Kosmologie: Mega-Galaxie aus der Frühzeit des Universums entdeckt
In zehn Milliarden Lichtjahren Entfernung von uns rast der Galaxienhaufen IDCS J1426.5+3508 (kurz: IDCS 1426) durch das All: 250 Billionen Mal massereicher als unsere Sonne beziehungsweise 1000 Mal massereicher als unsere Milchstraße – ein wahrer Gigant aus der Jugend des Universums, dessen Entstehung die beobachtenden Astronomen um Mark Brodwin von der University of Missouri auf eine Zeit rund 3,8 Milliarden Jahre nach dem Urknall schätzen. Damit handelt es sich zugleich um den ältesten Galaxienhaufen dieser Größe, der bislang registriert worden ist. IDCS 1426 besteht aus tausenden Einzelgalaxien, die durch die Schwerkraft und unter dem Einfluss dunkler Materie zu einem riesigen Komplex vereinigt wurden. Bis zu 90 Prozent der vorhandenen Masse könnte auf dunkle Materie zurückzuführen sein, so die Astronomen.
"Diese Entdeckung bringt uns wirklich an Grenzen", so Brodwin in einer Pressemitteilung. "Als eine der frühesten massereichen Strukturen, die im Universum entstanden, bedeutet dieser Galaxienhaufen eine gute Gelegenheit, Theorien zur Entwicklung von Galaxien und Clustern zu erklären." Riesen wie IDCS 1426 sollten nach momentanem Kenntnisstand nicht vorhanden sein, weil sie schlicht zu groß sind für diese frühe Zeit des Universums: Die ersten Galaxien konnten eigentlich erst entstehen, als das Weltall schon einigermaßen abgekühlt war. Dennoch entwickelte sich das vom Röntgenteleskop Chandra erfasste Objekt IDCS 1426 sehr zeitig. Mit Hilfe dieses Instruments konnten Brodwin und Co auch eine erste Theorie erstellen, wie der Cluster so früh bereits groß wurde: Die stärkste und hellste Röntgenquelle des Haufens liegt nicht wie üblich im Zentrum, sondern etwas seitlich davon – was dafür spricht, dass der Haufen durch Kollision mit einer zweiten Galaxienversammlung gewachsen ist. Diese Fusion verschob den hellen Röntgenlichtknoten um einige hunderttausend Lichtjahre. Das heiße Gas von IDCS J1426.5+3508 weist zudem einen relativ geringen Anteil an schwereren Elementen auf, die bei der Explosion von Supernovae freigesetzt werden und die Umgebung mit Kohlenstoff oder Eisen anreichern. Viele Sterne des Haufens haben also zum Beobachtungszeitpunkt noch nicht ihren Endpunkt erreicht – womöglich wächst IDCS 1426 sogar noch. Erstmals bemerkt wurde der Galaxienhaufen 2012 mit dem NASA-Teleskop Spitzer, seine wahre Größe enthüllte er aber erst mit diesen neueren Studien.
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