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Megafauna: Ausgestorbenes Riesenkänguru überragte alle Verwandten

Australiens Fauna war vor Ankunft der Menschen noch vielfältiger und ungewöhnlicher als heute. Das belegen die Funde dreier fossiler Arten von Riesenkängurus.
Fast vollständiges Skelett eines ausgestorbenen Riesenkängurus vor leicht grauem Hintergrund. Nur wenige Knochen fehlen.
Das Skelett des Riesenkängurus Protemnodon viator ist erstaunlich gut erhalten.

Rote und Graue Riesenkängurus gehören heute zu den größten einheimischen Landtieren Australiens. Doch bis vor wenigen zehntausend Jahren dominierten noch viel größere Verwandte die Ökosysteme des Fünften Kontinents. Davon zeugt beispielsweise das neu entdeckte Skelett von Protemnodon viator, einem Riesenkänguru, das deutlich größer und schwerer war als seine heute noch lebende Verwandtschaft. Den Fund dieser Megafauna und zweier weiterer verwandter Arten beschreibt ein Team um Isaac Kerr von der Flinders University – und ermöglicht einen Blick auf die verlorene Artenvielfalt des Kontinents.

Kerr und Co untersuchten für ihre Arbeit die nahezu vollständigen Fossilien verschiedener Kängurus, die zwischen 2013 und 2019 in der Fossilienlagerstätte von Lake Callabonna im südlichen Australien gefunden wurden. Im Vergleich mit weiteren Fossilien, die der ausgestorbenen Kängurugattung Protemnodon zugeordnet werden, konnten die Wissenschaftler ermitteln, wie vielfältig diese Gattung war. Viele der Arten überragten ihre heute lebende Verwandtschaft deutlich; daneben gab es aber auch kleinere Vertreter.

Protemnodon viator etwa war doppelt so groß wie Rote Riesenkangurus und mit einem Gewicht von 170 Kilogramm auch mehr als dreimal so schwer. Der fossile Vertreter wies zugleich lange Gliedmaßen auf, die es ihm wahrscheinlich ermöglichten, sich schnell und mit großen Sprüngen fortzubewegen. Wie die Roten Riesenkängurus lebte die Art im trockenen Outback Australiens.

Eine zweite neu identifizierte Art namens Protemnodon mamkurra fiel dagegen kleiner aus und bewegte sich nicht aufrecht fort, sondern nutzte ebenso seine vorderen Gliedmaßen – ähnlich wie heutige Quokkas oder Kaninchenkängurus, die mal auf vier Beinen springen und dann wieder auf zwei Beinen sitzen. Protemnodon mamkurra besaß recht kräftige Knochen und bewegte sich nach Ansicht der Forscher meist eher gemächlich fort. Die dritte Spezies Protemnodon dawsonae liegt in den Ausmaßen zwischen den beiden anderen Vertretern.

Ursprünglich waren die Protemnodons weit in Australien verbreitet, wo sie verschiedene ökologische Nischen besetzten. Vor 40 000 Jahren starben sie allerdings auf dem Festland aus – relativ kurz nach Ankunft der ersten Menschen. Auf Neuguinea und Tasmanien überlebten einige Arten dagegen etwas länger, bevor sie dort ebenfalls verschwanden. Sie teilten damit das Schicksal eines großen Teils der Megafauna der Region. Zur gleichen Zeit fanden riesige Wombats, Echsen oder Vögel ebenfalls ihr Ende, ausgelöst durch jagende Menschen und klimatische Veränderungen.

  • Quellen
Megataxa, 10.11646/megataxa.00.0.0, 2024

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