Anderen blind zu folgen, führt oft in die Irre. Felsentauben (Columba livia) kennen dieses Problem offenbar nicht: Wie Forscher der University of Oxford berichten, fliegen die Vögel einem ortskundigen Artgenossen nicht planlos hinterher. Vielmehr prägen sie sich die Route ebenso gut ein wie selbstständig navigierende Tiere. Die aufmerksamen Flugbegleiter helfen ihrem Piloten sogar dabei, den direkten Weg zum Ziel zu finden.

Tauben haben einen hervorragenden Orientierungssinn, mit dessen Hilfe sie schnell lernen, ohne große Umwege zu ihrem Schlag zurückzukehren. Um die Routenplanung der Tiere zu testen, teilten Benjamin Pettit und seine Kollegen die Vögel in Zweierteams ein. Die Leittaube kannte aus vorherigen Trainingsflügen den Weg nach Hause gut, das andere Tier noch nicht. Indem sie die Tauben mit GPS-Sensoren ausstatteten, konnten die Wissenschaftler die Flugrouten jedes der beiden Vögel genau nachvollziehen.

Nach zwölf Flügen im Duo beherrschten die ortsfremden Tauben den Heimweg genau so gut, wie Kontrolltiere, die sich nicht auf einen ortskundigen Partner verlassen konnten. Doch nicht nur die Nachflieger hatten etwas gelernt: Die gemeinsame Flugstrecke näherte sich der kürzest möglichen Route immer mehr an.

Das Folgetier agiert vermutlich nicht nur als passiver Begleiter, sondern übernimmt bei zunehmender Wegkenntnis einen aktiven Part bei der Navigation, so die Forscher. Auf ähnliche Weise könnten auch die verblüffend zielgerichteten Flugrouten von Zugvögeln zustande kommen.