Menstruation: Wie hygienisch sind Tampons?
Drei bis sieben Tage im Monat haben Frauen ihre Periode – 30 bis 40 Jahre lang. Das sind rund 3000 Tage ihres Lebens; vorausgesetzt, sie sind nicht schwanger oder stillen. Jedes Mal verliert der Körper dabei zwischen 30 und 80 Milliliter Menstruationsblut. Das entspricht etwa zwei Esslöffeln oder einer vollen Espressotasse.
Um die Flüssigkeit aufzufangen, nutzen die meisten Frauen Tampons, Binden oder Slipeinlagen. Manche greift inzwischen auch zu Menstruationstassen, ein neuer Trend ist die Periodenunterwäsche. Wie hygienisch sind solche Pantys? Wie gut Menstruationstassen? Wie hoch ist die Gefahr, durch einen Tampon am Toxic Shock Syndrome (TSS) zu erkranken? Und was fließt da alle paar Wochen eigentlich aus der Vagina? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was ist Menstruationsblut?
»Das ist die obere Schicht der Gebärmutterschleimhaut«, erklärt Doris Scharrel, Frauenärztin und Landesvorsitzende des Berufsverbands der Frauenärzte in Schleswig-Holstein – genauer gesagt, das funktionale Endometrium. Dieses baut sich während des weiblichen Zyklus jeden Monat bis zum Eisprung auf und ist unter anderem durchsetzt von feinen Blutgefäßen, Schleimbläschen und Bindegewebsstrukturen. Jene Schicht »bietet das Bett, in das sich die befruchtete Eizelle einnisten kann«, sagt Scharrel.
- Was ist Menstruationsblut?
- Können sich im Menstruationsblut Keime vermehren?
- Wie oft sollten Frauen während der Periode die Vagina waschen? Und wie?
- Was ist nun mit Tampons – hygienisch oder nicht?
- Wie empfehlenswert sind Menstruationstassen?
- Wie steht es um Menstruationsschwämme?
- Was hat es mit Periodenunterwäsche auf sich?
Bleibt die Befruchtung aus, wird die obere Schicht der Gebärmutterschleimhaut überflüssig: Die Eizelle löst sich auf, und der Körper stößt das funktionale Endometrium über den Muttermund in die Vagina ab. Mit anderen Worten: Die Frau blutet – zumindest im übertragenen Sinn. »Die Flüssigkeit, die während der Menstruation aus dem Körper gespült wird, ist zwar rot«, sagt Scharrel, »doch sie besteht nur zu etwa einem Drittel aus Blut.« Der Begriff der Blutung ist demnach tatsächlich etwas irreführend.
Können sich im Menstruationsblut Keime vermehren?
»Körperwarmes Blut ist ein hervorragendes Nährmedium für Keime«, sagt Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, »egal, aus welcher Körperöffnung es kommt.« Besonders gern haben es die Staphylokokken und Streptokokken – das sind Bakterien, die sich in geringer Zahl immer und überall auf unserer Haut befinden –, und auch Darmbakterien können sich in warmem Blut ausbreiten. »Beginnt das Menstruationsblut, unangenehm zu riechen, ist das ein Anzeichen für Keime, die dort nicht hingehören«, erklärt der Frauenarzt. Wer den Geruch vermeiden will, sollte die Binde wechseln und sich im Intimbereich gründlich waschen. Doch selbst wenn es wegen der Keime riecht, ist die Gefahr zu erkranken gering, weil sich die Erreger außerhalb des Körpers tummeln.
Wie oft sollten Frauen während der Periode die Vagina waschen? Und wie?
Das kommt vor allem auf das persönliche Empfinden an. Trägt eine Frau Binden und ist ihre Vulva behaart, sammelt sich das Blut im äußeren Intimbereich, kann an den Härchen verklumpen und zu riechen beginnen. »Wen das stört, der sollte die Binde wechseln und die Vulva waschen«, sagt Scharrel. Mädchen und Frauen, die Tampons oder Menstruationstassen nutzen und rasiert sind, hätten das Geruchsproblem weniger. »Was jedoch nicht bedeutet, dass das eine besser oder schlechter ist als das andere«, betont die Gynäkologin.
In Sachen Pflege gilt die Formel: Weniger ist mehr! Lau- bis körperwarmes Wasser reicht zum Säubern vollkommen aus. Außerdem sollten Frauen nur ihren äußeren Intimbereich waschen. Besonders von Vaginalspülungen rät Frauenärztin Scharrel ab: »Die vernichten die Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt, die den Intimbereich vor den Darmbakterien schützen, und bringen die Keimflora der Vulva durcheinander.«
Wer will, kann für den äußeren Intimbereich auch pH-neutrale Waschlotionen verwenden. Diese besitzen einen ähnlichen pH-Wert wie die Haut und machen den Säureschutzmantel nicht kaputt. Der Säureschutzmantel ist ein dünner Film aus Feuchtigkeit und Fetten, der von unseren Schweiß- und Talgdrüsen abgesondert wird. Je nach Körperregion besitzt er einen pH-Wert um 4, ist damit also leicht sauer. Der pH-Wert des Intimbereichs liegt für gewöhnlich ebenfalls bei 4 und schützt die nicht verhornte, empfindliche Haut der Vulva vor den Darmkeimen. Pflegeprodukte mit einem pH-Wert über 7 nennt man alkalisch, sie sind für die Intimpflege tabu – nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.
Was ist nun mit Tampons – hygienisch oder nicht?
Ab und zu heißt es, Tampons würden Pestizide oder Krebs erregende Stoffe enthalten. Laut einer aktuellen »Öko-Test«-Studie aus dem Jahr 2020 ist diese Sorge aber unbegründet. Die meisten der getesteten Tamponmarken haben mit »sehr gut« abgeschnitten. Lediglich eine Marke enthielt halogenorganische Verbindungen, von denen manche Allergien auslösen können. Bei einer anderen war der Rückholfaden nicht ausreichend reißfest, und bei einer dritten erwies sich der Tampon beim Einführen als etwas zu weich. Umstrittene Inhaltsstoffe wie optische Aufheller, Pestizide oder Formaldehyd waren bei keiner Marke nachweisbar.
»Frisch ausgepackt und mit sauberen Fingern eingesetzt, sind Tampons absolut hygienisch«, bestätigt Gynäkologe Albring. Wichtig sei nur, sie zu entfernen, wenn sie sich mit der Menstruationsflüssigkeit vollgesogen haben, und sie nicht länger als acht Stunden in der Vagina zu lassen (siehe »Was ist das Toxic Shock Syndrome?«).
Was ist das Toxic Shock Syndrome?
Das toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine ernst zu nehmende Erkrankung und wird häufig mit dem Benutzen von Tampons in Zusammenhang gebracht – genauer gesagt mit solchen, die zu lange in der Vagina gelassen werden. Ausgelöst wird die Erkrankung durch einen bestimmten Stamm von Streptokokken oder Staphylokokken. Diese Keime befinden sich überall auf der Haut. Gelangen sie durch eine Verletzung in größeren Mengen ins Blut und geben dort ihre Giftstoffe ab, können sich die Blutgefäße weiten, und die Gerinnung versagt. Typische TSS-Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel sowie Fieber (mehr als 39 Grad Celsius). Unbehandelt kann es zum Kreislaufschock mit Organversagen und Tod kommen.
Zu große Sorgen sollten Frauen sich wegen der Erkrankung jedoch nicht machen. Das TSS tritt tatsächlich äußerst selten auf. In Deutschland gibt es pro Jahr nur zwischen 50 und 80 Fälle. Die meisten Erwachsenen sind durch frühere, kleine Hautinfektionen zudem gegen die Erreger und ihre Toxine immun. Dazu kommt: Es stimmt zwar, dass knapp die Hälfte der TSS-Fälle in Deutschland bei Frauen auftreten; die bakterielle Infektion kann jedoch auch durch die Verwendung von Menstruationstassen, durch Komplikationen mit einem Diaphragma oder im Wochenbett ausgelöst werden, schreibt das Robert Koch-Institut. Auch Infektionen bei Hauterkrankungen, Verbrennungen und chirurgischen Wunden können das TSS auslösen. Bei Frauen und Männern.
Die Größe des Tampons sollten Frauen der Stärke ihrer Blutung anpassen. Denn blutet eine Frau nur leicht und verwendet einen sehr großen, saugfähigen Tampon, könne es passieren, dass dieser das Scheidensekret aufnimmt, das die Vagina vor eindringenden Keimen schützt. Zu oft sollten Frauen ihn ebenfalls nicht wechseln: »Ist der Tampon noch nicht vollgesogen, sondern nahezu trocken, können durch die Reibung minimale Läsionen in der Haut der Vagina entstehen, wodurch wiederum die Infektionsgefahr steigt«, erklärt der Frauenarzt. »Man muss den Tampon nicht jedes Mal wechseln, wenn man auf Toilette geht«, bestätigt Scharrel: »Vagina, Harnröhre und Darm sind schließlich separate Organe mit je eigenen Öffnungen.« Beim Wasserlassen können Frauen das Tamponbändchen daher einfach zur Seite halten. Um herauszufinden, ob der Wattebausch voll ist, empfiehlt die Frauenärztin, vorsichtig am Bändchen zu ziehen: »Lässt sich der Tampon leicht bewegen, ist er für gewöhnlich vollgesogen.« Dann heißt es: wechseln.
Wie empfehlenswert sind Menstruationstassen?
Für die Cups gilt dasselbe wie für Tampons: Sie müssen sauber sein. Einmal entfernt, sollten Frauen die Menstruationstasse daher gründlich mit Wasser ausspülen. Wer gerade unterwegs ist, könne sie auch mit speziellen Reinigungstüchern auswischen. Nach der Periode sollte der Becher außerdem in einem Topf mit Wasser ausgekocht werden. »Halten sich Frauen an diese Vorgaben, sind Menstruationstassen hygienisch«, sagt Scharrel.
In Bezug auf Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe schneiden die Tassen ähnlich gut ab wie die Tampons, wie der »Öko-Test« 2020 zeigte. Bedenkliche Substanzen fanden die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen tatsächlich nur bei einer von 15 Marken. Ob eine Frau während der Periode zum Tampon oder zur Menstruationstasse greift, bleibt daher jeder selbst überlassen. Aus gynäkologischer Sicht sei gegen keine der beiden Varianten etwas einzuwenden, heißt es beim »Öko-Test«.
Eine Einschränkung gibt es jedoch: Laut Angaben einiger Hersteller dürfen die Cups bis zu zwölf Stunden in der Vagina bleiben. Davon rät Frauenarzt Albring ab. Er empfiehlt, Menstruationstassen wie Tampons spätestens nach acht Stunden zu entfernen. Denn je länger das Blut in der Vagina gesammelt werde, desto leichter könnten sich potenziell krank machende Keime und Bakterien vermehren. Auch Menstruationstassen hätten schon zu TSS-Fällen geführt.
Wenn die Vagina akut infiziert ist, ist auf Menstruationstassen zu verzichten. Und Frauen, die mit Spirale verhüten, sollten statt zu Cups eher zu Tampons oder Binden greifen. Denn es kann passieren, dass sie die Spirale mit der Menstruationstasse herausziehen oder das Verhütungsmittel so verrutscht, dass es unsicher wird.
Menstruationshygiene – ein Tabu
Offen über Menstruationshygiene sprechen zu können, ist wichtig. Doch das ist nicht überall möglich. Weltweit gehen rund 130 Millionen Mädchen nicht zur Schule, ein Teil davon wegen ihrer Periode, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet. In manchen Ländern müssen junge Mädchen und Frauen währenddessen in so genannte »Menstruationshütten« ziehen, einige Schulen haben keine Wasser- und Sanitäranlagen, und oft fehlt Frauen schlicht und einfach das Geld für die notwendigen Hygieneprodukte. »Period poverty« nennt sich dieses Phänomen – zu Deutsch: »Periodenarmut«.
Europa ist davon nicht ausgenommen. In den Niederlanden können sich laut WHO beispielsweise rund zehn Prozent der Mädchen und jungen Frauen weder Binden noch Tampons leisten. In Schottland ist in manchen Regionen gut jede vierte Schülerin von Periodenarmut betroffen. Die schottische Regierung sorgt in einem Pilotprojekt nun dafür, dass es in den Toiletten von Schulen und Universitäten Binden und Tampons gibt. Für Deutschland gibt es zur Periodenarmut keine verlässlichen Zahlen, was nicht bedeutet, dass es sie hier zu Lande nicht gibt.
Am stärksten betroffen sind jedoch die Länder des Globalen Südens. Viele Frauen greifen hier während ihrer Menstruation zu Lappen oder Socken, was das Risiko für Infektionen der Fortpflanzungs- und Harnwege erhöht. Dabei ist »Menstruationshygiene und -gesundheit ein grundlegendes Menschenrecht«, betont die WHO und ruft die Regierungen weltweit auf, zu handeln.
Wie steht es um Menstruationsschwämme?
Die Schwämme sind nicht nur wiederverwendbar, sondern bestehen in der Regel aus biologischem Material oder medizinischem Silikon. Wie Tampons werden sie in die Vagina eingeführt und saugen dort die Menstruationsflüssigkeit auf. Ist das Schwämmchen voll, wird es durch die Anspannung der Beckenbodenmuskulatur aus der Vagina gepresst. Manche Frauen befestigen auch ein Bändchen an dem Schwamm und ziehen ihn daran heraus. Bevor man ihn erneut einsetzt, wird er wie die Menstruationstasse unter Wasser ausgespült. Damit keine Gewebe- und Blutreste zurückbleiben, empfehlen die Hersteller, den Schwamm nach der Menstruation ein bis zwei Stunden in Essigwasser und/oder Wasser mit einer dreiprozentigen Wasserstoffperoxidlösung aus der Apotheke einzulegen.
Frauenarzt Albring bezweifelt allerdings, dass das wirklich ausreicht, um alle potenziell krank machenden Keime sowie Blut- und Gewebereste zu entfernen. Besonders heikel: Viele spülen die Schwämme nur kurz unter Wasser ab. Dann sind ganz sicher noch Erreger übrig, wenn frau sich den Schwamm wieder einführt. Deshalb raten einige Frauenärzte eher von Menstruationsschwämmchen ab.
Was hat es mit Periodenunterwäsche auf sich?
Das ist ein recht neuer Trend. Es handelt sich dabei um Slips mit einem integrierten Schutzbereich. Die fest eingenähte Stoffbinde ist laut Angaben der Hersteller auslaufsicher, bindet durch eine spezielle Technik unangenehme Gerüche und kann bis zu zwölf Stunden getragen werden. Wie Menstruationstassen und -schwämme lassen sich die Perioden-Pantys wiederverwenden. Das, Sie ahnen es womöglich schon, ist der problematische Teil: »Um alle blutigen Rückstände und potenziell krank machenden Keime zu entfernen, ist die Unterwäsche bei mindestens 60 Grad Celsius zu waschen«, sagt Gynäkologin Scharrel. Periodenunterwäsche vertrage allerdings nur einen Waschgang bei 40 Grad Celsius. Aus hygienischer Sicht reiche das nicht aus.
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