Weltraum: Meinung: 25 Jahre Hubble Space Telescope - eine Erfolgsgeschichte
Seit 25 Jahren erfreut uns das Weltraumteleskop Hubble mit außergewöhnlichen Aufnahmen aus allen Bereichen der astronomischen Forschung. Bilder von nahen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem sind ebenso darunter wie viele hundert Stunden lang belichtete Ansichten von Galaxien aus dem fernsten Universum, die noch nie zuvor beobachtet wurden. Ohne Übertreibung dürfen wir festhalten, dass das Hubble-Bildarchiv ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes der Menschheit geworden ist.
So unterschiedlich die abgebildeten Objekte auch sind, so haben doch alle Fotos eines gemeinsam: Sie sind überaus scharf. So scharf, wie sie eben nur ein Teleskop mit einem 2,4-Meter-Spiegel ohne störenden Einfluss der Erdatmosphäre zu liefern vermag. Das Hubble Space Telescope, oft kurz nur HST genannt, umkreist die Erde im Abstand von rund 560 Kilometern – die Lufthülle mit ihren störenden Einflüssen liegt daher tief unter ihm. Fast vergessen ist der Umstand, dass das rund 2,5 Milliarden Dollar teure HST nicht von Anfang an mit der vollen Auflösung arbeitete. Denn der Hauptspiegel des Teleskopsystems wurde zwar hochgenau geschliffen, aber leicht an der Sollform vorbei. Dieser fatale Messfehler gehört zu den peinlichsten Pannen der Wissenschaftsgeschichte.
Dreieinhalb Jahre lang mussten die Astronomen mit unscharfen Aufnahmen auskommen, die sie mühevoll mit Bildbearbeitungsverfahren nachbesserten. Um den Sehfehler des Hubble-Teleskops zu beseitigen, wurde ihm eine Art Brille verpasst: Im Dezember 1993 entsandte die NASA das Spaceshuttle Endeavour mit der Korrekturoptik COSTAR. Nach Einfangen des Teleskops mit dem langen Greifarm der Raumfähre tauschten die Astronauten eines der vier Fokalinstrumente gegen die Korrekturoptik aus. Seitdem sieht Hubble scharf. Während seines Einsatzes entwickelte sich insbesondere die Detektortechnik deutlich weiter. Und so erhielt das Observatorium bei weiteren vier Wartungsmissionen in den Jahren 1997, 1999, 2002 und 2009 neue angepasste Fokalinstrumente nach dem jeweils aktuellen Stand der Technik, wodurch COSTAR schließlich überflüssig wurde.
Die wissenschaftliche Bedeutung des HST geht weit über rein ästhetische Fotos hinaus. Auch die Spektrografen an Bord von Hubble gehören zu den begehrten Instrumenten. Deshalb ist das HST trotz seines mittlerweile reifen Alters und der zunehmenden Konkurrenz durch moderne Großteleskope auf dem Erdboden noch immer ein gefragtes Observatorium: Für den Cycle 22, den Beobachtungszeitraum Oktober 2014 bis September 2015, gingen mehr als 1000 Anträge ein – sie umfassten sechsmal so viel Beobachtungszeit, wie zur Verfügung stand. Beeindruckend ist auch der Umfang der wissenschaftlichen Ausbeute: Bisher sind rund 12 000 Publikationen erschienen, die auf mit dem HST gewonnenen Daten beruhen.
Falls keine technischen Probleme auftreten, wird das Weltraumteleskop Hubble noch bis zum Jahr 2024 im Betrieb sein. Da es über keine eigenen Triebwerke verfügt und keine Raumfähren mehr im Einsatz sind, die es auf eine höhere Bahn heben könnten, ist seine Lebensdauer begrenzt. Wegen der Reibung mit den Molekülen der auch in 560 Kilometer Höhe vorhandenen Restatmosphäre nimmt die Höhe der Umlaufbahn sukzessive ab. Im Jahr 2024 schließlich wird das Teleskop auf sener Bahn so weit abgesunken sein, dass in der Erdatmosphäre verglüht.
Ein Nachfolger für das HST ist seit einiger Zeit in Bau: Das James Webb Space Telescope soll 2018 starten. Anders als Hubble ist das JWST allerdings auf den Infrarotbereich ausgelegt, damit es seine wissenschaftlichen Aufgaben optimal erfüllen kann. Die Blickfangfotos des HST werden wir dann wohl vermissen.
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