News: Melodische Botschaft
Musik ist etwas fürs Gemüt, als Übertragungsmedium für konkrete Botschaften eignet sie sich weniger. Oder etwa doch?
Als das Kino noch in den Kinderschuhen steckte und noch keine Dolby-Surround-Klänge aus zig Lautsprechern auf die Zuschauer niederprasselten, musste ein einsamer Klavierspieler für die nötige Stimmung sorgen. Und das gelang ihm meist ziemlich gut, schließlich lassen schon wenige Takte unsere Seele anklingen, sodass wir – je nach Situation untermalt mit fröhlichen, dramatischen oder sentimentalen Klängen – mit dem Leinwandhelden lachen, leiden oder lieben.
Jeder Komponist versucht, mit seinen Stücken gezielt beim Zuhörer Stimmungen und Gefühle zu erzeugen; nicht zuletzt weisen die vorgeschriebenen Tempi unmittelbar daraufhin: Während ein gemächliches Adagio langsam und bedächtigt dahin schreitet, erklingt ein flottes Allegro heiter und vergnügt. Dem russischen Komponisten Sergej Prokofjew gelang es sogar auf geniale Weise, die unterschiedlichsten Charaktere seines Märchens "Peter und der Wolf" allein mit der Musik so gut darzustellen, dass wir sie quasi vor uns sehen.
Musik vermag also auf durchaus vielseitige Weise ihre Botschaft zu vermitteln. Konkrete Begriffe wie mit gesprochener Sprache allein durch Klänge wiederzugeben, erscheint dann allerdings doch etwas schwierig. Schließlich ist Musik etwas fürs Gemüt und nicht für den Verstand.
Stefan Kölsch ist sich da aber nicht so sicher. Zusammen mit seinen Kollegen vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften interessierte sich Kölsch, seines Zeichens Musiker und Psychologe, ob nicht doch etwas mehr in den Takten steckt. Insgesamt 122 Versuchspersonen sollten ihm diese Frage beantworten.
Die Wissenschaftler machten sich hierbei zu Nutze, dass das Gehirn sehr schnell reagiert, wenn ein wahrgenommener Begriff – egal ob gehört oder gelesen – nicht in den Zusammenhang passt. Wenn beispielsweise unmittelbar nach dem Satz "Die Blicke schweifen in die Ferne" das Wort "Weite" auf einem Bildschirm erscheint, dann ist alles in Ordnung. Lesen die Testpersonen jedoch das Wort "Nadel", dann stimmt hier etwas nicht.
Das Gehirn drückt seine Verwirrung mit einem so genannten ereigniskorrelierten Potenzial aus: Ungefähr 400 Millisekunden nach der Wahrnehmung weichen die mit einem Elektroencephalogramm (EEG) gemessenen Hirnströme zur negativen Polarität hin ab, wenn das wahrgenommene Wort nicht zum Kontext passt. Mit diesen N400 genannten Wellen lässt sich also messen, ob das Gehirn die Botschaft des zuvor gehörten Satzes verstanden hat und in Zusammenhänge einordnen kann.
Die Forscher spielten daher zunächst ihren Versuchspersonen verschiedene Sätze vor und kombinierten sie mit Testwörtern wie "Weite", "Enge", "Nadel" oder "Fluss". Dabei erklang vor jedem Testwort, zufällig verteilt, einmal ein passender Satz, einmal ein zusammenhangloser.
Wie nicht anders zu erwarten war, konnten die Wissenschaftler deutliche N400-Wellen im EEG der Probanden messen, wenn das Testwort nicht passen wollte.
Jetzt erfolgte das gleiche Experiment mit genau denselben Testwörtern – jedoch diesmal kombiniert mit kurzen Musikstücken. So sollte der Begriff "Weite" durch eine kurze Passage aus dem "Tanz der sieben Schleier" aus Richard Strauss' Oper "Salome" symbolisiert werden.
Und tatsächlich, das Experiment gelang: Die Versuchspersonen waren zufrieden – die ereigniskorrelierten Potenziale im EEG blieben normal –, wenn nach Salomes Tanz das Wort "Weite" erschien – und dass, obwohl sie das Musikstück gar nicht kannten. Lasen sie jedoch stattdessen "Nadel", dann waren sie irritiert – typische N400-Wellen tauchten im EEG auf.
Kölsch und seine Kollegen schließen hieraus, dass Musik ähnlich wie gesprochene Sprache konkrete Bedeutungen übermitteln kann, die von jedem – und sei er noch so unmusikalisch – unbewusst wahrgenommen werden. Die Begleitmusik eines Kinofilms sollte der Regisseur also mit Bedacht auswählen. Übermitteln die Klänge eine fröhliche Botschaft, während der Kinoheld in höchster Gefahr schwebt, dürfte das einige Verwirrung beim Zuschauer auslösen.
Jeder Komponist versucht, mit seinen Stücken gezielt beim Zuhörer Stimmungen und Gefühle zu erzeugen; nicht zuletzt weisen die vorgeschriebenen Tempi unmittelbar daraufhin: Während ein gemächliches Adagio langsam und bedächtigt dahin schreitet, erklingt ein flottes Allegro heiter und vergnügt. Dem russischen Komponisten Sergej Prokofjew gelang es sogar auf geniale Weise, die unterschiedlichsten Charaktere seines Märchens "Peter und der Wolf" allein mit der Musik so gut darzustellen, dass wir sie quasi vor uns sehen.
Musik vermag also auf durchaus vielseitige Weise ihre Botschaft zu vermitteln. Konkrete Begriffe wie mit gesprochener Sprache allein durch Klänge wiederzugeben, erscheint dann allerdings doch etwas schwierig. Schließlich ist Musik etwas fürs Gemüt und nicht für den Verstand.
Stefan Kölsch ist sich da aber nicht so sicher. Zusammen mit seinen Kollegen vom Leipziger Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften interessierte sich Kölsch, seines Zeichens Musiker und Psychologe, ob nicht doch etwas mehr in den Takten steckt. Insgesamt 122 Versuchspersonen sollten ihm diese Frage beantworten.
Die Wissenschaftler machten sich hierbei zu Nutze, dass das Gehirn sehr schnell reagiert, wenn ein wahrgenommener Begriff – egal ob gehört oder gelesen – nicht in den Zusammenhang passt. Wenn beispielsweise unmittelbar nach dem Satz "Die Blicke schweifen in die Ferne" das Wort "Weite" auf einem Bildschirm erscheint, dann ist alles in Ordnung. Lesen die Testpersonen jedoch das Wort "Nadel", dann stimmt hier etwas nicht.
Das Gehirn drückt seine Verwirrung mit einem so genannten ereigniskorrelierten Potenzial aus: Ungefähr 400 Millisekunden nach der Wahrnehmung weichen die mit einem Elektroencephalogramm (EEG) gemessenen Hirnströme zur negativen Polarität hin ab, wenn das wahrgenommene Wort nicht zum Kontext passt. Mit diesen N400 genannten Wellen lässt sich also messen, ob das Gehirn die Botschaft des zuvor gehörten Satzes verstanden hat und in Zusammenhänge einordnen kann.
Die Forscher spielten daher zunächst ihren Versuchspersonen verschiedene Sätze vor und kombinierten sie mit Testwörtern wie "Weite", "Enge", "Nadel" oder "Fluss". Dabei erklang vor jedem Testwort, zufällig verteilt, einmal ein passender Satz, einmal ein zusammenhangloser.
Wie nicht anders zu erwarten war, konnten die Wissenschaftler deutliche N400-Wellen im EEG der Probanden messen, wenn das Testwort nicht passen wollte.
Jetzt erfolgte das gleiche Experiment mit genau denselben Testwörtern – jedoch diesmal kombiniert mit kurzen Musikstücken. So sollte der Begriff "Weite" durch eine kurze Passage aus dem "Tanz der sieben Schleier" aus Richard Strauss' Oper "Salome" symbolisiert werden.
Und tatsächlich, das Experiment gelang: Die Versuchspersonen waren zufrieden – die ereigniskorrelierten Potenziale im EEG blieben normal –, wenn nach Salomes Tanz das Wort "Weite" erschien – und dass, obwohl sie das Musikstück gar nicht kannten. Lasen sie jedoch stattdessen "Nadel", dann waren sie irritiert – typische N400-Wellen tauchten im EEG auf.
Kölsch und seine Kollegen schließen hieraus, dass Musik ähnlich wie gesprochene Sprache konkrete Bedeutungen übermitteln kann, die von jedem – und sei er noch so unmusikalisch – unbewusst wahrgenommen werden. Die Begleitmusik eines Kinofilms sollte der Regisseur also mit Bedacht auswählen. Übermitteln die Klänge eine fröhliche Botschaft, während der Kinoheld in höchster Gefahr schwebt, dürfte das einige Verwirrung beim Zuschauer auslösen.
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