Merkur: Messenger schreibt Geschichte
Nach einer sechseinhalb Jahre dauernden Reise im inneren Sonnensystem erreichte die US-amerikanische Raumsonde Messenger in der Nacht auf den 18. März 2011 ihr angestrebtes Ziel, den Merkur, und schwenkte erfolgreich in eine Umlaufbahn um den sonnennächsten Planeten ein. Um in die unwirtliche heiße Umgebung vorzustoßen, legte die Sonde 7,9 Milliarden Kilometer zurück und umkreiste die Sonne insgesamt 15-mal. Nach Mariner 10, die den Merkur in den 1970er Jahren dreimal nur passiert hat, ist Messenger erst die zweite Raumsonde, die den innersten Planeten unseres Sonnensystems besucht – und die erste, die ihn von jetzt an während eines Jahres als Satellit umrundet.
Auf ihrem Weg in das Innere des Sonnensystems flog Messenger einmal an der Erde, zweimal an der Venus und dreimal an Merkur, ihrem späteren Ziel, vorbei. Ohne diese Vorbeiflüge hätte sich Messenger mit so hoher Geschwindigkeit auf den Planeten zu bewegt, dass kein Antriebssystem der Welt sie genügend abbremsen und auf eine Umlaufbahn um den Planeten hätte bringen können. Das 155 Millionen Kilometer von der Erde entfernt durchgeführte Abbremsmanöver glückte reibungslos. Nachdem sich Messenger so weit gedreht hatte, bis sie bereit war, in die Umlaufbahn um Merkur einzuschwenken, zündete um 1:45 Uhr MEZ wie geplant ihr Haupttriebwerk und feuerte 15 Minuten lang in Richtung der Vorwärtsbewegung. Die Geschwindigkeit von Messenger verlangsamte sich gegenüber Merkur um 860 Meter pro Sekunde.
Erst als die Sonde langsam genug war, ließ sie sich vom relativ schwachen Gravitationsfeld des Planeten einfangen. Erschwerend kam bei diesem Vorhaben hinzu, dass die Schwerkraft der nahen Sonne viel größer ist als diejenige von Merkur. Die Einspeisung in die Umlaufbahn kostete die Sonde 31 Prozent ihres Treibstoffvorrats, den sie beim Start mitführte. Kurz nach zwei Uhr MEZ traf in der Einsatzleitzentrale das heiß ersehnte radiometrische Signal ein, das ein erfolgreiches Einschwenken in die Umlaufbahn bestätigte. Eine halbe Stunde später drehte sich Messenger zurück zur Erde und begann, erste Daten zu liefern. Sie zeigten, dass das kritische Manöver ohne technische Probleme verlaufen war und die Sonde die anvisierte Bahn exakt erreicht hat. Am 29. März 2011 funkt Messenger die ersten Bilder zur Erde und am 4. April 2011 nimmt sie ihren Routinebetrieb auf.
Merkur wirft viele Fragen auf
Auf die historische erste Umkreisung von Merkur werden nun ein Jahr lang im Zwölfstundenzyklus weitere folgen. Bis auf 200 Kilometer wird Messenger dem innersten und daher auch schnellsten Planeten unseres Sonnensystems nahe kommen. Das widerstandsfähige und mit einem Hitzeschild gewappnete Raumfahrzeug führt sieben wissenschaftliche Instrumente und ein Radiowellen-Experiment mit, um dem Planeten seine Geheimnisse zu entlocken. Auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sind an der amerikanischen Mission beteiligt und werten die gewonnenen Daten von drei der Instrumente aus.
Merkur gehört zu den erdähnlichen felsigen Planeten so wie Venus und Mars, ist unter diesen der dichteste und derjenige mit der ältesten Oberfläche, aber im Gegensatz zu den anderen noch kaum erforscht. Mit einem Durchmesser von 4878 Kilometern ist er nur wenig größer als der Mond. Seine Umlaufbahn um die Sonne weist die größte Exzentrizität von allen Planeten des Sonnensystems auf. Zwar sind nach den Vorbeiflügen von Mariner 10 und Messenger nur noch fünf Prozent seiner Oberfläche unbeobachtet. Die Rätsel, die der extreme ungewöhnliche Planet aufwirft, sind aber nach wie vor zahlreich: Warum ist dieser Planet so außergewöhnlich dicht? Was hat es mit seinem Magnetfeld auf sich? Befindet sich an seinen Polen tatsächlich gefrorenes Eis? In seinem Inneren scheint Merkur der Erde zu ähneln, außen aber sieht er aus wie der inaktive alte Erdmond. Diesen Widerspruch wollen die Wissenschaftler mit Hilfe der Daten von Messenger auflösen.
Rahel Heule
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