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News: Mehr Druck im Gehirn

Der Genuß von Kokain bringt ernstzunehmende Gefahren für die Funktionsfähigkeit des Gehirns mit sich: Es verengt die Blutgefäße im Gehirn, drosselt den Blutfluß und verursacht möglicherweise langfristig Gehirnschäden. Diese These wird in einem Artikel in der Ausgabe des Journal of the American Medical Association vom 4. Februar 1998 vertreten. Die Erkenntnisse, so sagen Experten, könnten Gehirnschäden und Schlaganfälle bei Menschen erklären, die Kokain in größeren Mengen zu sich nehmen.
Ärzte wissen seit langem, daß Kokain das Herz strapaziert: Der Blutdruck steigt auf gefährliche Werte. Das Ausmaß der Auswirkungen auf das Gehirn war allerdings bisher weniger bekannt. Nun haben der Pharmakologe Marc Kaufman und seine Kollegen vom McLean Hospital in Belmont in Massachusetts und von der Harvard Medical School in Boston 24 gesunde erwachsene Männer untersucht, die schon früher Kokain zu sich genommen hatten, jedoch nicht süchtig sind. Die Forscher injizierten den Versuchspersonen entweder eine Salzlösung oder eine relative geringe Dosis Kokain und maßen den Blutstrom in den Gehirnen der Versuchspersonen 20 Minuten nach der Injektion mit Hilfe der Magnetresonanz-Angiographie.

Die Forscher verglichen Aufnahmen der Gehirne der Versuchspersonen vor und nach der Drogeneinnahme, um Veränderungen im Durchmesser der Blutgefäße oder andere Zeichen von Verengungen festzustellen.

Fünf von acht Versuchspersonen, die 0,4 mg Kokain pro Kilogramm Körpergewicht erhalten hatten, zeigten solche Veränderungen. Bei Drogenkonsumenten, die relativ geringe Mengen zu sich nehmen, dürften nach Aussage von Kaufman vergleichbare Dosierungen auftreten. Veränderungen in geringerem Ausmaß traten bei drei von neun Versuchspersonen auf, die die Hälfte dieser Dosis erhalten hatten. Eine von sieben Personen, die nur die Salzlösung erhalten hatten, zeigte ebenfalls Verengungen.

Die Wissenschaftler stellten fest, daß die Veränderungen stärker bei den Versuchspersonen auftraten, die in der Vergangenheit häufiger Kokain eingenommen hatten. Dies deutet darauf hin, sagt Kaufman, daß die Kokaineinnahme einen kumulativen Effekt haben könnte.

Die Forscher spekulieren darüber, ob die Verengung der Blutgefäße mit dem Auftreten von Gebieten mit geringem Blutstrom zusammenhängen könnte, die in den Gehirnen der meisten Kokainkonsumenten zu finden sind. Diese werden für Gedächtnisverlust und andere Hirnschäden verantwortlich gemacht. Die verengten Blutgefäße könnten auch bei den manchmal auftretenden Schlaganfällen eine Rolle spielen. „Es ist, als ob man ein angegriffenes Rohr enger macht und gleichzeitig mehr Druck darauf ausübt“, sagt Kaufman.

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