Klimaangst: Mehr als die Hälfte der jungen Menschen sorgt sich stark ums Klima
Vom 30. Oktober bis zum 12. November 2021 traf sich die Weltgemeinschaft in Glasgow zur Weltklimakonferenz, um Mittel und Wege zu finden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Gelingt das nicht, werden die Folgen dramatisch sein, wie zahlreiche Modelle inzwischen zeigen. Vor allem vielen jungen Menschen macht dieses Szenario Angst. Das unterstreicht nun noch einmal eine Studie, die ein Team um Elizabeth Marks von der University of Bath vorab als Preprint veröffentlichte: Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Untersuchung gaben knapp 60 Prozent an, »sehr besorgt« oder »extrem besorgt« über den Klimawandel zu sein.
Die Gruppe um Marks befragte 10 000 junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren aus insgesamt zehn verschiedenen Ländern – darunter Frankreich, Nigeria, Finnland, Indien und die USA – zu ihren Gefühlen angesichts des Klimawandels. Rund 45 Prozent der Teilnehmenden gaben an, dass ihre Sorgen und Ängste bezüglich der Erderwärmung auch ihren Alltag beeinflussen würden.
Besonders stark war die Klimaangst bei jungen Männern und Frauen ausgeprägt, die eher in südlichen oder ärmeren Regionen der Welt lebten, sowie bei Personen, die die Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise in Form von Hitzewellen, Waldbränden oder Überschwemmungen bereits besonders deutlich zu spüren bekommen hatten. 77 Prozent der Teilnehmer blickten zudem ängstlich in die Zukunft, und die Mehrheit fühlte sich von ihren Regierungen betrogen, weil diese in ihren Augen nicht genug unternehmen, um die Erderwärmung zu stoppen. Viele verspürten Emotionen wie Furcht, Hilflosigkeit und Wut angesichts des Klimawandels.
Auffällig war, dass die Forschungsgruppe einen Zusammenhang beobachten konnte zwischen der Klimaangst der Befragten und der Ernsthaftigkeit, mit der die Regierungen in den Augen der Teilnehmer die Klimakrise angingen. Je mehr sich die jungen Männer und Frauen von ihren Landesvertretern in Klimafragen im Stich gelassen fühlten, desto eher verspürten sie Sorgen und Stress. Ob beides kausal zusammenhängt, lässt sich auf Grund des Studiendesigns allerdings nicht sicher sagen. Marks und ihre Kollegen schlussfolgern trotzdem: »Es ist dringend notwendig, dass sowohl die Forschung als auch die Reaktionen der Regierungen verbessert werden.«
Den Fragenkatalog für ihre Studie entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst – bislang gibt es nämlich kein standardisiertes Inventar, um »Klimaangst« zu messen. Die Ergebnisse weisen jedoch in eine ähnliche Richtung wie die Erkenntnisse der französischen Psychotherapeutin Charline Schmerber. Sie startete ebenfalls eine Befragung, nachdem immer mehr Patienten mit ausgeprägten Umweltsorgen in ihrer Praxis landeten. Ihre Befragten waren allerdings etwas älter und überwiegend weiblich. Dennoch gaben mehr als zwei Drittel der Teilnehmenden an, ihre umweltbezogenen Ängste seien »beträchtlich« oder »stark«. 67 Prozent sagten zudem, dass ihre Klimaangst ihren Alltag beeinflussen würde.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.