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Medizin-Nobelpreis 2024: So lief die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises

Victor Ambros und Gary Ruvkun sind für ihre Forschung zu microRNA mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet worden. Hier können Sie die Bekanntgabe nachschauen.
Bekanntgabe des Nobelpreises
Vom 7. bis zum 14. Oktober 2024 werden in diesem Jahr die begehrten Nobelpreise vergeben.

Am 7. Oktober um 11.30 Uhr blickten alle gespannt nach Stockholm: Denn um diese Uhrzeit gab das Nobelpreiskomitee des Karolinska-Instituts zum 115. Mal bekannt, wer in diesem Jahr für bahnbrechende Leistungen im medizinischen Bereich mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt wird.

Inzwischen ist das Geheimnis gelüftet: Die US-Amerikaner Victor Ambros und Gary Ruvkun erhalten den Preis für die Entdeckung der microRNA und ihrer Rolle bei der Genregulierung. Die beiden Forscher hätten ein grundlegendes Prinzip zur Steuerung der Genaktivität entdeckt, heißt es in der Pressemitteilung des Karolinska-Instituts. »Ihre bahnbrechende Entdeckung offenbarte ein völlig neues Prinzip der Genregulierung, das sich als wesentlich für mehrzellige Organismen, einschließlich des Menschen, erwies«, so das Nobelkomitee.

Sehen Sie sich die Bekanntgabe der diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger und die Begründung der Jury noch einmal an, sie beginnt im Video bei 1:20.

© Nobel Prize / Youtube
Bekanntgabe des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin 2024

Weiter geht es morgen ab 11.45 Uhr mit dem Nobelpreis für Physik. Am Mittwoch, dem 9. Oktober, verkündet das zuständige Gremium zur selben Uhrzeit den oder die Gewinner des Chemie-Nobelpreises, gefolgt vom Nobelpreis für Literatur am Donnerstag, dem 10. Oktober, ab 13.00 Uhr. Den Abschluss bilden der Friedensnobelpreis, der als einziger von Oslo aus verkündet wird, sowie der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften (auch Wirtschaftsnobelpreis genannt), deren Trägerinnen und Träger am 11. beziehungsweise dem 14. Oktober bekannt gegeben werden.

Zwischen dem 7. und dem 14. Oktober geben die Nobelkomitees die Preisträger des Jahres 2024 bekannt. Auf unserer Themenseite »Nobelpreise – die höchste Auszeichnung« erfahren Sie, wer einen der renommierten Preise erhalten hat. Dort können Sie außerdem das Wesentliche über die Laureaten und ihre Forschung nachlesen.

Wer darf Kandidaten vorschlagen?

In jeder Kategorie können jeweils bis zu drei Forscherinnen und Forscher ausgezeichnet werden. Den Friedensnobelpreis können auch Organisationen bekommen. Man kann sich allerdings nicht selbst bewerben, sondern muss nominiert werden. Aber: Wer darf eigentlich Kandidatinnen und Kandidaten vorschlagen?

Dafür gibt es strenge Kriterien. Vorschlagsberechtigt sind beispielsweise die jeweiligen Nobelkomitees, die sich aus vier bis sechs Personen zusammensetzen, sowie die Mitglieder der Royal Swedish Academy of Sciences. Außerdem: Professorinnen und Professoren an Universitäten und Hochschulen in Schweden, Dänemark, Finnland, Island und Norwegen sowie von mindestens sechs anderen Universitäten auf der ganzen Welt. Sie werden so ausgewählt, dass eine angemessene Verteilung über die Länder hinweg gewährleistet ist. Auch frühere Nobelpreisträgerinnen und -träger dürfen nominieren.

Um sie zur Nominierung einzuladen, sendet das jeweilige Nobelkomitee – mit Ausnahme des Friedensnobelpreises, bei dem auch ohne schriftliche Einladung nominiert werden darf – vertrauliche Formulare an Personen, die ihm kompetent und qualifiziert erscheinen. In der Regel sind es etwa 3000 Einladungen. Bis zum 31. Januar des nächsten Jahres müssen die Nominierungen eingehen. Da Kandidatinnen und Kandidaten oft mehrfach vorgeschlagen werden, bleiben meist nur zwischen 250 und 300 Nominierungen übrig. Das Komitee prüft diese und gibt eine Empfehlung ab. Die finale Entscheidung trifft aber ein anderer Ausschuss, im Falle des Medizin-Nobelpreises die 50-köpfige Nobelversammlung (Nobel Assembly) am Karolinska-Institut in Stockholm. Die Namen der anderen Nominierten und weitere Informationen über das Auswahlverfahren müssen übrigens für 50 Jahre geheim bleiben.

Keine Ehrung nach dem Tod

Einen Nobelpreis posthum, also nach dem Tod, verliehen zu bekommen, ist eigentlich nicht möglich. In der Geschichte gab es dennoch wenige Ausnahmen, zum Beispiel Ralph Steinman: Für die Erforschung des angeborenen Immunsystems sollte der kanadische Immunologe 2011 gemeinsam mit Bruce Beutler aus den USA und Jules Hoffmann aus Luxemburg den Nobelpreis für Medizin bekommen. Erst bei der Bekanntgabe fiel auf, dass er drei Tage zuvor gestorben war. Der Vorstand der Nobelstiftung prüfte den Fall und kam zu dem Schluss, dass Ralph Steinman weiterhin Preisträger bleiben durfte, da die Nobelversammlung zum Zeitpunkt der Verkündung nichts von seinem Tod gewusst hatte.

Im vergangenen Jahr ging der Nobelpreis für Medizin oder Physiologie an die Ungarin Katalin Karikó und den US-Amerikaner Drew Weissman für ihre Erforschung und Weiterentwicklung der mRNA-Technologie. Damit legten sie den Grundstein zur Entwicklung von Impfstoffen, die zum Beispiel gegen Covid-19 in der Coronapandemie eingesetzt wurden. »Die Preisträger trugen dazu bei, dass während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit (…) eine noch nie da gewesene Geschwindigkeit bei der Entwicklung von Impfstoffen erreicht wurde«, heißt es in der zugehörigen Pressemitteilung. Damit ist dann wohl der Wille des Stifters Alfred Nobels erfüllt, den Preis für Entdeckungen zu vergeben, die »der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben«.

Seit sie 1901 erstmals verliehen wurden, gab es bereits 114 Nobelpreise in der Kategorie Medizin oder Physiologie. Von den insgesamt 227 Laureaten waren gerade mal 13 weiblich. Eine davon ist Christiane Nüsslein-Volhard. Die Biochemikerin wurde 1995 zusammen mit ihren US-amerikanischen Kollegen Edward B. Lewis und Eric F. Wieschaus für ihre Forschung zur genetischen Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung ausgezeichnet. Einen Tipp für den oder die diesjährigen Preisträger möchte sie nicht abgeben. Auch wenn sie sich sehr für Gleichstellung in der Wissenschaft einsetzt, ist sie nicht der Meinung, dass unbedingt eine Frau darunter sein müsse. »Es kommt auf die Leistung, nicht auf das Geschlecht an«, sagt die emeritierte Direktorin des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie in Tübingen.

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