Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Merkur am Abendhimmel
Anfang des Monats ist der Mond voll beleuchtet und versperrt uns mit seinem hellen Schein die Sicht in die Tiefen des Universums. Leider ist es nicht sehr spannend, den Vollmond zu betrachten. Dadurch, dass er aus unserer Richtung gesehen frontal von der Sonne beleuchtet wird, sehen wir bis auf hellere und dunklere Bereiche keinerlei Oberflächendetails, da die Schattenwürfe der zerklüfteten Mondoberfläche fehlen.
Bei einer Phase zwischen Voll- und Neumond sieht das schon ganz anders aus. Dann lohnt es sich, speziell die Tag-Nacht-Grenze des Monds genauer zu beobachten, den so genannten Terminator. Besonders in diesem Bereich sind dann durch den Schattenwurf die Krater, Rillen, Berge und Täler auf der Mondoberfläche sehr plastisch und kontrastreich zu sehen. Und da sich die Mondphase täglich ein wenig ändert, ändern sich auch die besonders gut sichtbaren Bereiche Tag für Tag. Der Erdtrabant geht jedoch immer später auf, so dass wir schon einige Tage nach Vollmond fast die ganze erste Nachthälfte für andere, viel leuchtschwächere Himmelsobjekte nutzen können.
Am 15. März erreicht der innerste Planet Merkur seine größte Elongation zur Sonne. Er erreicht dann mit rund 18 Grad den maximal möglichen Abstand zur Sonne am Himmel. Er ist dann abends nach Sonnenuntergang gut und vor allem sicher bis zum Ende der Dämmerung etwa eine Stunde lang zu beobachten, bevor er am Westhorizont untergeht. Merkur ist mit rund 4900 Kilometer Durchmesser etwas kleiner als Mars und rund ein Drittel größer als unser Mond. Im Teleskop erscheint er als ein winzig kleiner Halbmond. Das ist eine Besonderheit der Planeten innerhalb der Erdbahn. Nur bei ihnen ist es möglich, schmale Beleuchtungsphasen zu sehen. Mit großen Einschränkungen geht das auch noch bei Mars, der manchmal eiförmig wirkt. Die äußeren Planeten Jupiter und Saturn sind jedoch zu weit weg, um sie so weit von der Seite beobachten zu können. Merkur ist am Abendhimmel nach Sonnenuntergang relativ leicht zu finden, denn die helle Venus steht als Abendstern mit nur vier Grad Entfernung (acht Vollmondbreiten) ganz in der Nähe. Merkur ist dabei recht genau zur Hälfte beleuchtet, während die Venus derzeit tatsächlich viel weiter von uns entfernt ist und noch als fast voll erscheint. Sie kommt langsam hinter der Sonne hervor und hat ihren großen glanzvollen Auftritt am Abendhimmel erst im Juni.
Sobald sich der Mond in die zweite Nachthälfte zurückgezogen hat, können wir wieder die Objekte des Frühlingshimmels aufsuchen. Im unscheinbaren Sternbild Jagdhunde treffen wir auf die Walfischgalaxie NGC 4631. Wie die meisten Himmelsobjekte verdankt auch diese Galaxie ihren Namen ihrer Erscheinung. Es ist wirklich verblüffend, wie gut dieser Name passt. Man könnte meinen, sogar die Flossen zu erkennen. Sie hat auch eine Begleitgalaxie, die von Amateurastronomen gerne liebevoll das "Walbaby" oder "Walkalb" genannt wird. Die Galaxie ist mit rund 9 mag Helligkeit in relativ kleinen Teleskopen ab etwa 150 Millimeter Öffnung sichtbar und zeigt dann auch schon ihre charakteristische Struktur.
Direkt neben der Walfischgalaxie befindet sich die nicht weniger kuriose Hockeyschläger-Galaxie NGC 4656. Ihre besondere Form bekam die Galaxie wohl vor langer Zeit aus einer Begegnung mit der Walfischgalaxie. Sie ist mit 10 mag etwas leuchtschwächer. Beide Galaxien sind ab etwa 250 Millimeter Teleskopöffnung gut nebeneinander zu sehen.
Noch ein kleines Stück weiter südlich liegt das Sternbild Haar der Berenike, lateinisch: Coma Berenices, das den Coma-Galaxienhaufen beherbergt. Das Sternbild selbst ist nicht sehr auffällig. Man kann jedoch die Position des Galaxienhaufens schon mit dem bloßen Auge gut erkennen, denn an der gleichen Stelle befindet sich eine auffällige Ansammlung von Sternen. Die Nadelgalaxie NGC 4565 hat es mir dabei besonders angetan. Sie liegt mitten im Coma-Haufen und ist der perfekte Prototyp einer Edge-on-Galaxie, also einer Spiralgalaxie, die wir exakt von der Kante sehen. Sie hat eine dünne, genau definierte Scheibe und eine gut sichtbare, zentrale Aufwölbung (Bulge) in der Mitte, wo sich das Galaxienzentrum befindet.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.