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Ernährung: Mehlspeisen aus der Steinzeit

Mahlsteine aus dem Paläolithikum
Menschen haben wohl schon in der Altsteinzeit regelmäßig nahrhafte Pflanzen verarbeitet und auf ihren Speiseplan gesetzt. Dabei unterschieden sie womöglich routiniert zwischen besonders geeigneten Energielieferanten und weniger wertvollen Gewächsen ihres Lebensraums, meinen Forscher um Anna Revedina vom Istituto Italiano di Preistoria e Protostoria in Florenz und ihre Kollegen.

Die Wissenschaftler hatten steinerne Reibe- und Mahlwerkzeuge untersucht, die sie in drei europäischen Ausgrabungsstätten aus der jüngeren Altsteinzeit vor bis zu 30000 Jahren geborgen hatten. Dabei analysierte das Team unter dem Mikroskop vor allem Reste von Getreidekörnern und andere Vegetationsspuren auf den Werkzeugen und ordnete sie nach ihrer Form den Pflanzen zu, die in der Altsteinzeit vor Ort heimisch gewesen waren.

Mahlwerk aus der Altsteinzeit | Anna Revedina und ihre Kollegen haben Steine aus der Altsteinzeit untersucht, deren eindeutige Abnutzungspuren (Einklinkbilder) einen langen Gebrauch als Mahlwerkzeug nahe legen. Auf den Steinen entdeckten sie Reste des Pflanzenmaterials, das einst mit den Steinen zerrieben worden war. Unter dem Mikroskop offenbaren solche Überreste Hinweise auf die Art der Pflanzen: Halbwegs intakte Stärkekörner variieren etwa je nach Spezies in Größe und Gestalt sowie in der konzentrischen Schichtung im Inneren, dem so genannten Hilum. Auf dem gezeigten Steinwerkzeug aus der Bilancino-II-Grabung in Italien fanden die Forscher zum Beispiel vor allem rund-elliptische Stärkekörner von bis zu 42 Mikrometern Durchmesser ohne Hilum – sie erinnern stark an entsprechende Stärkekörner in den Knollen des Rohrkolben.
Wie sich zeigte, verarbeiteten die Menschen der Altsteinzeit zum Beispiel in der Toskana den wild wachsenden Schmalblättrigen Rohrkolben oder den Igelkolben. Auch an den Werkzeugen aus Russland und der Tschechischen Republik fanden sich Spuren von Pflanzen, die stärkehaltige Wurzelknollen ausbilden. Die Forscher spekulieren, dass die Pflanzenteile zu Mehl zerrieben und dann womöglich gekocht wurden, um den Anteil an verwertbarer Energie beim Verzehr zu erhöhen.

Nach den gängigen Theorien hatten sich die älteren Vorläuferformen der Gattung Homo zunächst vor allem pflanzlich ernährt, was unter anderem an der Form ihres Gebisses abzulesen ist. Im Lauf der Evolution habe dann aber das zunehmend komplexe Gehirn nach immer höherwertigerer Nahrung verlangt; vielleicht schon Homo erectus, sicherlich aber der moderne Mensch habe daher seine Ernährung immer mehr mit kalorienreicherem Wildfleisch bestritten. Die Ergebnisse von Revedina und Co. legen nun aber nahe, dass auch vegetarische Nahrung einen Beitrag zur Ernährung der frühen Wildbeutergemeinschaften leistete. (jo)
  • Quellen
Revedina, A. et al.: Thirty thousand-year-old evidence of plant food processing. In: PNAS 10.1073/pnas.1006993107, 2010.

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