Warnung des BfR: Melamingeschirr ungeeignet für Heißes
Melamingeschirr ist ungeeignet für heiße Speisen oder Getränke, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung in einer aktuellen Stellungnahme. Die hohen Temperaturen eines Kaffees oder erhitzten Babybreis würden dafür sorgen, dass gesundheitsgefährdende Stoffe in bedenklicher Menge aus dem Material austreten. Ist der Inhalt dagegen kalt oder lauwarm, bestehe kein Grund zur Sorge.
Der Kunststoff mit dem vollen Namen Melamin-Formaldehyd-Harz setze sowohl Melamin als auch Formaldehyd frei, und zwar offenbar umso mehr, je häufiger er verwendet wird. Die Experten vermuten, dass die heißen Inhaltsstoffe die Gefäßwände angreifen. In früheren Untersuchungen hat sich Melamin als schädlich für die Nieren erwiesen, Formaldehyd könne hingegen Entzündungen des Magens hervorrufen, schreiben die Wissenschaftler in der Stellungnahme.
Die Wissenschaftler untersuchten, unter anderem an mehreren hundert handelsüblichen Gefäßen, wie viel Melamin und Formaldehyd freigesetzt wird, wenn das Geschirr mit heißen Flüssigkeiten befüllt wird. Die dabei gemessenen Werte verglichen sie dann mit europaweit einheitlichen Richtwerten. Diese TDI-Werte geben an, welche Menge einer Substanz täglich aufgenommen werden darf, ohne dass ein Gesundheitsrisiko besteht.
Zusammenfassend heißt es in dem Bericht: Ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit von Erwachsenen und Kindern sei möglich, wenn über einen längeren Zeitraum täglich heiße Speisen oder Getränke aus diesen Gefäßen konsumiert werden.
Besonders »Bambusware« erwies sich als heikel, ein Material, dem Bambusfasern als Füllstoff beigefügt sind und das als wiederverwendbare »Coffee-to-go«-Becher verbreitet ist. Laut dem Bericht setzt es bei einer heißen Befüllung besonders große Mengen an Formaldehyd frei. Ein Viertel der getesteten Becher überschritt den Erwachsenen-TDI um das bis zu 30-Fache, den für Kinder sogar um das bis zu 120-Fache. Benutze jemand einen solchen Kaffeebecher langfristig und an fünf Tagen die Woche, sei ein erhöhtes Gesundheitsrisiko sogar »wahrscheinlich«. Hinzu komme, dass die meisten Erwachsenen auch aus anderen Quellen Formaldehyd aufnähmen. Die freigesetzte Menge aus einem Kaffeebecher sollte darum eigentlich deutlich unter dem TDI bleiben.
Die aktuelle Stellungnahme ist nicht die erste Warnung des BfR vor dem Material: Bereits 2011 äußerte die Behörde ihre Bedenken. Auch andere Einrichtungen kritisieren immer wieder das Geschirr – insbesondere den Materialmix aus Melamin und Bambus. Die Pflanzenfasern sind insofern umweltfreundlich, als dass sie alternative Füllstoffe auf Erdölbasis ersetzen. Allerdings sind auch »Bambusware«-Becher nicht biologisch abbaubar.
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