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Wassernotstand : Der Garten Eden trocknet wieder aus

Die Mesopotamischen Sümpfe im Irak gelten als Garten Eden der Bibel. Doch Dürre und kriegerische Konflikte um das Wasser zerstören das Ökosystem erneut.
Marscharaber in den Mesopotamischen Sümpfen

Der irakische Diktator Saddam Hussein zerstörte sie, um die schiitischen Bewohner – und Gegner seines Regimes – zu vertreiben und ihnen die Lebensgrundlage zu nehmen. Nach seinem Fall erholten sich die Sümpfe zwischen Euphrat und Tigris aber wieder zügig, weil Dämme niedergerissen und Gräben zugeschüttet wurden: Wasser flutete erneut das Marschland, und die Natur erholte sich zügig – auch wenn sich Mesopotamiens so genannter Garten Eden nicht wieder zu voller Größe entwickeln konnte. Doch nun ist das global bedeutende Feuchtgebiet neuerlich in seinem Bestand bedroht. Nach Angaben des "New Scientist" fiel der Wasserpegel in den letzten Wochen auf den niedrigsten Stand seit den 1990er Jahren, als Husseins Attacke auf das Ökosystem begann. Schuld daran ist aber keine ausgeprägte Dürre, denn laut Angaben von Jassim Al-Asadi von der Organisation Nature Iraq gegenüber dem "New Scientist" regnete es während des Winters eigentlich ausreichend, um auch die Sümpfe mit Wasser zu versorgen. Stattdessen spielen wohl der Krieg im Irak und die türkische Staudammpolitik eine entscheidende Rolle.

Entlang des Euphrat blockieren mehrere große Staudämme den freien Fluss des Wassers – darunter einige Sperrwerke am Oberlauf in der Türkei. Vertraglich hatten der Irak und die Türkei vereinbart, dass 500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Irak strömen sollen. Doch im Juni beschuldigte das irakische Parlament den Nachbarn, sich nicht an diese Vereinbarung zu halten. Gegenüber dem "New Scientist" wollten sich die türkischen Behörden nicht äußern, doch angeblich floss seit Juli wieder mehr Wasser den Euphrat hinab. Dort staut es sich allerdings auch am Ramadi-Damm, der von Milizen der Terrorgruppe Islamischer Staat im Mai erobert wurde. Sie schlossen die Fluttore und leiteten das Wasser in einen nahe gelegenen See um, der normalerweise überschüssiges Wasser aus der Regenzeit aufnehmen soll. Indem sie den flussabwärts wohnenden Menschen das Wasser abschneiden, wollen die Milizen ihre Gegner treffen. Doch auch die irakische Regierung scheint nicht ganz unschuldig an der Situation zu sein, berichtet Azzam Alwash von Nature Iraq. 75 Prozent des verbliebenen Wassers im Euphrat werde demnach verwendet, um Reisfelder zu fluten – obwohl dieser Anbau in wasserarmen Zeiten unterbleiben sollte. Mehr als die Hälfte der in den vergangenen Jahren versumpften Fläche sei demnach schon wieder ausgetrocknet – zum Schaden des eigentlich produktiven und fischreichen Ökosystems und seiner Menschen.

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