Evolution: Mehr Heavy Metal - weniger Parasiten
Je weniger Parasiten, desto mehr Heavy-Metal-Bands. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Farid Pazhoohi und Karlos Luna von der University of Minho in Portugal anhand einer Auswertung der Daten von insgesamt 45 europäischen Staaten. Wie die beiden Forscher in "Evolutionary Psychological Science" schreiben, geht der Zusammenhang auf den antisozialen, antireligiösen Außenseiterhabitus der Metal-Szene zurück – der sei in weniger gesunden Gesellschaften tendenziell weniger akzeptiert, weil höhere Krankheitslast Intoleranz gegenüber Außenseitern fördere.
Die Hypothese von Pazhoohi und Luna basiert auf der kontroversen Parasitenstress-Theorie, laut der Infektionen und Parasiten der bedeutendste Faktor für menschliche Werte und Kultur sind. Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen einer hohen Rate an Krankheiten und Ablehnung gegenüber Außenstehenden und abweichenden Verhaltensweisen – weil, so die These, "Fremde" Krankheiten einschleppen könnten. Allerdings scheint die vermutete Ursache-Wirkungs-Beziehung einer näheren Überprüfung nicht standzuhalten: Möglicherweise haben höhere Krankheitslast und kulturelle Eigenheiten gemeinsame soziale Ursachen – oder, so der Anthropologe Peter Frost von der Laval University, die Ursache-Wirkungs-Beziehung sei genau umgekehrt.
Auch die Daten von Luna und Pazhoohi sind da keineswegs eindeutig. So fanden die beiden Forscher Zusammenhänge zwischen der Zahl der Heavy-Metal-Bands pro Einwohner und der gesamten Einwohnerzahl eines Landes sowie dem Human Development Index, einer Maßzahl für die technische und soziale Entwicklung eines Landes. Sie argumentieren, dass der Zusammenhang mit der Parasitenlast stärker sei; allerdings ergab ihre Analyse keine Unterschiede zwischen den stärker sozial akzeptierten Heavy-Metal-Typen und den weniger verbreiteten und stärker an Subkulturen gebundenen Varianten wie Black oder Death Metal.
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