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Bronze- und Eisenzeit : Menschen lösten schon vor 3500 Jahren Naturkatastrophen aus

Ökokatastrophe

Wer denkt, Klimawandel und Naturkatastrophen seien ein Problem der Neuzeit, der irrt: Grabungen am Bartholomäberg im österreichischen Montafon lieferten Belege, dass der Mensch schon in der Bronze- und Eisenzeit gravierend in die Natur eingriff. Auf diese Weise löste er damals schon kleine Ökokatastrophen aus.

Im österreichischen Montafon ... | ... entdeckten die Forscher die Überreste von zahlreichen bronzezeitlichen Siedlungen, die von abrutschenden Hängen zerstört wurden. Außerdem konnten erstmals rund 3500 Jahre alte Bergbauspuren nachgewiesen wurden. Alles zusammen deutet darauf hin, dass die Menschen bereits in der Bronze- und Eisenzeit die Natur zerstörten und somit Ökokatastrophen auslösten.

Rüdiger Krause von der Universität Frankfurt am Main erforscht die antike Tallandschaft im Montafon schon seit rund vier Jahren zusammen mit einem Team aus Archäologen, Bodenkundlern und Botanikern. Gemeinsam gelang es den Forschern, die Umweltveränderungen vor rund 3500 Jahren genau nachzuvollziehen. "Zunächst einmal öffneten die frühen Menschen die Landschaft für die Besiedlung", erklärt Krause. Wo früher einmal Urwald war, entstanden durch Rodung Weide- und Siedlungsflächen. "Das lässt sich gut durch den Rückgang von Baumpollen und die Zunahme von Graspollen in den Sedimenten belegen", so der Archäologe.

Anschließend erschloss der Mensch den Boden für Feld- und Ackerbau. Ebenfalls populär schien die Erzgewinnung zu jener Zeit gewesen zu sein: Unter den Schichten des mittelalterlichen Bergbaus konnten Krause und sein Team erstmals auch Abraumhalden aus der Bronzezeit finden.

Für den Raubbau an der Natur mussten die Menschen schließlich im 1. Jahrtausend v. Chr. einen hohen Preis zahlen: "Im Bereich der Erzregion in Höhen zwischen 1300 bis 1450 Metern kam es in Folge des fehlenden Pflanzenbewuchses zu starken Beeinträchtigungen der Hangstabilität", erläutert Krause. Als Folge davon ließ austretendes Wasser die Hänge abrutschen und Muren entstehen – und riss so ganze Siedlungen mit sich. Im Lauf ihrer Grabungen stießen die Forscher auf zahlreiche Spuren solcher begrabener Stätten, so Krause.

Das Ausmaß der Umweltzerstörung war nach Schätzungen der Forscher zu diesem Zeitpunkt so groß, wie es erst nach rund 1500 Jahren im Spätmittelalter wieder erreicht und sogar noch übertroffen wurde. Die typische Alpenlandschaft mit ihren Weideflächen und Bergwäldern ist offenbar das Ergebnis dieses menschlichen Raubbaus. Noch heute sind Murgänge ein großes Problem in vielen Berggegenden.

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