Ruanda: Medizindrohnen sollen Blutkonserven liefern
Dringend benötigte Medikamente, Blutkonserven oder Impfstoffe benötigen in Ruanda und anderen afrikanischen Ländern oft Wochen oder gar Monate, bis sie ihren Empfänger erreichen. Oft ist es dann bereits zu spät. Auch Impfstoffe und Blutproben verderben unterwegs, weil die Kühlkette nicht eingehalten werden kann.
Nun soll sich in Ruanda die Transportzeit auf Stunden reduzieren – dank einer Flotte von zunächst 15 vollautonomen Kleinflugzeugen, berichtet die "New York Times". Geplant ist, dass Drohnen medizinische Zentren im ländlichen Gebiet anfliegen und dort ihre Fracht an einem Papierfallschirm abwerfen. Dann kehren sie zu ihrer zentralen Ausgangsbasis zurück. Rund die Hälfte des zentralafrikanischen Lands könnte mit der vorhandenen Technik abgedeckt werden, schreibt die Zeitung.
Hinter dem Projekt steht das Silicon-Valley-Start-up Zipline, das mit der ruandischen Regierung zusammenarbeitet und im Juli 2016 mit dem Flugbetrieb beginnen soll. Die Firmengründer haben dazu ein Team aus Luftfahrt- und Robotikexperten zusammengestellt. Großinvestoren stellten insgesamt 18 Millionen US-Dollar bereit.
Anders als viele andere Firmen, die Lieferungen mit Drohnen zu automatisieren versuchen, arbeitet Zipline mit einem klassischen Starrflügelflugzeug und nicht mit den zuletzt so erfolgreichen Quadro- oder Multicoptern. Ihre Drohne hat eine Spannweite von rund 2,4 Metern, ist mit GPS-Empfängern ausgestattet und kommuniziert laut "New York Times" über das ruandische Mobilfunknetz. Programmiert wird sie über eine Simcard, die einen vorberechneten Flugplan enthält. Nach Angaben der Firma soll das Flugzeug auch unter schwierigen Windbedingungen fliegen können. In der Heimatbasis werde der verbrauchte Akku gegen einen vollen ausgetauscht und das Flugzeug mit einer maximal 1,6 Kilogramm schweren Traglast beladen erneut auf die Reise geschickt. Insgesamt sollen so 50 bis 150 Lieferflüge pro Tag möglich sein.
Das Konzept, durch Drohnen die Lieferzeit drastisch zu verkürzen, ist nicht neu. Auch Firmen wie Amazon haben entsprechende Ideen öffentlich gemacht, allerdings bisher nicht in die Tat umgesetzt. Die Projekte scheitern zum einen an technischen Schwierigkeiten und zum anderen an rechtlichen Problemen. In vielen Ländern sind Drohnen nur bedingt für vollautonome Flüge zugelassen.
Im Fall Ruandas ist die Sachlage jedoch eine andere. Das Land habe großes Interesse daran gehabt, die Technik bei sich zu etablieren, und sehr schnell entsprechende Rahmenbedingungen umgesetzt, heißt es in dem Beitrag. Anders als in dicht besiedelten Ländern ist in Ruanda die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Absturz Menschen zu Schaden kommen, geringer.
Ein gewichtiger Unterschied zu den Ideen von Amazon und Co. dürfte auch darin bestehen, dass der Zugewinn durch eine Versorgung aus der Luft groß ist – ja sogar über Leben und Tod entscheiden kann –, während ihr Vorteil in industrialisierten Ländern eher als marginal anzusehen ist. Ausgenommen davon sind wiederum medizinische Anwendungen, wie diese Drohne, die Erste-Hilfe-Material zu Patienten bringen und eine direkte Kommunikation mit einem Notfallmediziner ermöglichen soll.
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