Demografie: Mehrheit der Weltbevölkerung lebt nun in Städten
Seit Mittwoch, dem 23. Mai 2007, leben weltweit mehr Menschen in städtischen Ballungsräumen als in ländlich geprägten Räumen. Das vermelden Wissenschaftler um Ron Wimberley von der North Carolina State University in Raleigh unter Berufung auf Daten der Vereinten Nationen.
Bis 2010 sollen laut den Vereinten Nationen 51,3 Prozent der Weltbevölkerung in Städten konzentriert sein; mit dem heutigen Stichtag sind es 3 303 992 253 Menschen, während es "nur" noch 3 303 866 404 Personen auf dem Land aushalten. Dieser Übergang basiert auf den durchschnittlichen – tatsächlichen und geschätzten – Wachstumsraten der Stadt- wie Landbevölkerung von 2005 bis 2010. Nach anderen Berechnungen verschoben sich die Verhältnisse allerdings bereits im Jahr 2006. Regional unterscheidet sich dieser Termin ohnehin beträchtlich, denn in den USA wurde er bereits zwischen 1910 und 1915 erreicht, in Deutschland während des Dritten Reiches.
Regional gibt es jedoch deutliche Unterschiede im Grad der Verstädterung, die in den Industriestaaten bislang noch weiter fortgeschritten ist als in sich entwickelnden Nationen. Diese holen allerdings rapide auf, und Südamerika hat mit einer etwa zu zwei Dritteln in Ballungsräumen lebenden Bevölkerung bereits zu Nordamerika und Europa aufgeschlossen – Staaten wie Uruguay, Chile und Argentinien gehören dabei zu den am stärksten verstädterten Nationen der Erde. Neben Asien wachsen die Städte zur Zeit am schnellsten in Afrika, das bislang noch am ländlichsten geprägt ist: Seit 1980 nimmt die städtische Bevölkerung hier jährlich um fünf Prozent zu. Zwischen einzelnen Staaten existiert jedoch ein sehr großes Gefälle, denn Äthiopien und Uganda sind noch überwiegend ländlich geprägt, während die Republik Kongo oder die Elfenbeinküste schon deutlich verstädtert sind.
Deutlicher Ausdruck dieses globalen Wandels ist die zunehmende Zahl und das Wachstum der so genannten Megastädte – Ballungsräume, die nach manchen Definitionen mindestens drei, zumeist aber mehr als zehn Millionen Einwohner haben müssen. Noch 1950 überschritt nur New York die 10-Millionen-Grenze, während es im Oktober 2005 bereits 25 waren, wovon Tokio mit rund 34 Millionen Bewohnern die größte ist. Insgesamt gibt es mehr als 130 Städte mit jeweils mehr als drei Millionen Einwohnern. Das Rhein-Ruhrgebiet-Deutschlands fällt allerdings nicht unter die Definition der Megastadt, da sich seine rund zwölf Millionen Menschen auf sehr viele einzelne und unabhängige Verwaltungseinheiten verteilen.
Demografen und Stadtgeografen haben einige Hauptgründe für den Trend in die Stadt ausgemacht, die sie in Push- und Pull-Faktoren unterteilen: So locken Ballungsräume mit einer größeren Zahl an Aufstiegs-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, besserer Versorgung mit Konsumgütern und medizinischen Leistungen, Infrastruktur, höherer Freizeitqualität und einem zumindest subjektiv moderneren Lebensstil. Gegen das Land sprechen zumindest für die Abwandernden und Abwanderungswilligen unter anderem Bevölkerungsdruck, Umweltzerstörung – die gleichzeitig die eigene Lebensgrundlage unterminiert –, niedrigeres Einkommen, Arbeitslosigkeit, schlechte Infrastruktur, fehlende Gesundheitsfürsorge und Bildungseinrichtungen sowie soziale oder kriegerische Konflikte.
Wimberley und seine Kollegen warnen jedoch, dass die Städte zwingend auf das Land angewiesen sind, da sie von dort Lebensmittel, Holz, Rohstoffe und einen Großteil ihres Wassers beziehen. Gleichzeitig würden die Ballungsräume ihre Abfallprodukte überwiegend in diese Regionen zurückschicken. Deshalb müsse die Weltgemeinschaft dringend dafür sorgen, dass sich die Lebensbedingungen auf den Dörfern verbessern, um die Abwanderung zumindest zu verlangsamen – immerhin lebten nach Angaben der Internationalen Stiftung für landwirtschaftliche Entwicklung drei Viertel aller Menschen, die über weniger als einen Dollar täglich verfügen, in diesen Gebieten. (dl)
Bis 2010 sollen laut den Vereinten Nationen 51,3 Prozent der Weltbevölkerung in Städten konzentriert sein; mit dem heutigen Stichtag sind es 3 303 992 253 Menschen, während es "nur" noch 3 303 866 404 Personen auf dem Land aushalten. Dieser Übergang basiert auf den durchschnittlichen – tatsächlichen und geschätzten – Wachstumsraten der Stadt- wie Landbevölkerung von 2005 bis 2010. Nach anderen Berechnungen verschoben sich die Verhältnisse allerdings bereits im Jahr 2006. Regional unterscheidet sich dieser Termin ohnehin beträchtlich, denn in den USA wurde er bereits zwischen 1910 und 1915 erreicht, in Deutschland während des Dritten Reiches.
Regional gibt es jedoch deutliche Unterschiede im Grad der Verstädterung, die in den Industriestaaten bislang noch weiter fortgeschritten ist als in sich entwickelnden Nationen. Diese holen allerdings rapide auf, und Südamerika hat mit einer etwa zu zwei Dritteln in Ballungsräumen lebenden Bevölkerung bereits zu Nordamerika und Europa aufgeschlossen – Staaten wie Uruguay, Chile und Argentinien gehören dabei zu den am stärksten verstädterten Nationen der Erde. Neben Asien wachsen die Städte zur Zeit am schnellsten in Afrika, das bislang noch am ländlichsten geprägt ist: Seit 1980 nimmt die städtische Bevölkerung hier jährlich um fünf Prozent zu. Zwischen einzelnen Staaten existiert jedoch ein sehr großes Gefälle, denn Äthiopien und Uganda sind noch überwiegend ländlich geprägt, während die Republik Kongo oder die Elfenbeinküste schon deutlich verstädtert sind.
Deutlicher Ausdruck dieses globalen Wandels ist die zunehmende Zahl und das Wachstum der so genannten Megastädte – Ballungsräume, die nach manchen Definitionen mindestens drei, zumeist aber mehr als zehn Millionen Einwohner haben müssen. Noch 1950 überschritt nur New York die 10-Millionen-Grenze, während es im Oktober 2005 bereits 25 waren, wovon Tokio mit rund 34 Millionen Bewohnern die größte ist. Insgesamt gibt es mehr als 130 Städte mit jeweils mehr als drei Millionen Einwohnern. Das Rhein-Ruhrgebiet-Deutschlands fällt allerdings nicht unter die Definition der Megastadt, da sich seine rund zwölf Millionen Menschen auf sehr viele einzelne und unabhängige Verwaltungseinheiten verteilen.
Demografen und Stadtgeografen haben einige Hauptgründe für den Trend in die Stadt ausgemacht, die sie in Push- und Pull-Faktoren unterteilen: So locken Ballungsräume mit einer größeren Zahl an Aufstiegs-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten, besserer Versorgung mit Konsumgütern und medizinischen Leistungen, Infrastruktur, höherer Freizeitqualität und einem zumindest subjektiv moderneren Lebensstil. Gegen das Land sprechen zumindest für die Abwandernden und Abwanderungswilligen unter anderem Bevölkerungsdruck, Umweltzerstörung – die gleichzeitig die eigene Lebensgrundlage unterminiert –, niedrigeres Einkommen, Arbeitslosigkeit, schlechte Infrastruktur, fehlende Gesundheitsfürsorge und Bildungseinrichtungen sowie soziale oder kriegerische Konflikte.
Wimberley und seine Kollegen warnen jedoch, dass die Städte zwingend auf das Land angewiesen sind, da sie von dort Lebensmittel, Holz, Rohstoffe und einen Großteil ihres Wassers beziehen. Gleichzeitig würden die Ballungsräume ihre Abfallprodukte überwiegend in diese Regionen zurückschicken. Deshalb müsse die Weltgemeinschaft dringend dafür sorgen, dass sich die Lebensbedingungen auf den Dörfern verbessern, um die Abwanderung zumindest zu verlangsamen – immerhin lebten nach Angaben der Internationalen Stiftung für landwirtschaftliche Entwicklung drei Viertel aller Menschen, die über weniger als einen Dollar täglich verfügen, in diesen Gebieten. (dl)
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