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Evolution: Menschliches Geschlechtshormon in Urtierchen

Rädertierchen
Ihr Kopf ist rund, und die Flimmerhärchen, mit denen sie sich die Nahrung in den Mund strudeln, sehen aus wie Radspeichen. Deshalb erhielten die millimeterkleinen urtümlichen Lebewesen, die in den verschiedensten Lebensräumen vorkommen, den Namen „Rädertierchen“. Ähnlichkeiten zwischen ihnen und dem Menschen würde niemand vermuten. Doch nun entdeckten Julia Kubanek und ihre Kollegen vom Georgia Institute of Technology in Atlanta eine erstaunliche Gemeinsamkeit: Beide benutzen das Sexualhormon Progesteron.

Nachweis des Progesteronrezeptors | Mit einem blauen Fluoreszenzfarbstoff markiertes Progesteron bindet an Strukturen in einem weiblichen Rädertierchen.
Einige Arten der winzigen Urtierchen, die schon seit mehr als 500 Millionen Jahren auf der Erde leben, vermehren sich normalerweise ungeschlechtlich: Die Weibchen erzeugen einfach Klone von sich selbst. Wenn im Herbst die Nahrung knapper wird, paart sich ein Teil von ihnen jedoch mit Männchen und legt Eier, die den Winter überdauern. Kubanek und ihr Team zeigten nun, dass Progesteron für die Verhaltensänderung verantwortlich ist. Dieses relativ komplizierte Steroidmolekül spielt als Gelbkörperhormon auch eine entscheidende Rolle im weiblichen Sexualzyklus beim Menschen. Die Forscher waren einigermaßen überrascht, es in stammesgeschichtlich so alten Lebewesen zu finden. Offenbar hat es sich in der Evolution schon viel früher, als bisher gedacht, als Teil einer mit der Fortpflanzung verbundenen Signalkette etabliert, die in den verschiedensten Tierstämmen noch heute genutzt wird.

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