurse in die Meditation inzwischen in vielen Programmen von der Volkshochschule bis zum Uni-Sport.
Die Perfektion jedoch, die ein buddhistischer Mönch in jahrzehntelanger Abgeschiedenheit und täglicher Übung erreicht, die wird wohl fast allen westlichen Anhängern versagt bleiben. Das wiederum weckt allerdings das Reiseinteresse in Wissenschaftlern weltweit – könnten vielleicht die geschulten Meditationsmeister neue Erkenntnisse rund um Bewusstsein und Aufmerksamkeit offenbaren?
Bei Ottonormalseher löst unser Denkorgan den Wettstreit diplomatisch und schaltet einfach ständig zwischen den beiden Alternativen hin und her, wobei die Dauer des jeweiligen Anblicks von uns nicht bewusst zu steuern ist. Nicht so bei den Mönchen, die sich meditativ in anderen Bewusstseinsebenen befanden oder gerade daraus zurückgekehrt waren: Hatten sie sich zu Meditationszwecken auf ein bestimmtes Objekt konzentriert, blieb eines der beiden Bilder bestehen, und das zum Teil über Minuten hinweg. Häufig war das Balkenmuster dann in irgendeiner Weise betonter: heller, breiter oder sogar mit 3-D-Effekt. Die Informationen des anderen Auges verschwanden dagegen oder drückten sich als schwaches Hintergrundbild aus.
Der Effekt zeigte sich allerdings nicht, wenn die Mönche eine andere Meditationstechnik verwandt hatten, bei der es keinen speziellen Bezugspunkt wie ein bestimmtes Objekt gibt, sondern die sich mehr als allgemeines In-sich-Zurückziehen ausdrückt. Dann berichteten die Buddhisten übereinstimmend mit jungen westlichen Nachfolgern vom ständigen Bildchen-wechsel-dich. Die Meditation allein ist also nicht für die stabile Wahrnehmung nur einer der beiden Alternativen verantwortlich, sondern die Methode entscheidet.
Noch ein Punkt interessierte die Forscher: die "bewegungsinduzierte Blindheit" oder Motion Induced Blindness. Sie lässt sich am besten mit einer sich bewegenden Punkteschar beschreiben, in der einige weitere, meist anders gefärbte Punkte ruhen. Konzentrieren wir uns auf die herumschwirrenden Exemplare, scheinen die statischen Gegenstücke plötzlich vom Bildschirm zu verschwinden – als hätte unser Gehirn sie ausgeknipst. Immer wieder jedoch funken sie wieder ins Bild, wiederum ohne dass wir irgend etwas daran steuern könnten.
Hier nun erwies sich einer der jahrzehntelangen Eremiten als besonderer Meister: Er konnte die aufblitzenden starren Punkte tatsächlich regelrecht ausschalten. Als ihn die Wissenschaftler baten, sich erst wieder zu melden, wenn einer der Punkte wieder auftaucht, schwieg der Mönche – lange. Ruhig meldete er dann nach über zwölf Minuten, dass nun erst einer der Punkte wieder auf den Bildschirm zurückgekehrt war.
Ganz offensichtlich, so zeigt sich wieder einmal, läuft in meditationserprobten Gehirnen einiges ganz anders als bei Menschen wie Sie und ich, selbst wenn wir gerade die ersten Übungen erfolgreich hinter uns gebracht hätten. Mögen sie uns auch gegen Stress und Hektik helfen, vielleicht gar – nach einigen Stunden – eine Einladung ins Forscherlabor bringen, gegen die buddhistischen Meister aber könnten wir nicht bestehen. Und so wird Tibet auch weiterhin gern auf dem Reiseantrag von Neurowissenschaftlern stehen. Eine lohnende Erfahrung wird der Trip auf jeden Fall – auch bei eventuell einmal mageren Ergebnissen.
Die Perfektion jedoch, die ein buddhistischer Mönch in jahrzehntelanger Abgeschiedenheit und täglicher Übung erreicht, die wird wohl fast allen westlichen Anhängern versagt bleiben. Das wiederum weckt allerdings das Reiseinteresse in Wissenschaftlern weltweit – könnten vielleicht die geschulten Meditationsmeister neue Erkenntnisse rund um Bewusstsein und Aufmerksamkeit offenbaren?
Und so kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Begegnungen sicherlich besonderer Art für beide Seiten, wenn Neurowissenschaftler und Psychologen mit Laptop und Spezialgerät in tibetischen Klöstern und den stillen Behausungen langjähriger Eremiten eintreffen. So auch Olivia Carter von der Universität von Queensland und ihre Kollegen, die sich mit 76 buddhistischen Mönchen in Tibet – einige davon bereits jahrelang in völliger Abgeschiedenheit lebend und alle mit mehrjähriger Meditationserfahrung –, dem Problem des binokularen Wettstreits widmeten. Dahinter steckt für unser Gehirn das Problem, die Informationen beider Augen zu einem sich überlagernden Bild zusammenzufügen. Normalerweise ist das ganz einfach, sehen wir doch in der Regel links wie rechts dasselbe Bild. Was aber passiert, wenn das linke Auge horizontale und das rechte vertikale grüne Balken meldet?
Bei Ottonormalseher löst unser Denkorgan den Wettstreit diplomatisch und schaltet einfach ständig zwischen den beiden Alternativen hin und her, wobei die Dauer des jeweiligen Anblicks von uns nicht bewusst zu steuern ist. Nicht so bei den Mönchen, die sich meditativ in anderen Bewusstseinsebenen befanden oder gerade daraus zurückgekehrt waren: Hatten sie sich zu Meditationszwecken auf ein bestimmtes Objekt konzentriert, blieb eines der beiden Bilder bestehen, und das zum Teil über Minuten hinweg. Häufig war das Balkenmuster dann in irgendeiner Weise betonter: heller, breiter oder sogar mit 3-D-Effekt. Die Informationen des anderen Auges verschwanden dagegen oder drückten sich als schwaches Hintergrundbild aus.
Der Effekt zeigte sich allerdings nicht, wenn die Mönche eine andere Meditationstechnik verwandt hatten, bei der es keinen speziellen Bezugspunkt wie ein bestimmtes Objekt gibt, sondern die sich mehr als allgemeines In-sich-Zurückziehen ausdrückt. Dann berichteten die Buddhisten übereinstimmend mit jungen westlichen Nachfolgern vom ständigen Bildchen-wechsel-dich. Die Meditation allein ist also nicht für die stabile Wahrnehmung nur einer der beiden Alternativen verantwortlich, sondern die Methode entscheidet.
Noch ein Punkt interessierte die Forscher: die "bewegungsinduzierte Blindheit" oder Motion Induced Blindness. Sie lässt sich am besten mit einer sich bewegenden Punkteschar beschreiben, in der einige weitere, meist anders gefärbte Punkte ruhen. Konzentrieren wir uns auf die herumschwirrenden Exemplare, scheinen die statischen Gegenstücke plötzlich vom Bildschirm zu verschwinden – als hätte unser Gehirn sie ausgeknipst. Immer wieder jedoch funken sie wieder ins Bild, wiederum ohne dass wir irgend etwas daran steuern könnten.
Hier nun erwies sich einer der jahrzehntelangen Eremiten als besonderer Meister: Er konnte die aufblitzenden starren Punkte tatsächlich regelrecht ausschalten. Als ihn die Wissenschaftler baten, sich erst wieder zu melden, wenn einer der Punkte wieder auftaucht, schwieg der Mönche – lange. Ruhig meldete er dann nach über zwölf Minuten, dass nun erst einer der Punkte wieder auf den Bildschirm zurückgekehrt war.
Ganz offensichtlich, so zeigt sich wieder einmal, läuft in meditationserprobten Gehirnen einiges ganz anders als bei Menschen wie Sie und ich, selbst wenn wir gerade die ersten Übungen erfolgreich hinter uns gebracht hätten. Mögen sie uns auch gegen Stress und Hektik helfen, vielleicht gar – nach einigen Stunden – eine Einladung ins Forscherlabor bringen, gegen die buddhistischen Meister aber könnten wir nicht bestehen. Und so wird Tibet auch weiterhin gern auf dem Reiseantrag von Neurowissenschaftlern stehen. Eine lohnende Erfahrung wird der Trip auf jeden Fall – auch bei eventuell einmal mageren Ergebnissen.
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