Indianische Hochkulturen: Mexikanisches Kastenwesen
Einst herrschte eine Art präkolumbianischer Steinzeitkommunismus: Jeder teilte alles mit jedem, und alle waren gleich - selbst in religiösen Zeremonien. Doch dann kam der Fortschritt und mit ihm das Ende der Gleichheit: Das wohl erste Kastenwesen war geboren.
Das Leben im mexikanischen Oaxaca vor 4000 bis 10 000 Jahren war nicht einfach, stets drohten Hungersnöte, Naturkatastrophen oder missgünstige Nachbarn. Aber wenigstens innerhalb des eigenen Familien- und Sippenverbandes herrschten, wenn nicht Harmonie, so doch wenigstens halbwegs egalitäre Verhältnisse: Alle Mitglieder der Sippe – zumindest die männlichen – waren Gleiche unter Gleichen, durften an frühen religiösen und rituellen Praktiken teilnehmen oder sie selbst ausüben.
Diese Riten fanden allerdings nur während der günstigen Regenzeiten statt, in denen sich die einzelnen nomadischen Familienverbände der Gruppe an ihrem Stammsitz versammelten. Das Wetter erlaubte es dann, Bohnen und Kürbisse zu pflanzen, und auch sonst war Nahrung nicht zu knapp. Dadurch hatte das Völkchen – der gröbsten Existenznöte entledigt – wiederum die Muße, rituelle Kultgegenstände anzufertigen oder Feste zu feiern.
Zu diesem Zwecke legten sie auch einen Tanzboden an, der nach Aussage von Joyce Marcus und Kent Flannery von der Universität von Michigan das bislang älteste nachgewiesene rituelle Artefakt Mexikos ist. Es bestand aus einem Rechteck, das zwei parallele Steinreihen umrandeten, und diente wohl auch Initiationsveranstaltungen oder sportlichen Wettkämpfen.
Dieses einigermaßen freie und gleichsinnige Leben nahm vor 3450 Jahren eine dramatische Wende. Die Kultivierung der Maispflanze war soweit fortgeschritten, dass die Ernteerträge ein sesshaftes Leben ermöglichten. Die Gemeinschaft wuchs, und erste Sozialstrukturen reiften. Qua Geburt gab es noch keine Unterschiede, aber jedem Mann stand es frei, durch Erfüllen von bestimmten rituellen Aufgaben auf der Karriereleiter nach oben zu klettern.
Als Preis winkte der Zutritt zum so genannten Männerhaus, in das nur wahrhaftig gestandene Herrschaften gelangten. Dort durften sie sich mit Kautabak, Stechapfel und Pflanzensäften kurieren oder stärken, und man weihte sie in religiöse Geheimnisse ein.
Während zu dieser Zeit allerdings noch jeder zum Zeremonienmeister aufsteigen konnte, verschärften sich einige hundert Jahre später mit dem Wachstum des Dorfes die sozialen und rituellen Kontraste: Das erste religiöse Kastenwesen auf amerikanischem Boden entstand. An Würdeträgerpositionen gelangte man nun nur durch Vererbung und nicht mehr durch sozialen Aufstieg. Die Abgrenzung zum Plebs zeigten die Priester durch das Tragen von Luxusgütern wie Jade-, Magnetit- oder Perlmuttschmuck – und mit Deformationen ihres eigenen Schädels.
Etwa 2450 Jahre vor unserer Zeit erklomm die Gesellschaft die nächste Stufe der kulturellen Entwicklung und gründete den Staat der Zapoteken – eine frühe indianische Hochkultur Mexikos. Ihre Hauptstadt entstand auf dem Monte Albán; sie ist heute ein beliebtes Touristenziel in der Nähe von Oaxaca-Stadt. Ihre Gelehrten entwickelten zwei Kalender, einen rituellen mit 260 und einen Sonnenkalender mit 365 Tagen. Beide hielten sich bis in die Zeit der Mixteken und der Azteken. Religiöse Ereignisse wurden nun ausschließlich von Vollzeitpriestern abgehalten und mit den Kalendern abgestimmt. Da diese Tätigkeit nun eine Daueraufgabe darstellte, zogen die hohen Herren gleich ganz in den Tempel ein, sodass diese ausgebaut werden mussten.
Das Volk hatte es dagegen weniger leicht: Nicht nur mussten sie auf den Feldern schuften und in einfachen Behausungen leben, sondern von Zeit zu Zeit auch Kriege gegen Nachbarvölker führen oder vereinzelt ihren Herren als Opfergabe dienen. Die nach den Kalendern bereits potenziell möglichen Montagsdemonstrationen gegen diese Willkür blieben jedoch anscheinend aus.
Diese Riten fanden allerdings nur während der günstigen Regenzeiten statt, in denen sich die einzelnen nomadischen Familienverbände der Gruppe an ihrem Stammsitz versammelten. Das Wetter erlaubte es dann, Bohnen und Kürbisse zu pflanzen, und auch sonst war Nahrung nicht zu knapp. Dadurch hatte das Völkchen – der gröbsten Existenznöte entledigt – wiederum die Muße, rituelle Kultgegenstände anzufertigen oder Feste zu feiern.
Zu diesem Zwecke legten sie auch einen Tanzboden an, der nach Aussage von Joyce Marcus und Kent Flannery von der Universität von Michigan das bislang älteste nachgewiesene rituelle Artefakt Mexikos ist. Es bestand aus einem Rechteck, das zwei parallele Steinreihen umrandeten, und diente wohl auch Initiationsveranstaltungen oder sportlichen Wettkämpfen.
Am Horizont der Zeitgeschichte kündigten sich jedoch schon blutigere Zeremonien an. Bald wurde das Enthaupten menschlicher Opfer populär, das sich später bis zum serienmäßigen Köpfen der Maya- und Aztekenkulturen steigerte. Die archaischen Nomadenvölker des siebten vorchristlichen Jahrtausends opferten allerdings nur wenige, die zudem kulinarisch verwertet wurden: Man kochte die Leiber und verzehrte sie teilweise, bevor die Reste mit Körben und wilden Früchten in Höhlen beigesetzt wurden.
Dieses einigermaßen freie und gleichsinnige Leben nahm vor 3450 Jahren eine dramatische Wende. Die Kultivierung der Maispflanze war soweit fortgeschritten, dass die Ernteerträge ein sesshaftes Leben ermöglichten. Die Gemeinschaft wuchs, und erste Sozialstrukturen reiften. Qua Geburt gab es noch keine Unterschiede, aber jedem Mann stand es frei, durch Erfüllen von bestimmten rituellen Aufgaben auf der Karriereleiter nach oben zu klettern.
Als Preis winkte der Zutritt zum so genannten Männerhaus, in das nur wahrhaftig gestandene Herrschaften gelangten. Dort durften sie sich mit Kautabak, Stechapfel und Pflanzensäften kurieren oder stärken, und man weihte sie in religiöse Geheimnisse ein.
Während zu dieser Zeit allerdings noch jeder zum Zeremonienmeister aufsteigen konnte, verschärften sich einige hundert Jahre später mit dem Wachstum des Dorfes die sozialen und rituellen Kontraste: Das erste religiöse Kastenwesen auf amerikanischem Boden entstand. An Würdeträgerpositionen gelangte man nun nur durch Vererbung und nicht mehr durch sozialen Aufstieg. Die Abgrenzung zum Plebs zeigten die Priester durch das Tragen von Luxusgütern wie Jade-, Magnetit- oder Perlmuttschmuck – und mit Deformationen ihres eigenen Schädels.
Zudem verlangten höhere Stände schon damals gehobenes Ambiente, und so ersetzten erste Pyramidentempel aus Lehm und Stein die einfachen Herrenhäuser. Zum Richtfest opferte man einen Menschen und baute ihn in das Gebäude mit ein, während ein zweiter Körper geröstet und in Teilen verspeist wurde. Allerdings wiesen die Priester laut den Wissenschaftlern auch masochistische Züge auf, denn sie geißelten sich mit Obsidian-Stiletts rituell selbst bis auf das Blut.
Etwa 2450 Jahre vor unserer Zeit erklomm die Gesellschaft die nächste Stufe der kulturellen Entwicklung und gründete den Staat der Zapoteken – eine frühe indianische Hochkultur Mexikos. Ihre Hauptstadt entstand auf dem Monte Albán; sie ist heute ein beliebtes Touristenziel in der Nähe von Oaxaca-Stadt. Ihre Gelehrten entwickelten zwei Kalender, einen rituellen mit 260 und einen Sonnenkalender mit 365 Tagen. Beide hielten sich bis in die Zeit der Mixteken und der Azteken. Religiöse Ereignisse wurden nun ausschließlich von Vollzeitpriestern abgehalten und mit den Kalendern abgestimmt. Da diese Tätigkeit nun eine Daueraufgabe darstellte, zogen die hohen Herren gleich ganz in den Tempel ein, sodass diese ausgebaut werden mussten.
Das Volk hatte es dagegen weniger leicht: Nicht nur mussten sie auf den Feldern schuften und in einfachen Behausungen leben, sondern von Zeit zu Zeit auch Kriege gegen Nachbarvölker führen oder vereinzelt ihren Herren als Opfergabe dienen. Die nach den Kalendern bereits potenziell möglichen Montagsdemonstrationen gegen diese Willkür blieben jedoch anscheinend aus.
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