Roter Planet: Mehrere Salzseen unter dem Eispanzer des Mars
Es gibt offenbar tatsächlich mehrere Flüssigkeitsreservoire unter dem anderthalb Kilometer dicken Eispanzer am Südpol des Mars. Diese bereits bestehende Vermutung bestätigen nun Forscher um die Astrogeophysikerin Elena Pettinelli in der Fachzeitschrift »Nature Astronomy«. Die subglazialen Seen unterschiedlicher Größe spürte das Team mit dem Radar-Echolot »Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionosphere Sounding« (MARSIS) an Bord der europäischen Raumsonde Mars Express auf. Das Vorhandensein solcher Seen könnte wichtige Konsequenzen für die Astrobiologie und potentiell bewohnbare Nischen auf dem Mars haben.
Schon im Jahr 2018 fanden Wissenschaftler mit Hilfe des Langwellen-Radars von Mars Express Hinweise auf einen rund 20 Kilometer großen See unter der permanenten südpolaren Eiskappe des Roten Planeten. Bislang gab es jedoch eine anhaltende Debatte darüber, ob die Beobachtungen die flüssige Natur tatsächlich beweisen.
Auch auf der Erde gibt es in der Antarktis solche Seen unter Eis. Sie lassen sich mittels Daten von Erdsatelliten aufspüren. Eine ähnliche Signalverarbeitungstechnik nutzen die Forscher nun, um die MARSIS-Daten eines 250 mal 300 Kilometer großen Gebiets am Südpol zu analysieren. Die Autoren konnten nun die vermutete flüssige Natur einer dieser Regionen bestätigen. Sie identifizierten außerdem weitere kleinere Wassergebiete, die von diesem Hauptsee durch trockene Streifen getrennt sind. Pettinelli und ihr Team vermuten, dass die Seen einen sehr hohen Salzgehalt aufweisen und daher das Wasser trotz der kalten Umgebung nicht gefriert.
Astrobiologen halten es für möglich, dass derartige ausgedehnte Salzseen auf dem Mars mikrobielle Lebensformen beherbergen könnten, die sich an die extremen Bedingungen angepasst haben. Besonders solche Mikroorganismen kämen in Frage, die in einem sauerstofffreien Milieu leben, so genannte Anaerobier. Und wenn man bedenkt, dass die Löslichkeit von Sauerstoff in Sole bis zum Sechsfachen des für die mikrobielle Atmung erforderlichen Mindestniveaus beträgt, könnten sogar Aerobier überleben. Die Autoren empfehlen daher, künftige Marsmissionen sollten in diesen Regionen nach Spuren astrobiologischer Aktivität fahnden.
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