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Straßenverkehr: Mehr tödliche Unfälle zu Beginn der Sommerzeit

Passieren nach der Umstellung auf die Sommerzeit mehr oder weniger Unfälle im Straßenverkehr? Eine Studie aus den USA deutet darauf hin, dass zumindest schwere Unfälle zunehmen.
Es wird eng! Belebte Straßenkreuzung in Seoul

Sommerzeit, Winterzeit – oder beides? Kaum eine Frage spaltet die Nation so sehr wie die nach der Zeitumstellung. Zwar hat das EU-Parlament bereits im März 2019 die Abschaffung der Zeitumstellung beschlossen. Welche Zeit künftig gelten soll, ist allerdings noch immer offen, ebenso wie das Datum, an dem wir tatsächlich zum letzten Mal unsere Uhren umstellen werden.

Wissenschaftler sind sich weitgehend einig: Sie halten die dauerhafte Winterzeit, oder auch Normalzeit, für die beste Lösung. Ewige Sommerzeit sowie das ständige Hin- und Herwechseln sind der Gesundheit der meisten Menschen eher abträglich, wie Studien zeigen. So arbeiten nach der Umstellung auf die Sommerzeit im Frühjahr nicht nur viele Arbeitnehmer, Schüler und Studenten unkonzentrierter, auch das Risiko auf einen Herzinfarkt steigt vorübergehend.

Ob der Wechsel zur Sommerzeit einen Einfluss auf die Zahl der Verkehrsunfälle hat, wird hingegen deutlich kontroverser diskutiert. Manche Liebhaber langer Sommertage führen die Ergebnisse von Studien, denen zufolge die Zeitumstellung immerhin das Risiko für Autounfälle senke, als letztes Argument für die Sommerzeit ins Gefecht.

Neuere Daten zu diesem Thema liefert nun eine Untersuchung von Wissenschaftlern um Josef Fritz von der University of Colorado in Boulder. Die Forscher nahmen alle Verkehrsunfälle mit Todesfolge unter die Lupe, die sich zwischen 1996 und 2017 in jenen US-Bundesstaaten ereignet hatten, die regelmäßig auf Sommerzeit umstellen (was die allermeisten sind), und die in einer großen nationalen Datenbank verzeichnet waren. Dabei konnten sie allerdings keinen positiven Effekt der Sommerzeit ausmachen. Stattdessen entdeckten sie, dass das Risiko für tödliche Unfälle in der Woche nach der Zeitumstellung, die in den USA am zweiten Sonntag im März erfolgt, im Schnitt um sechs Prozent in die Höhe schnellte.

In absoluten Zahlen gesprochen ereigneten in den Tagen nach der Zeitumstellung rund sechs tödliche Verkehrsunfälle mehr pro Tag. Über den Verlauf von 22 Jahren bedeute das 626 zusätzliche Todesfälle, die auf das Konto der Zeitumstellung gehen könnten, rechnen die Autoren im Fachmagazin »Current Biology« vor. Am ausgeprägtesten war der Effekt in den frühen Morgenstunden sowie in Regionen, die an den westlichen Ausläufern ihrer jeweiligen Zeitzone liegen und in denen es zu Beginn der Umstellung auf die Sommerzeit deshalb morgens besonders spät hell wird.

Für Josef Fritz und seine Kollegen ist das ein weiterer Grund, der für die Abschaffung der Zeitumstellung spricht – und zwar nicht nur in der Europäischen Union. »Die Auswirkungen der Umstellung auf die Sommerzeit in Bezug auf das Risiko tödlicher Verkehrsunfälle sind aus unseren Daten klar ersichtlich«, sagt Céline Vetter, Mitautorin der Studie. »Da unsere Daten nur die schwersten Unfälle einschlossen, nämlich solche, bei denen ein Todesfall registriert wurde, liegt das tatsächliche Risiko vermutlich sogar noch höher.«

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